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Ausgabe 60-4/1994

LOTTA ZIEHT UM

LOTTA FLYTTAR HEMIFRAN

LOTTA ZIEHT UM

Produktion: Svensk Filmindustri, Schweden 1993 – Regie: Johanna Hald – Buch: Johanna Hald, nach der Geschichte von Astrid Lindgren – Kamera: Olof Johnson – Schnitt: Jan Persson, Christer Furubrand – Musik: Stefan Nilsson – Darsteller: Grete Havnesköld (Lotta), Linn Gloppestad (Mia), Martin Andersson (Jonas), Beatrice Järas (Mutter), Claes Malmberg (Vater), Margreth Weivers (Tante Berg) u. a. – Länge: 73 Min. – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: wild utopia (35mm) – Altersempfehlung: ab 5 J.

Der Eröffnungsfilm beim 12. Kinderfilmfest /Filmfest München (25.6.-2.7.94) war der schwedische Film "Lotta zieht um" von Johanna Hald, den sie 1993 nach der Geschichte von Astrid Lindgren gedreht hat. Nach "Lotta aus der Krachmacherstraße" ist dies bereits ihre zweite Lindgren-Verfilmung mit der kleinen blonden Grete Havnesköld in der Hauptrolle. Die Vorstellung war ausverkauft, und es herrschte typische Festival-Atmosphäre: Überall rege Betriebsamkeit, jede Menge Kinder und Eltern, alle waren gespannt und freuten sich sichtlich. Das Alter der Kinder bewegte sich großteils im Rahmen zwischen 5 und 12 Jahren. Es fiel auf, dass sehr viele Eltern dabei waren, die ein deutliches Interesse am Programm und am Kinderkino zeigten.

Publikumsreaktionen

Der Film setzt sich aus mehreren Episoden zusammen, die ca. ein Jahr aus Lottas Leben erzählen. Die erste, für welche auch der Filmtitel steht, handelt davon, wie die fünfjährige Lotta mit ihrer Mutter aneinander gerät, weil sie den kratzigen Wollpullover nicht anziehen will. Aus Wut zerschneidet sie den Pullover, während ihre Mutter beim Einkaufen ist, nimmt ihren heiß geliebten Teddy (der, wie ein Kind ganz richtig bemerkt, ein Stoffschwein ist) und zieht zu ihrer Nachbarin, Tante Berg, in den Schuppen. Sie richtet es sich gemütlich ein und beschließt, dort mindestens für ein Jahr zu wohnen. Am Nachmittag kommen ihre Geschwister, Mia und Jonas, aus der Schule und besuchen sie, auch ihre Eltern schauen vorbei, ihre Mutter bringt ihr sogar einen Blumenstock für den neuen Haushalt mit. Als sie dann am Abend alleine in ihrem Schuppen liegt, hört sie alle möglichen Geräusche und bekommt Angst. Zum Glück kommt ihr Papa noch nach ihr sehen, sie fällt ihm erleichtert um den Hals und lässt sich von ihm in ihr gemütliches Bett tragen.

Die Kinder im Kino lachen sehr, als Lotta wegen des Pullovers auf ihre Mutter sauer ist und lauthals vor sich hinschimpft, auch als sie dann in Unterwäsche zu Tante Berg läuft, amüsieren sie sich. Als Lotta am Abend wehmütig an ihre Familie denkt, ist es ruhig im Kino; ein Kind sagt leise "jetzt ist sie traurig und will heim", und eine andere kleine Zuschauerin in der Reihe hinter mir bekommt Angst und klammert sich an ihre Mutter. Sehr gut beim gesamten Publikum kommt an, wie Lotta Skifahren lernen will und im Garten Slalom übt. Sie meint, man müsse nur Kurven fahren und ein bisschen mit dem Po wackeln. Als Lotta das praktiziert und dazu die entsprechende Musik ertönt, erntet sie das Lachen aller Zuschauer. Ein anderes Mal stattet Lotta der Tante Berg einen Krankenbesuch ab. Dabei verwechselt Lotta zwei Tüten, so dass ihr Teddy in der Mülltonne landet. Man kann deutlich die Spannung im Kino spüren, als sie feststellt, dass die Tonne bereits geleert ist. Entsprechend groß ist dann die Erleichterung, dass der freundliche Müllmann ihre Tüte gerettet hat und Lotta ihren Teddy erst mal ausgiebig drückt.

