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Ausgabe 102-2/2005

2 ODER 3 DINGE, DIE ICH VON IHM WEISS

Produktion: Svarc. Filmproduktion / HR / SR / SWR / Arte; Deutschland 2005 – Regie und Buch: Malte Ludin – Kamera: Franz Lustig – Schnitt: Iva Svarcová, Malte Ludin – Musik: Werner Pirchner, Hakim Ludin – Länge: 87 Min. – Farbe und S/W – FSK: ab 12 – Verleih: plan7-Filmverleih/Central, Tel. 0172 3234845 – Altersempfehlung: ab 14 J.

Eine Pressenotiz zu diesem Dokumentarfilm vermeldet nüchtern: "Die Familie eines Nazitäters, 60 Jahre nach Kriegsende. Längst ist die Wahrheit über die Rolle des Vaters während des Krieges aktenkundig, aber die Witwe, seine Kinder und Kindeskinder streiten darüber wie über ein Geheimnis, das nicht gelüftet werden darf."

Es ist kein Geheimnis: der Vater – ein Täter, Verbrecher, Mörder und – eben auch der Vater ...

Der Dokumentarist und Politologe Malte Ludin hat über diesen Streit ein filmisches Protokoll erstellt. Dem Streit können wir als Zuschauer weder unbeteiligt "beiwohnen" noch gleichgültig das Protokoll "zur Kenntnis nehmen". Es geht uns auch an, denn es geht um deutsche Verhältnisse – dieses Konglomerat aus dem, was war, ist und werden soll in diesem Land.

"2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß" führt vor: Der Riss geht durch die Familie und er bleibt. Dieser Riss durchzieht ebenso den Film und da wird nichts beschönigt. Und schließlich: Dieser Riss trifft auch den Zuschauer, der muss sich ihm stellen.

Ludin zieht uns mit hinein, macht uns zu Beteiligten an dieser Auseinandersetzung, verwehrt uns den sicheren Platz des Beobachters, fordert unsere Meinung ein in "dieser Angelegenheit", er provoziert. Aber so einfach ist "die Sache" nicht. Denn die Wahrheit ist nicht umzudeuten – sie war und ist deutsche Vergangenheit und Verantwortung! Sie bleiben und mit ihnen der Schmerz. Wie wir uns zu ihnen verhalten, mag vielleicht mit dazu beitragen, künftigen Schmerz zu verhindern.

Es ist Ludins Leistung, diese Aufforderung zu einer sehr persönlichen und öffentlichen Sache gemacht zu haben. Es ist der Courage aller am Filmprojekt beteiligten Familienmitglieder zu danken, dass sie ihn hierbei unterstützten – bei aller Zwiespältigkeit ihrer Aussagen und der Zwiespältigkeit, die diese in uns Zuschauern auslöst. Der Film hält keine endgültigen Antworten parat. Ludin lässt jedem seiner Geschwister Raum. Man spürt, mitunter tut er es nur widerstrebend, weil seine Haltung nicht geteilt wird. Aber er tut es. Und macht hernach die eigene Haltung umso deutlicher. Das erleichtert es für den Zuschauer nicht. Ja, es ist so gewollt! Wir sollen uns nicht ausrichten oder anschließen dieser oder jener Meinung: Wir sollen selbst Stellung beziehen, Haltung zeigen. Hier lauern Provokation und Wert des Films und machen ihn interessant gerade für junge Leute.

Gleichgültigkeit wäre der Anfang. Das ist vielleicht eine der Mitteilungen dieses Films. Das Wort "Botschaft" wäre zu vermeiden. Die Wunde ist tief und – sie wird nicht vernarben. Die eingangs erwähnte Ankündigung zum Film vermerkt ebenfalls ein Zitat, das an dieser Stelle wiederholt werden soll, weil es nichts von seiner Aktualität verloren hat – gerade in diesen Tagen im 60. Jahr nach dem 8. Mai 1945: "Du kannst die Vergangenheit ignorieren, aber die Vergangenheit ignoriert dich nicht" (Amos Oz).

Joachim Giera

 

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KJK-Ausgabe 102/2005

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