Produktion: SamFilm; Deutschland 2005 – Regie: Ben Verbong – Buch: Andreas Steinhöfel, Andreas Bradler, nach dem gleichnamigen Roman von Andreas Steinhöfel – Kamera: Jan Fehse – Schnitt: Alexander Dittner – Musik: Ralf Wengenmayr – Darsteller: Mario Adorf (Weihnachtsmann), Raban Bieling (Bertil Wagner), Sarah Beck (Kiki Wagner), Anja Kling (Kirsten Wagner), Jürgen Tarrach (Pannecke), Monika Hansen (Oma Wagner), Christine Neubauer (Gerlinde); Stimme von Mr. Moose: Armin Rohde – Länge: 90 Min. – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: Buena Vista – Altersempfehlung: ab 6 J.
Im tief verschneiten Wald verbreitet das Holzhaus der Familie Wagner Wärme und Geborgenheit. Alles sieht weihnachtlich friedlich aus. Ist es aber nicht. Im Hühnerhaus von Pannecke brennt die Lunte und schon beginnt ein Feuerwerk wie es die Hühner noch nicht erlebt haben. Der kleine Bertil Wagner hat mit dem üblen Streich nichts zu tun. Er war nur zufällig in der Nähe bei seinem Schneemann, hatte ihm seinen innigsten Weihnachtswunsch anvertraut. Die drei bösen Buben drohen Bertil mit Rache, falls er sie verraten sollte. Pannecke, fanatischer Jäger und Vermieter der Familie Wagner, der kein Haustier bei ihnen duldet, nimmt die Gelegenheit wahr, Bertils Mutter aufzusuchen, für die er gern mehr wäre als der ungern gesehene Vermieter. Wie schön wäre es doch, wenn Bertils Vater bei ihnen wäre, doch der forscht am Nordpol und wird wieder nicht zu Weihnachten kommen können.
Währenddessen saust ein unbekanntes sternenstaubgetriebenes Flugobjekt um die Erde, wird aus der Kurve getragen und kracht bei Wagners durchs Dach. Bertils Schwester Kiki, sonst nicht auf den Mund gefallen, staunt genauso wie der kleine Bruder und die Mutter, als ein ausgewachsener Elch mitten im Wohnzimmer liegt. Mit charmanter Stimme entschuldigt er sich und stellt sich als Mr. Moose vor. Er muss dringend zum Chef, der niemand anderes ist als der Weihnachtsmann, denn in zwei Tagen ist Weihnachten ...
Die skurrile Weihnachtsgeschichte von Andreas Steinhöfel – mehrere seiner Bücher sind bereits verfilmt worden (z. B. "Paul Vier und die Schröders", "Honigkuckuckskinder") – erschien vor zehn Jahren als Buch und wurde binnen kurzem zum Weihnachtsklassiker. Der Autor ist auch Mitverfasser des Drehbuchs für die Verfilmung und mit Ben Verbong ("Sams"-Filme) wurde ein Regisseur gewonnen, der sich mit großer Liebe zum Ganzen wie zum Detail der Geschichte angenommen hat. Er lässt seinen Zuschauern – nach dem explosiven, undurchschaubaren Anfang – Zeit zum Kennenlernen der Figuren. Da ist zum Beispiel Kiki, Bertils Schwester, auf den ersten Blick eine bebrillte Streberin, die sich im Laufe der Geschichte als gescheites, der Wissenschaft verpflichtetes Mädchen entpuppt, das selbstverständlich an den Weihnachtsmann glaubt, solange nicht das Gegenteil zu beweisen ist. Da ist Gerlinde, die Freundin der Mutter, die längst nicht so daneben ist wie sie aussieht. Auch die Oma sprengt alle Klischees. Und erst der Weihnachtsmann – was für eine Erscheinung! Trotz des Termindrucks behält er die Ruhe, verliert allerdings für einige Gläschen mit Oma Wagner kurzzeitig aber folgenreich den Überblick.
Die Gestaltung des "animatronischen" Elchs ist dem kreativen Team überzeugend gelungen. Das Tier hat Charakter, versagt nur gelegentlich bei Tisch. Mit seinem tiefen menschlichen Blick kann Mr. Moose den kleinen Bertil gut verstehen, hat er doch selbst einen geheimen Wunsch, nämlich einmal den Weinnachtsschlitten mit den Geschenken durch die Lüfte zu ziehen, was sonst immer die arroganten Rentiere übernehmen. Der Wunsch wird ihm erfüllt mit Hilfe des wieder gefundenen flimmernden Milchstraßenstaubes, der mindestens so schön ist wie der in "Lauras Stern", dem großen Weihnachtsfilm des letzten Jahres.
Der neue Kino-Weihnachtsfilm "Es ist ein Elch entsprungen" ist Familienunterhaltung im besten Sinne. Voller kleiner humorvoller und kluger Szenen, die auch Erwachsene amüsieren, wie zum Beispiel die Begegnung zwischen Psychiater und Weihnachtsmann und deren Rollentausch auf der Couch. Es geht in diesem Film um den Glauben an den Weihnachtsmann, der den Kindern zu früh genommen wird – und um die Freiheit von Wünschen überhaupt, auch wenn sie unerfüllbar scheinen. Mit einem Lied im Ohr (gesungen von Mario Adorf) und mit der Botschaft "Glaub doch an den Weihnachtsmann, an Wunder und an Sternengesang ..." kehren wir beschwingt zurück in die rationale Welt.
Gudrun Lukasz-Aden / Christel Strobel
Zu diesem Film siehe auch:
KJK 104-4/2005 - Interview - "Filme an die man glaubt, letztendlich möglich zu machen – darum geht es ja"
ES IST EIN ELCH ENTSPRUNGEN im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.
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