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Ausgabe 108-4/2006

HUI BUH — DAS SCHLOSSGESPENST

Produktion: Rat Pack Filmprod. / German Film Productions I&II / Constantin; Deutschland 2006 – Regie: Sebastian Niemann – Drehbuch: Dirk Ahner, Sebastian Niemann, nach Motiven und Figuren von Eberhard Alexander-Burgh – Kamera: Gerhard Schirlo – Schnitt: Moune Barius – Musik: Egon Riedel – Darsteller: Michael Bully Herbig (Hui Buh / Ritter Balduin), Christoph Maria Herbst (König Julius, der 111.), Heike Makatsch (Leonora Gräfin zu Etepetete), Rick Kavanian (Adjutant Charles), Ellenie Salvo González (Konstanzia), Hans Clarin (Kastellan) u. a. – Länge: 98 Min. – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: Constantin – Alterseignung: ab 10 J.

Seit 500 Jahren spukt Hui Buh als einziges behördlich zugelassenes Gespenst auf Schloss Burgeck – und ist zu seinem größten Kummer nicht wirklich Furcht erregend. Selbst der alte Kastellan muss sich schwer anstrengen, um sich wenigstens ein bisschen zu gruseln. Da taucht eines Tages zu Hui Buhs Empörung König Julius der 111. samt Gefolge auf, um sein Erbe auf dem Schloss anzutreten und sich obendrein mit der anspruchsvollen Leonora Gräfin zu Etepetete zu verloben. Hui Buhs vergebliche Versuche, die Eindringlinge zu vergraulen, enden damit, dass König Julius im Zorn Hui Buhs Spuklizenz verbrennt. Das ruft den unheimlichen Geisterbeamten Daalor mit einem Ultimatum auf den Plan: Hui Buh muss binnen zwei Tagen seine Gespensterprüfung bestehen, sonst droht ihm der Garaus in der Seelensuppe. Als König Julius zur selben Zeit erfährt, dass er total pleite ist, sieht er sich plötzlich allein gelassen. Aus der Not heraus schließen sich Gespenst und König zusammen, um einander zu helfen. In der verborgenen Geisterstadt von Burgeck muss sich das ungleiche Paar bewähren, und auch die Gräfin hat eine dunkle Seite, die noch so manche böse Überraschung bereithält.

26 Millionen verkaufte Hörspiel-Kassetten und -Schallplatten haben seit 1969 das liebenswert-tollpatschige Schlossgespenst mit den rostigen Rasselketten in deutsche Kinderzimmer gebracht. Unvergesslich das knarzige Intro Hans Paetschs ("Manche Leute sagen, es gibt Gespenster. Manche Leute sagen, es gibt keine Gespenster. Ich aber sage: Hui Buh IST ein Gespenst!"), das jeden neuen Gruselspaß mit Hui Buh einleitete. Und natürlich ist es vor allem die unverwechselbare, einzigartige Stimme Hans Clarins, die Hui Buh Leben einhauchte. Nun also kommt der erste Hui Buh-Film in die Kinos, und die Entstehungsgeschichte liest sich hürdenreich. Zum einen musste der Film von vornherein auf dieses stärkste Wiedererkennungsmerkmal verzichten, eben auf Hui Buhs Originalstimme des damals schwer erkrankten und nach den Dreharbeiten im August 2005 verstorbenen Hans Clarin. Zum anderen gestaltete sich der Rechteerwerb bei Gespensterschöpfer Eberhard Alexander-Burgh äußerst zäh und mühselig. Last but not least musste eine völlig neue Handlung erdacht werden, da die auf fünf Minuten angelegten Hörspiele nicht für eine Dramaturgie in Spielfilmlänge taugten.

Was in der Feder von Dirk Ahner und Regisseur Sebastian Niemann entstand, ist in der Tat etwas ganz Eigenständiges – und etwas ganz anderes, um es vorwegzunehmen. Die Besetzung scheint direkt dem Comedy-Arsenal deutscher Privatfernsehsender entnommen zu sein. Michael Bully Herbig ist Hui Buh, auch wenn er nur in den ersten Minuten leibhaftig als Ritter Balduin – Hui Buh vor Blitzschlag und Fluch – zu sehen ist. Der computeranimierten Figur mag ein ausgefeiltes Charakterdesign zugrunde liegen, aber fortan hat man eben Bully vor Augen, wenn Hui Buh über die Leinwand schwebt. Ungewohnt sympathisch und attraktiv kommt Christoph Maria Herbst als König Julius der 111. daher, das ist die größte Überraschung. Heike Makatsch zickt intrigant, Rick Kavanian gibt den tuntigen Adjutanten, und der unvermeidliche Oliver Pocher hat auch seinen Gastauftritt – Bully und die ganze Parade garantieren Wiedererkennungs-Erfolgserlebnisse beim TV-geübten Publikum. Ohnehin scheint kein deutsches "Family Entertainment"-Produkt ohne die Zutat angesagter Namen, und sei es auch nur in Form von Synchronstimmen, auszukommen.

Ein Budget von rund 10 Millionen Euro ermöglichte eine üppige, phantasievolle Ausstattung und Maske sowie eine umfassende Computeranimation, die sich tatsächlich sehen lassen kann. Drehbuch und Regie greifen auf altbewährte Zutaten zurück, mit unterschiedlichem Erfolg: Sowohl mit der Geisterstadt ("Chihiros Reise ins Zauberland") als auch der "Seelensuppe" ("Falsches Spiel mit Roger Rabbit") wird das filmische Rad nicht gerade neu erfunden. Die Figur des düsteren Dealor mit seinem ledervernähten Kopf macht jedem Horrorstreifen Ehre und ist damit eindeutig zu brutal und grauenerregend geraten. Bullys Hui Buh hingegen hat echten Charme und dürfte Kinderherzen begeistern, die sich auch schon auf "Hui Buh 2" freuen können.

"Hui Buh – Das Schlossgespenst" ist eine turbulente Gespensterkomödie, die im Großen und Ganzen gelingt. Allein: Mit Hui Buh hat das alles nichts zu tun; zu groß die dramaturgische Entfernung von der Hörspielvorlage, zu stark der Fokus auf Comedy-Star-besetztes Family Entertainment. Es bleibt die Enttäuschung, dass es kein (Wieder-)Sehen mit dem alten Schlossgespenst aus Kindertagen gibt.

Ulrike Seyffarth

 

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