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Ausgabe 104-4/2005

DIE GESCHICHTE VON XIAO YAN

SHANGXUE LUSHANG

Produktion: China Shandong Film Studio; VR China 2004 – Regie: Fang Gangliang – Buch: Zhao Dongling, nach einer wahren Geschichte ("Ma Yan's Diary", hrsg. von Pierre Haski) – Kamera: Zhang Hao – Schnitt: Tu Yiran – Darsteller: Wu Xue, Ai Liya, Yang Shulin, Zhao Xue, Hu Zhixiao u. a. – Länge: 90 Min. – Farbe – Weltvertrieb: MASSWAY Film Distribution, Beijing / VR China, Fax +86-10-5873 2978 – e-mail: cindymilin@yahoo.com, Internet: www.ad-movie.com.cn – Altersempfehlung: ab 8 J.

Die Weiten des Himmels scheinen hier unendlich zu sein. Mit seinem leuchtenden Blau steht er verheißungsvoll über allem. Und doch sind den Menschen, die sich unter ihm bewegen, enge Grenzen gesetzt. Auf den von Staub bedeckten Straßen im nordwestlichen China, weitab der Hauptstadt Peking, wirkt ein Vorwärtskommen schier unmöglich. Zu dicht ist das Netz der Traditionen und materiellen Not gesponnen, das sich vor allem über die Bedürfnisse der Kinder legt.

Doch mit der gleichen Beharrlichkeit wie die Kamera immer wieder auf den Himmel gerichtet ist, als wolle sie dem Treiben auf der Erde etwas entgegen setzen, mit der gleichen Beharrlichkeit bewegt sich auch die 13-jährige Xiao Yan auf ihr Ziel zu. Wenige Wochen bleiben ihr noch, um das Geld für das nächste Schuljahr zusammenzutragen. Kann sie es am ersten Schultag nicht bezahlen, "darf" sie sich auf die Rolle der dienenden Haus- und Ehefrau vorbereiten, während ihre beiden Brüder weiterhin zur Schule gehen werden. Denn für sie reicht das Geld gerade noch, schließlich sind es Jungs.

Damit steht die Situation von Xiao Yan stellvertretend für eine Unzahl von Mädchen in China, vor allem in den armen ländlichen Regionen. Auf der einen Seite sehen sie sich dem traditionellen Frauenbild gegenüber, wonach weibliche Nachkommen in erster Linie für die Familie des zukünftigen Bräutigams großgezogen werden. Eine frühe und durch die Eltern der Tochter arrangierte Eheschließung soll dafür sorgen, die finanzielle Belastung möglichst bald abzugeben. Auf der anderen Seite steht das staatlich erhobene Schulgeld, das von vielen Familien kaum aufgebracht werden kann. Beides zusammen führt dazu, dass vielen Mädchen in China eine grundlegende Schulbildung verwehrt bleibt und deren Zukunft damit schon festgeschrieben ist.

Trotz dieses nüchternen Hintergrundes erzählt der Film seine Geschichte unterhaltsam und mit großer Empathie, manchmal auch mit augenzwinkerndem Slapstick. Sein Thema verliert er dabei aber nie aus den Augen. Immer wieder setzt er der von Traditionen geprägten Erwachsenenwelt die Initiative und die Cleverness der Kinder und dabei vor allem die seiner Protagonistin entgegen. Mit ihrem festen Willen schafft sie es nicht nur, die von den Erwachsenen geschaffenen Situationen zu beeinflussen, sondern sie auch für sich zu gestalten. Vor allem das in China so beliebte Handeltreiben wird zum Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Mit spielerischem Ehrgeiz erschließt sich Xiao Yan diese Welt. So wird beispielsweise aus einem erzwungenen Kennen lernen des für sie vorgesehenen Ehemannes ein Geschäft, das letztlich der Finanzierung der Schule dient.

Gerade das macht diesen Film so sehenswert. Inmitten starrer Verhaltensnormen schaffen sich Kinder hier ihre eigenen Regeln, ihren eigenen Raum. Und bei aller Ernsthaftigkeit der Realität kämpft Xiao Yan weniger gegen die innere Verzweiflung, als vielmehr für die Verheißung, die für sie mit dem Schulbesuch verbunden ist. Denn der bedeutet Freiheit und verspricht Möglichkeiten, die einem 13-jährigen Mädchen im ländlichen China unendlich erscheinen mögen. Vielleicht ein wenig wie der Himmel und all dem, was er erlaubt.

Emanuel Socher-Jukic

 

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KJK-Ausgabe 104/2005

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