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Ausgabe 102-2/2005

LIEBER FRANKIE

DEAR FRANKIE

Produktion: Pathé Pictures / Scorpio Films / Scottish Screen / Sigma Films; Großbritannien 2004 – Regie und Kamera: Shona Auerbach – Buch: Andrea Gibb – Schnitt: Oral Norrie Ottey Musik: Alex Heffes – Darsteller: Emily Mortimer (Lizzie), Gerard Butler (Der Fremde), Jack McElhone (Frankie) u. a. – Länge: 105 Min. – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: Buena Vista – Altersempfehlung: ab 8 J.

Schon wieder ein Umzug! Frankie, neun Jahre alt und gehörlos, hat es aufgegeben, seine Mutter Lizzie und die Großmutter nach dem Warum zu fragen. Sobald er sich irgendwo eingelebt hat, geht es zum nächsten Ort irgendwo in Schottland, in die nächste Schule. Frankie liebt sowieso seine eigene Welt, und das ist die weite, ferne. Dort wo sein Vater als Seemann auf der HMS Accra herumschippert. Eine mit Fähnchen markierte Weltkarte an der Wand zeigt die Route des Schiffes, die Frankie aus den ausführlichen Briefen des Vaters kennt. In den Antworten schreibt der Junge, was ihn bewegt, seine geheimsten Wünsche und Sehnsüchte vertraut er ihm an. Was Frankie nicht weiß – die Mutter ist die Absenderin und auch die Empfängerin der Briefe. Als Frankie freudestrahlend von der Schule heimkommt und berichtet, dass die 'Accra' in den nächsten Tagen den örtlichen Hafen anläuft, fällt Lizzie aus allen Wolken, hat sie sich den Namen des Schiffes doch nur ausgedacht. Ihr erster Reflex ist – wie so oft – Flucht, der zweite ein knallharter Plan. Das Spiel muss weitergehen, sie wird einen Mann engagieren, der für einen Tag gegen Honorar den Vater mimt. Den findet sie in einem wortkargen, faszinierenden Fremden, dem sie die vertraulichen Briefe für sein Rollenstudium überreicht. Doch der hält sich nicht an die Abmachung, verlangt einen zweiten Tag mit "seinem Sohn" und mit Lizzie. Es wird wider Lizzies Erwarten ein wunderschöner Tag mit einem romantischen Ausklang. Was Frankie ganz einfach nur glücklich macht. Auch wenn er nichts hört, so spürt er doch eine ganze Menge, in jedem Fall mehr als seine Mutter ahnt. Die Geschichte eskaliert, als der biologische Vater auf dem Sterbebett einen letzten Wunsch hat – einmal noch Frankie sehen ...

Die Regisseurin Shona Auerbach hat in ihrem Spielfilmdebüt eine die Herzen berührende Story mutig und konsequent inszeniert, ganz auf ihre kleinen und großen Schauspieler setzend und auf die herbe Schönheit der schottischen Küstenlandschaft. Es ist die Geschichte einer alleinerziehenden Mutter, die ihr Kind vor der Vergangenheit schützen will, vor einem gewalttätigen Vater, der einst Frankie so geschlagen hat, dass er sein Gehör verlor, was der Junge nicht weiß. Sie erfindet lieber einen guten abwesenden Vater, dessen Briefe zum Kostbarsten in Frankies Leben werden. Und umgekehrt: Lizzie erfährt aus den nicht für sie bestimmten Zeilen, was ihr Kind denkt und fühlt. Sie weiß, dass sie Unrecht tut und möchte doch den Augenblick der Wahrheit so lange wie möglich hinauszögern, weil sie fürchtet, das Vertrauen ihres Sohnes zu verlieren.

Dem Film liegt ein Drehbuch für einen 15-minütigen Kurzfilm von Andrea Gibb zugrunde, das zufällig bei Shona Auerbach landete, während sie – nach ihrem ersten Kurzfilm – einen Spielfilmstoff suchte. Zur gleichen Zeit lernte sie die Produzentin Caroline Wood kennen und die kreative Zusammenarbeit der drei jungen Frauen begann. "Kolya" (Jan Sverák, Tschechische Republik 1996) war das Vorbild der Regisseurin und der Produzentin für ihren Film über die Beziehung zwischen einem Kind und einem Erwachsenen, ein moralisches Dilemma, in das sich die Erwachsenen immer mehr hineinmanövrieren. Ihr Film stellt erst gar nicht die Frage, ob Liebe eine solche Lüge rechtfertigt, gibt aber die klare Antwort: Eine dermaßen motivierte Lüge verkraftet auch die härteste Wahrheit. Frankie jedenfalls verzeiht der Mutter, seine Nähe zu ihr hat eine neue Qualität bekommen. Seit der Junge weiß, was in seiner Vergangenheit geschah, erschließen sich ihm Ungereimtheiten und erstmals erlebt er, dass seine Mutter glücklich sein kann – an der Seite eines Fremden, der für Frankie zu einem echten Freund geworden ist.

Gudrun Lukasz-Aden

 

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