Interview
Uwe Rosenbaum, Jahrgang 1942, geboren in Suhl, Studium der Philosophie, Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte in Hamburg, anschließend in Köln zusätzlich Theaterwissenschaften und Psychologie. Seine theaterwissenschaftliche Dissertation befasste sich mit der "Gestalt des Schauspielers" in Dramen des 19. Jahrhunderts. Von 1965 an war Rosenbaum Regieassistent beim WDR-Hörfunk in Köln, ab 1971 Leiter der NDR-Hörspieldramaturgie in Hamburg. Von 1975 bis 1981 Referent des Hörfunkdirektors beim WDR, danach Leiter der Hauptabteilung Bildungs- und Familienprogramm Hörfunk und Fernsehen, ab 1995 Hauptabteilungsleiter für Bildung, Familie, Wissenschaft (FS) und Fernsehspiel und Unterhaltung (FS) beim Sender Freies Berlin. Seit 1998 Direktor des Landessenders Rheinland-Pfalz beim Südwestrundfunk. Auf eigenen Wunsch geht er bereits zum 31. Mai 2007 in Ruhestand, ein Jahr vor Ablauf seiner regulären Dienstzeit. Uwe Rosenbaum ist Mitglied im Förderverein Deutscher Kinderfilm e.V., Vorstandsmitglied im Kuratorium junger deutscher Film sowie Mitglied des Runden Tisches der evangelischen und katholischen Kirche "Qualitätsfernsehen für Kinder".
KJK: Das Kinderfilmfest der Berlinale, das jetzt "Generation Kplus" heißt, ist 30 Jahre alt geworden. Ein schöner Erfolg. Sie haben diese 30 Jahre miterlebt und beobachtet, in verschiedenen Funktionen bei der ARD oder dem Kuratorium junger deutscher Film auch beeinflusst: Welche Fortschritte hat der Kinderfilm in Deutschland in diesen drei Jahrzehnten gemacht?
Uwe Rosenbaum: "Auf der einen Seite haben wir für die Kinderfilmszene eine ganze Menge erreicht, mir fällt dazu der Begriff 'Netzwerk' ein, denn das hat sich entwickelt und ist stabiler geworden, es gibt viele Menschen, auf die man sich verlassen kann und die in der Sache nicht nur kindlich unterwegs sind, sondern auch sehr ernsthaft und seriös. Trotzdem bleibt es ein permanent zu bedenkender und zu unterstützender Sektor des Filmgeschäftes. Zum Glück ist das Filmgeschäft in Deutschland professioneller geworden, aber es ist auch kommerzieller geworden. Der Druck auf den Erfolg eines jeden Projektes ist stärker, egal wie man Erfolg definiert. Inzwischen wissen alle, die mit dem Kinderfilm umgehen, dass es Schutzzonen nicht mehr geben darf, denn Schutzzonen implizieren immer, dass man partiell eine Professionalität zurückstellen kann zu Gunsten des Gutgemeinten. Das Gutgemeinte können wir aber nicht gebrauchen, denn Kinder sind heute in ihrem Umfeld viel radikaler Produkten ausgesetzt und da kann sich so etwas nicht mehr bewähren."
Weil es schlichtweg ignoriert wird ...
"'Pippi Langstrumpf' ist inzwischen schon für die 18-Jährigen aufwärts mehr eine Erinnerung an ferne Zeiten, zumal die Sechsjährigen das kaum mehr anschauen. Denn genau betrachtet sehen diese Filme der 1970er-Jahre ziemlich elend aus, das sind gut gemeinte Filme, aber diese Zeiten sind vorbei. Damit meine ich aber nicht, dass wir heute mit jeder Art von Schnick-Schnack aufwarten müssen. Der deutsche Kinderfilm sollte auch nicht Filme wie 'Herr der Ringe' oder 'Harry Potter' produzieren, das sollten wir zwangsläufig anderen überlassen. Wenn es in den Bereich der Fantastik geht, war für mich der Film 'Die grüne Wolke' sehr wichtig. Leider wurde er vom Verleiher auf elende Weise betreut und ist auch dadurch abgestürzt. Trotzdem haben wir rundum Partner, denen man nicht erst erklären muss, warum wir in Deutschland Filme für Kinder brauchen, die einen kulturell europäischen Hintergrund haben.
Die zweite Ebene, die sich ganz solide entwickelt hat, ist der sogenannte Familienfilm mit Remakes und 'Rennschwein Rudi Rüssel' oder dem 'Kleinen Eisbären', bei dem die Produzenten schlichtweg auf Kasse setzen. Darum muss sich keiner kümmern, die spielen weitestgehend ihr Geld ein. Aber eine Ebene ist uns verloren gegangen und da wird man in den nächsten Jahren viel nachdenken müssen: Das Fernsehen schert aus der Produktion von Kinderfilmen in Kontinuität nahezu komplett aus."
Aber der Kinderfilm "Blöde Mütze" ist doch eine BR-/RBB-Koproduktion ...
