Produktion: Filmlance International AB / Sandrew Matronome; Schweden 2004 – Regie und Buch: Teresa Fabik – Kamera: Pär M. Ekberg – Schnitt: Sofia Lindgren – Musik: Jakob Groth – Darsteller: Amanda Renberg (Sofie), Björn Kjellmann (Krister), Filip Berg (Sebbe), Ellen Fjæstad (Amanda), Linn Persson (Emma), Marcus Hasselborg (Mouse) – Länge: 91 Min. – Farbe – Verleih: offen – Weltvertrieb: NonStop AB Stockholm, Fax +46-8-6739988, e-mail: info@nonstopsales.net – Altersempfehlung: ab 12 J.
Für Sofie, 12 Jahre alt, beginnt mit der Oberschule ein neuer Lebensabschnitt. Sie ist kein Kind mehr, das sieht man doch! Und im Gegensatz zu ihren Freundinnen Amanda und Emma fühlt sie sich reif für die Liebe. Sie wird aber nicht auf den Märchenprinzen warten, wie es die schmachtenden Damen in den kitschigen Liebesgeschichten tun, die Sofie mit Wonne und Ironie ihren Freundinnen vorliest, sondern die Dinge selbst in die Hand nehmen. Die Wahl ist schon gefallen – auf Mouse, den coolen Mädchenschwarm aus der höheren Klasse. Ebenso cool macht sie sich an ihn ran, ergattert eine Einladung zur Party. Ihre Freundinnen müssen natürlich mit. Doch die fühlen sich zunehmend deplatziert, mögen sich weder betrinken noch wahllos rumknutschen. Sofie stürzt sich in das vermeintliche Vergnügen, landet mit einem Typen im Schlafzimmer, dirigiert von Mouse und seinen Freunden, die sich über das neue Mädchen nur lustig machen. Frustriert und ernüchtert trinkt Sofie bis zum Umfallen.
Der nächste Schultag bringt die Katastrophe. Es kursieren kompromittierende Fotos von der bewusstlosen Sofie, deren Gesicht mit ihrem Slip verdeckt ist. Fortan gilt sie bei den Mitschülern als Schulhure, mit der niemand etwas zu tun haben möchte. Selbst ihre Freundinnen rücken von ihr ab. Ihrem alleinerziehenden Vater, beliebter Musiklehrer an der Schule, bleibt der Vorfall nicht verborgen, weil die Fotos bis ins Lehrerzimmer gelangt sind. Als der dann auch noch ausrastet und Sofie beschuldigt, genauso zerstörerisch wie ihre Mutter zu sein, möchte sie nicht mehr leben. Doch sie überlebt den Fall. Die Freundinnen kommen zurück, spät, aber nicht zu spät, und der Vater bereut seine verletzende Reaktion, steht zu seiner Tochter. Die Heilung dauert Wochen, Sofie denkt nicht über einen Schulwechsel nach, sondern ist entschlossen, ihren Platz in der Klassengemeinschaft zurück zu gewinnen. Es kommt zum Showdown in der Schulkantine, wo Sofie den Aufreißer Mouse lächerlich macht. Sie verlässt die Szene als Siegerin, umgeben von alten und neuen Freunden.
Die 29-jährige Regisseurin und Drehbuchautorin Teresa Fabik weiß, wovon sie erzählt und sie tut es gekonnt im Stil amerikanischer Teenagerfilme, was Sprache, Ausdruck und Musik angeht. Und doch ist ihr Film ein typisch schwedischer Jugendfilm, der Mädchen Mut macht, sich Situationen zu stellen, in die sie zwar durch eigene Leichtfertigkeit geraten sind, in denen ihnen aber trotzdem großes Unrecht geschieht. Sofie muss zudem noch die schmerzliche Erfahrung machen, dass selbst ihr toleranter Vater den Verleumdungen anderer glaubt und nicht seiner Tochter. Der Film ist jedoch kein Sozialdrama, sondern ein starkes Stück über die Kraft eines Mädchens, das in einer entscheidenden Phase ziemlich allein gelassen wird, aber nicht daran zerbricht. Sofie lernt Entscheidendes für das Leben. Nämlich auch: Dass man sich mit der Liebe ruhig noch etwas Zeit lassen kann und dass die tollen Typen nur in der Clique wirken, allein aber ziemlich dürftig daherkommen.
Der Film "Ketchup Effekt" ist auch ein wichtiger Beitrag zu dem brisanten Thema Mobbing in der Schule, was sich nicht zuletzt in der großen Publikumsresonanz in Schweden zeigte. Hierzulande war er nach seiner deutschen Premiere bei den Nordischen Filmtagen Lübeck nur noch auf einigen Festivals zu sehen. Schade, dass bisher kein deutscher Verleih den Film übernommen hat und er sein Zielpublikum hier noch nicht erreichen konnte.
Gudrun Lukasz-Aden
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