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Ausgabe 109-1/2007

Während der Dreharbeiten dachte ich viel über Glauben und Religion nach

Gespräch mit Lim Taihyung, Regisseur des Films "Mein kleiner Bruder"

(Interview zum Film MEIN KLEINER BRUDER)

"Mein kleiner Bruder" ("An-nyoung, hyoung-ah", Südkorea 2005) wurde beim Internationalen Kinderfilmfestival "Lucas" in Frankfurt am Main 2006 mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Begründung der Jury (5 Kinder, 5 Erwachsene): "Er erzählt glaubhaft eine Geschichte von Leben, Krankheit und Tod, die von herausragenden Charakteren hervorragend getragen wird. Realitätsnah wird gezeigt, wie es einer Familie ergeht, die durch die Diagnose Krebs einen herben Schlag erleidet. Gleichzeitig erhält man Einblick in das alltägliche Leben der Menschen in Südkorea. Die Story wird aus der Sicht des kleinen Bruders erzählt. Der Regisseur scheut sich dabei nicht, seine Hauptfigur auch unsympathisch zu zeigen. Trotz des schwierigen Themas bleibt viel Platz für Humor, und der Film wirkt nie sentimental. Von Anfang bis Ende ist man gepackt. 'Mein kleiner Bruder' hat uns berührt, begeistert und zum Weinen gebracht."

KJK: Warum haben Sie für Ihr Regiedebüt eine so "heftige" Geschichte ausgesucht?
LIM Taihyung: "Eigentlich war es genau andersrum. Nicht ich habe mir das Thema ausgesucht, sondern der Film hat mich ausgewählt. Als bekannt wurde, dass ich diesen Film drehen werde, waren alle meine Freunde und Bekannten sehr überrascht. Weil die, die mich vom Studium und meinen Kurzfilmen her kannten, eher vermutet hätten, dass ich einen Thriller oder Actionfilm drehen werde. Das hatte ich eigentlich auch gedacht, aber eines Tages ist dieses Drehbuch zu mir gekommen. Und je mehr ich davon gelesen habe, desto stärker hat es mich berührt. Zudem kannte ich die beteiligte Familie. Dennoch waren mir die Schwierigkeiten am Anfang nicht bewusst. Erst als ich wirklich mit dem Projekt begann, wurde mir klar, wie groß die Schwierigkeiten sein werden und welche Hindernisse ich überwinden muss."

Welcher Art waren diese Schwierigkeiten und Hindernisse denn?
"Die Probleme waren vor allem emotionaler Art. Ich hatte gedacht, wenn ich Kinder liebe und diese Geschichte erzählen will, ist der eigentliche Dreh nicht das große Problem. Doch so war es leider nicht. Meine Hoffnung ist dennoch, dass der Film auch im Ausland – und er wurde ja inzwischen auf vielen Festivals im Ausland gezeigt – diese emotionale Ebene von Mitleid und Gefühl für die Kinder auf das Publikum überträgt."

Gegen Ende des Films gibt es eine für einen Kinderfilm doch recht explizite Operationsszene. Warum ist die so ausführlich da drin?
"Ich empfinde diese Szene als gar nicht so hart; vielleicht auch weil ich mir selbst zwei solche Operationen angesehen habe. Als ich bei diesen Operationen sah, wie der Tumor da auch tatsächlich herausoperiert wird, habe ich gedacht: So ist das, das ist die Wirklichkeit. Hätte es diese Operationsszene so nicht gegeben, wäre sie etwa nur angedeutet worden und man hätte nur gesehen, wie Han-yi wegläuft, um das Wasser zu holen, dann hätte man als Zuschauer Han-yis tiefe Emotionen nicht richtig nachvollziehen können."

Ich habe zwar nicht so viele koreanische Filme gesehen, aber gerade bei den Kinderfilmen (etwa "Jubeuro" oder "Ferien in Boriwool") ist ein großes Thema die Rückkehr auf das Land. Gibt es in Korea so eine starke Naturmystik wie etwa bei den Japanern?
"Sehnsucht nach der Natur könnte schon zutreffen, denn ich bin selbst auf dem Land aufgewachsen. Das hat mit der Sehnsucht der meisten Koreaner nach der Heimat zu tun. Die Entwicklung zum Industrie- und Hochtechnologieland ist noch nicht so lange her; also wohnen die meisten Menschen zwar inzwischen in Städten wie Seoul, kommen aber vom Land. Wenn Sie das Thema Naturmystik ansprechen, dann erinnert es mich daran, dass ich während der Drehzeit religiös geworden bin, mich der christlichen Kirche angeschlossen habe. Vorher war ich eigentlich nicht religiös. Aber während der Dreharbeiten dachte ich viel über Glauben und Religion nach. Das hatte auch Einfluss auf die Figur des 'Tarzan' im Film; eine Figur, bei der offen bleibt, ob sie real ist oder nur der Einbildung der Kinder entspringt. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass 'Tarzan' Jesus ist und jeder kann sich da sein Teil denken: Wir können glauben, dass Jesus lebt oder, dass er tot ist."

Haben Sie schon ein neues Projekt?
"Ja, es hat sogar schon einen Arbeitstitel: 'Bronze'. Das wird eine Liebesgeschichte zwischen einer Frau und einer Skulptur. Das wird ein Melodrama mit phantastischen Elementen."

Das Gespräch wurde übersetzt von Frau Park Kon-yon.
Interview: Lutz Gräfe

 

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