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Ausgabe 108-4/2006

MARTA UND DER FLIEGENDE GROSSVATER

Produktion: Filmakademie Baden-Württemberg; Deutschland 2006 – Regie: Christian Schwochow – Buch: Heide und Christian Schwochow – Kamera: Frank Lamm – Schnitt: Frank Brandstetter – Musik: Suzanne Piesker – Darsteller: Malina Schreiber (Marta), Hermann Beyer (Großvater Janosch), Jannik Werner (Matten), Isabella Parkinson (Tita) u. a. – Länge: 60 Min. – Farbe – Altersempfehlung: ab 8 J.

Marta, 9, hat volles Verständnis, dass ihre Mutter wieder tanzen und das neue Engagement annehmen muss. Kein Problem, denn Marta fährt gern zum Großvater aufs Land, der sie abholen und einen Kuchen backen wird. Doch kein Großvater steht an der Bushaltestelle, also macht sich das Mädchen mit seinem Koffer allein auf den ihr vertrauten Weg. Großvater Janosch hat schlicht und einfach vergessen, sein Enkelkind abzuholen, wie er sowieso in letzter Zeit ziemlich viel vergisst und verwechselt. Marta glaubt an ein Spiel, erst langsam merkt sie, dass es ernst ist. Sie versucht ihm mit kindlichem Eifer und beträchtlichem Erfindergeist zu helfen, schreibt Merkzettel, übt mit ihm das Nichtvergessen. Die Erwachsenen im Dorf – die Klatschbase von nebenan, der von seiner Frau verlassene Bürgermeister, die einfältige Polizistin, der arbeitslose Feuerwehrmann – beobachten den alten Mann und das Mädchen voller Neugier und Argwohn. In Matten, des Bürgermeisters verträumten Sohn, hat Marta einen Freund und Verbündeten gefunden. Er vollendet, was der Großvater nicht mehr fertig gebracht hat – einen Flugapparat, der sie durch die Landschaft trägt.

Die Situation spitzt sich zu, als Großvaters Ein- und Ausfälle immer skurriler werden. Das gipfelt in einem Zimmerbrand, nachdem er ein Buch in den Toaster schob. Jetzt kann Marta nicht mehr verhindern, dass die öffentliche Fürsorge zugreift, Großvater soll ins Heim. Der beherzte Matten jedoch alarmiert Martas Mutter und gemeinsam finden sie eine wunderbare Lösung: Großvater Janosch kann in seinem Dorf bleiben, von den Nachbarn nicht mehr argwöhnisch beobachtet, sondern tatkräftig umsorgt.

Der 28-jährige Filmstudent Christian Schwochow hat mit "Marta und der fliegende Großvater" das Thema Alzheimer einfühlsam, nachvollziehbar und zugleich unterhaltsam behandelt. Ein Thema, mit dem zunehmend die Generation der Enkel und Urenkel konfrontiert ist. Christian Schwochow schrieb das Drehbuch zusammen mit seiner Mutter. Den beiden ist es gelungen, diese Krankheit, die eine geliebte Person den Angehörigen entfremdet, durch Marta kindgerecht zu vermitteln. Denn für das Mädchen, das gewohnt ist, allein zurecht zu kommen, ist die Infantilität des Großvaters erst einmal nicht erschreckend, fühlt sie sich ihm doch nahe und kann sogar etwas tun, um ihm zu helfen. Mögen auch die vier Dorftypen sehr klischeehaft inszeniert sein, überzeugen letztlich Großvater Janosch in der behutsamen Darstellung zwischen Melancholie und Trotz – eine Paraderolle für Hermann Beyer, den renommierten Theaterschauspieler, der auch in vielen Defa-Filmen mitwirkte – und die beiden Kinder Marta (Malina Schreiber) und Matten (Jannik Werner), die ihre Rollen gut ausfüllen.

So märchenhaft das Ende des Films erscheinen mag, so birgt es auch einen neuen Denkansatz im Umgang mit dieser Krankheit. Wenn nämlich all die gesunden Menschen, die ihre Zeit damit verbringen, andere zu beobachten und zu kontrollieren, ihre Energie umpolen in echte Fürsorge und Hilfsbereitschaft, wäre das doch wunderbar.

"Marta und der fliegende Großvater" ist im dritten Studienjahr entstanden, man darf auf den Abschlussfilm von Christian Schwochow an der Filmakademie Baden-Württemberg gespannt sein!

Gudrun Lukasz-Aden / Christel Strobel

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 108-4/2006 - Interview - "Man wacht morgens auf und dann ist eine Figur da – und die hieß ganz schnell Marta"

 

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