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Ausgabe 106-2/2006

LEBEN UNTERM BANYAN-BAUM

SAMANLA THATU

Produktion: Cinefilms Lanka; Sri Lanka 2005 – Regie und Drehbuch: Somaratne Dissanayake – Kamera: Channa Deshappriya – Schnitt: Ravindra Guruge – Musik: Rohana Weerasingha – Darsteller: Dasun Madhushanka, Suminda Sirisena, Dulika Marapanna, Dulanjali Ariyathilaka – Länge: 90 Min. – Farbe – Weltvertrieb: Cinefilms Lanka – e-mail: info@filmslanka.com – Altersempfehlung: ab 12 J.

Kinderarbeit ist ja in den letzten Jahren (spät aber nicht zu spät) auch im Westen ein Thema geworden. Somaratne Dissanayake beleuchtet das Thema jedoch aus einer Perspektive, die von all den Gutmenschen hierzulande gerne vergessen wird: Wovon sollen die betroffenen Familien leben, wenn das Einkommen der Kinder fehlt? Schließlich schickt die überwiegende Mehrheit von ihnen die Kinder ja nicht aus Habgier zum Arbeiten, sondern aus purer Not.

Der zehnjährige Sira lebt mit seiner Familie auf den Straßen der Großstadt; genauer gesagt unter einem riesigen Banyan-Baum direkt am Eingang zum Krankenhaus. Hier verdienen sie ihr Geld damit, dass sie vor den wartenden Besuchern singen und tanzen; etwas das Sira überhaupt nicht ausstehen kann und so erfüllt er seine Rolle als Tänzer nur widerwillig. Seine kleinere Schwester ist behindert und der Vater gezeichnet vom entbehrungsreichen Leben unter diesen Bedingungen. Doch was sie einnehmen, reicht gerade mal für das tägliche Leben. Um sich und seiner Schwester einen Traum zu erfüllen, sucht Sira Arbeit, wo er sie finden kann. Denn sie wünscht sich sehnlichst eine Puppe und er träumt schon lange von einem Fahrrad. Der Junge findet einen Job in einem Fahrradladen und beginnt fleißig für die Erfüllung seines Wunsches zu sparen. Derweil wird sein Vater krank, verleugnet jedoch die Symptome, weil er sich eine Behandlung sowieso nicht leisten könnte. Auch sonst spitzt sich Siras Lage zu: Das neu erlassene Gesetz gegen Kinderarbeit beraubt ihn der Möglichkeit, an Vaters statt das Überleben der Familie zu garantieren. Seine verzweifelte Suche nach Geld führt ihn zu zwielichtigen Gestalten, die ihn an einen westlichen Touristen als Prostituierten vermitteln. Er kann gerade noch entkommen, hat aber immerhin das Geld mitnehmen können. Doch aus dem Fahrrad wird nichts, denn sein Vater muss dringend ins Krankenhaus. Und obwohl Siras Geld ihm dies verschaffen kann, stirbt der Vater. Jetzt muss Sira für das Überleben der Familie sorgen und als Tänzer an die Stelle des Vaters treten.

Somaratne Dissanayakes Film demonstriert, dass Filmemachen weniger eine Frage des Budgets sondern mehr eine der Inspiration und der Geschichte ist, die man erzählen will, ja muss. In intensiven Bildern schildert er das Leben dieser Menschen und ihren täglichen Kampf darum, in Würde zu überleben. Und je mehr sich die Situation der Familie verschlechtert, desto schwieriger wird dieser Kampf und umso größer die Versuchung, einfach jeden Job anzunehmen. Da wird der Mutter etwa eine Arbeit als Prostituierte angeboten und Sira selbst wird beinahe vergewaltigt. Trotz dieser harten Story hat der Filmemacher immer sein Kinderpublikum im Auge.

Zwar kommt der Film gelegentlich etwas sehr plakativ daher, andererseits ist die Realität ja auch ziemlich plakativ: Leben doch auch in diesen Ländern extrem Superreiche neben Leuten, die morgens noch nicht wissen, ob sie mittags überhaupt etwas zu essen haben werden. Auch wenn der Film, der bei LUCAS 2005 in Frankfurt/Main vorgestellt wurde, für westliche Kinder sicherlich der Erläuterung bedarf, ist er ein Muss für alle Dritte Welt-Interessierte.

Lutz Gräfe

 

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KJK-Ausgabe 106/2006

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