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Ausgabe 106-2/2006

DIE HAUSSCHLÃœSSEL

LE CHIAVI DI CASA

Produktion: Rai Cinema / Achab Film / Arena Films / Pola Pandora Film Produktion, in Koproduktion mit ARTE France Cinema / BR / Bavaria Film / ZDF/ARTE; Italien / Frankreich / Deutschland 2004 – Regie: Gianni Amelio – Buch: Gianni Amelio, Sandro Petraglia, Stefano Rulli – Kamera: Luca Bigazzi – Schnitt: Simona Paggi – Musik: Franco Piersanti – Darsteller: Kim Rossi Stuart (Gianni), Charlotte Rampling (Nicole), Andrea Rossi (Paolo), Alla Faerovich (Nadine), Pierfrancesco Favino (Alberto) – Länge: 105 Min. – Farbe – Verleih: Pandora Film – Altersempfehlung: ab 10 J.

Während der Nachtzug von Rom nach Berlin in München Zwischenstation hat, treffen sich Gianni und Alberto, zwei Männer, die sich jahrelang nicht gesehen haben, zu einer wichtigen "Übergabe". Es geht um den 15-jährigen Paolo, der sich schlafend im Zug befindet. Gianni hat Angst vor der Begegnung, denn Paolo ist sein schwerstbehinderter Sohn, vor dem er kurz nach der Geburt geflüchtet ist. Er konnte dieses Kind nicht annehmen – hatte doch die Entbindung den Tod seiner geliebten Frau zur Folge. Er überließ das Kind seiner mit Alberto verheirateten Schwester. Alberto bereitet Gianni darauf vor, dass Paolo ein außergewöhnlich liebenswerter Junge ist, der Bescheid weiß.

Gianni erwartet nervös und sichtbar überfordert das Erwachen von Paolo im Zug. Von der ersten Sekunde an entsteht eine besondere Beziehung zwischen Vater und Sohn. Paolo nimmt seinem Vater nichts übel, scheint sogar Verständnis für ihn zu haben, was Gianni wiederum total verunsichert. Er ist hin und her gerissen von seinen Gefühlen, möchte Paolo all die Liebe und Geborgenheit geben, die er ihm bisher versagt hat. Es entsteht Nähe und Vertrauen, was den Vater die körperliche und geistige Behinderung des Jungen vergessen lässt, um im nächsten Augenblick umso schmerzhafter damit konfrontiert zu werden.

Gianni begleitet Paolo in die Berliner Charité, wo ein Spezialtraining für schwerstbehinderte Kinder Erfolge verspricht. Dort begegnet ihm Nicole, die sich für ihre erwachsene Tochter Nadine aufopfert, was die Mutter als Selbstverständlichkeit empfindet. Sie weist Gianni ein in das Leben mit einem behinderten Menschen, doch er wehrt ab, möchte sich von der selbstlos Handelnden nicht vereinnahmen lassen. Von den harten Trainingsmethoden in der Klinik ist Gianni tief erschüttert. Er hält das nicht aus, reist mit seinem Sohn weiter nach Norwegen, wo Paolos Brieffreundin Kristina lebt. Gianni tut alles, um ihn glücklich zu sehen, muss aber erkennen, dass seine Vorstellungen nicht der Befindlichkeit Paolos entsprechen, dass er noch viel lernen muss, weil ihm fünfzehn Jahre Entwicklung fehlen. Wird er, der eine neue Familie gegründet hat, Paolo ein Vater sein können?

Der Regisseur und Drehbuchautor Gianni Amelio, bei uns bekannt geworden mit seinen Filmen "Gestohlene Kinder" (1992) und "Lamerica" (1994), hat sich erneut einer emotionalen Geschichte angenommen, erzählt sie mit großer Eindringlichkeit. Andrea Rossi in der Rolle des Paolo gibt dem Film eine zwingende Authentizität. Man bangt, leidet und freut sich mit dem jungen Protagonisten und entwickelt zugleich Mitgefühl für den Vater, der so viel versäumt hat.

"Le Chiavi di Casa – Die Hausschlüssel" basiert auf dem Buch "Zwei Leben" von Guiseppe Pontiggia. Während der Arbeit hat sich der Regisseur immer mehr von dem Buch entfernt, das einen Zeitraum von dreißig Jahren beschreibt. Gianni Amelio fokussiert die Beziehung von Vater und Sohn auf eine entscheidende Woche. Der Titel des Films, der von der Unmöglichkeit eines Lebens ohne Schutz von Erwachsenen erzählt, hat symbolische Bedeutung. Amelio hierzu: "Paolo hebt seine Hausschlüssel wie eine Trophäe in die Höhe, ein Zeichen seiner Stärke, auch wenn er die Schlüssel nicht benutzen kann, weil ihm immer jemand helfen muss, die Türen zu öffnen." Der Film ist auch ein Plädoyer für Mitmenschlichkeit in einer Welt, die durch den medizinischen Fortschritt kalt zu werden droht.

Gudrun Lukasz-Aden / Christel Strobel

 

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