Kurz vor Weihnachten gibt es ein kleines Familiendrama, da die Weihnachtsbäume in der ganzen Umgebung ausverkauft sind. Doch Lotta schafft es, ihre Familie zu verblüffen, indem sie mit einem Weihnachtsbaum vor der Tür steht, den ein Lastwagen verloren hat, und der heilige Abend ist gerettet. Eine ähnliche Szenerie findet an Ostern statt, nachdem sämtliche Ostereier und Osterhasen ausverkauft sind. Doch der griechische Süßwarenhändler Wassilis, der in sein Heimatland zurückkehrt, schenkt Lotta eine ganze Kiste voller Nikoläuse und Weihnachtssüßigkeiten, welche Lotta in der Osternacht heimlich im ganzen Garten versteckt. So kann ihre Familie trotz allem am Ostermorgen Süßigkeiten suchen, wenn auch in etwas ungewöhnlicher Form. Auch damit erobert Lotta, die aus fast jeder Situation einen Ausweg findet, die Herzen ihrer Zuschauer.

Der Film bekommt großen Applaus, Kinder wie Erwachsene verlassen schmunzelnd das Kino, ein Kind tanzt zur Schlussmusik heraus, die Stimmung ist sehr gut, die Kinder reden viel, erzählen sich gegenseitig Szenen, die sie besonders gut fanden. Das Abstimmungsergebnis zeigt, dass 78 % der Zuschauer den Film 'sehr gut' fanden, 20 % 'gut' und 2 % 'mittelmäßig'.

Gesamtbewertung

Erzählt wird die Geschichte einer "Idealfamilie", wie sie manche Kinder haben, andere sich wünschen. Die Eltern sind immer freundlich und verständnisvoll, nie genervt oder gestresst. Der Vater geht zur Arbeit, kommt abends nach Hause und wird von seinen Kindern schon freudig erwartet. Die Mutter scheint mit ihren Haushaltspflichten und der Erziehung und Versorgung der Kinder zufrieden zu sein. Die fünfjährige Lotta geht nicht in den Kindergarten, sondern darf den ganzen Tag mit ihrer Mutter verbringen. Sie ist einerseits noch sehr kindlich und naiv, andererseits jedoch pfiffig und schon sehr selbständig. Dank ihres Charmes ist sie im ganzen Dorf bekannt und beliebt. Ihre Geschwister, die bereits in die Schule gehen, haben oft keine Lust, mit ihrer kleinen Schwester zu spielen. Lotta schafft es aber immer wieder, ihr Alter durch Gewitztheit wettzumachen und selbst ihre Geschwister zum Staunen zu bringen.

Der Film erzählt aus der Perspektive von Lotta, wobei sowohl ihre Sorgen, Ängste und Probleme, als auch ihre Freuden einfühlsam geschildert werden. Wohl jedes Kind kennt ähnliche Situationen und kann sich mit Lotta identifizieren. Es werden Alltagssituationen von Kindern gezeigt, ihre Gefühle ernst und wichtig genommen. Durch die humorvolle Erzählweise wird es auch für Erwachsene nie langweilig. In vielen Szenen wird peppige Musik eingesetzt, die dem Film eine heitere Leichtigkeit gibt und nach spannenden Situationen genug Zeit zum Verschnaufen lässt. Es ist in erster Linie ein Film für kleine Kinder. Was Astrid Lindgrens Bücher so schön erzählen, schafft auch Johanna Hald, sensibel und kindgerecht weiterzugeben.

Kinder ab acht, neun Jahren jedoch könnten mehr gefordert werden, bräuchten mehr Auseinandersetzung. "Lotta zieht um" zeigt eine schöne Welt 19?? in Schweden, die mit der Realität – vor allem in der Großstadt – wenig gemeinsam hat. Viele Kinder sind mit ganz anderen Problemen konfrontiert, leben nicht im eigenen Haus an einer Straße, wo keine Autos fahren, haben keine Eltern, die immer Zeit haben ... Ältere Kinder brauchen Filme mit mehr Bezug zu ihrem Leben, die ihnen auch Unterstützung geben können, mit größeren Schwierigkeiten fertig zu werden. Sinnvoll und wichtig finde ich "Lotta" für die Altersgruppe der Fünf- bis Achtjährigen, für ältere Kinder bietet er aber auf jeden Fall gute und witzige Unterhaltung.

Julia Sterzer

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 60-4/1994 - Interview - "Ich fragte mich, muss es denn so niedlich sein?"
KJK 60-4/1994 - Kinder-Film-Kritik - Lotta zieht um

 

Bundesverband Jugend und Film e.V.LOTTA ZIEHT UM im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.

 

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