"Ja, aber das reicht natürlich nicht. Im Prinzip müsste die ARD sagen, wir produzieren jedes Jahr drei Kinderfilme und das ZDF müsste zwei Filme pro Jahr herstellen. Dazu gehört dann auch die Bereitschaft, diese Filme entsprechend zu präsentieren, also nicht im Feiertagsprogramm oder morgens um 9.30 Uhr, sondern am Nachmittag. Doch leider stecken die öffentlich-rechtlichen Sender ihr Geld ins Serielle und in die Kleinteiligkeit, vor allem in den Trickfilm und den Kauf von Filmware, damit das Programm überhaupt gefüllt werden kann."
Als der Kinderkanal vor zehn Jahren gegründet wurde, dachte man, dass mehr lange Spielfilme für Kinder produziert werden. Das Ergebnis aber haben Sie gerade genannt: Serie, Serie, Serie ...
"Ich weiß, dass es dort Anstrengungen gibt, aus den Serien auch lange Filme zu entwickeln, aber den Verantwortlichen sind die Hände gebunden, denn für große Projekte ist man auf die gemeinsame Finanzierung der Anstalten angewiesen – und dort liegt das Augenmerk nicht auf dem Kinderfilm, sondern bei anderen Genres, die für Programmplätze in den Dritten Programmen oder im Ersten benötigt werden. Und dieses Feld ist neu zu beleben: Warum widmen die öffentlich-rechtlichen Anstalten nicht einen Anteil x der Millionen, die sie jetzt der FFA zur Verfügung stellen, ganz gezielt dem Kinderfilm und geben das Geld an einen Partner, das könnte das BKM oder das Kuratorium junger deutscher Film sein, verbunden mit einem Mitspracherecht, das über das hinausgeht, was die FFA bieten kann. Ein anderer Ansatz könnte sein, mit den Kirchen zu reden, ob Bibelkanäle eigentlich der richtige Ansatz sind oder ob es nicht sinnvoller ist, in Genres wie den Kinderfilm zu investieren."
Das sind alles Anstrengungen, die sich noch auf die klassischen Medien Kino und Fernsehen beziehen, aber es hat doch längst ein Wandel stattgefunden: Kinder und Jugendliche nutzen viel stärker Handys, Konsolen und das Internet. Was muss in diesen Bereichen getan werden?
"Wir wissen inzwischen, dass sich das Internet für die jüngere Generation zu einem Feld des programmlichen Appetizings entwickelt. Und in dieses Feld hinein müssen wir mit Dingen wirken, die zu Ableitungen ins Kino und ins Fernsehen oder zum Kinderbuch führen."
Gerade haben ARD und ZDF angekündigt, sich verstärkt um digitale Inhalte fürs Internet zu kümmern ...
"... ich weiß, dass es auch beim Kinderkanal entsprechende Vorhaben gibt."
Sie sprachen vorhin von einem bestehenden Netzwerk für den Kinderfilm, in der Vergangenheit haben Sie auch mehrfach für eine Kinderfilmstiftung plädiert: Besteht diese Forderung weiter?
"Ich bin nach wie vor der festen Überzeugung, dass dem Kinderfilm in Deutschland durch eine solide arbeitende Stiftung geholfen wäre, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Das Kuratorium des jungen Films, das BKM, die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und möglicherweise auch die Kirchen sind für mich eigentlich die ganz idealen Partner für eine solche Stiftung. Und wenn die klug betrieben wird, lockt sie auch Geld an. Der Argwohn aus der Zeit der Wende, nur nicht in einen neuen Zentralismus zu verfallen, ist zum Glück vorbei. Eine Stiftung könnte auch gesellschaftspolitisch wirken, wenn es darum geht, welche Antworten haben wir zur Gewalt unter Jugendlichen oder zur Integration der zweiten und dritten Generation ausländischer Bürger. Und welche Antworten haben wir auf das mediale Angebot oder Themen, die am rechten Rand siedeln. Der Kinderfilm braucht eine kluge Anwaltschaft – und das sage ich nicht aus einer Position der Schwäche heraus, denn dreißig Jahre sind eine veritable Strecke, die wir zurückgelegt haben und darüber grau geworden sind."
Noch einmal zurück zum Stichwort Föderalismus. Autor und Regisseur Christian Petzold hat davon gesprochen, dass Drehbücher in Deutschland immer im Ort Irgendwo spielen, damit sie möglichst in allen Ländern Förderung beantragen können. Die Förderung stößt durch die föderalistische Struktur immer wieder an Grenzen, könnte da eine Kinderfilmstiftung nicht auch steuernd eingreifen?
"Sicher, aber wenn eine solche Stiftung zu Stande kommt, sitzen dort Menschen zusammen, die nicht regional gebundene Gelder vergeben. Wenn die Zentralisten durch Zusammenführung der Gelder kräftiger werden, könnten wir viel eher durch Inanspruchnahme nur des einen oder anderen Länderförderers deutlicher den Akzent setzen, der Film spielt in Baden-Württemberg oder in Bayern."
Gerade hat der Kulturstaatsminister einen neuen Filmförderfonds ins Leben gerufen, für den bis zum Ende der Legislaturperiode jährlich 60 Millionen Euro zur Verfügung stehen: Wird davon auch der Kinderfilm profitieren können?
"Wenn es ordentliche Projekte sind, ganz sicher, aber ich denke, es werden eher die Remakes oder die Familienfilme sein, die dort das Geld abholen."
Wenn man sich die Altersstufen der FSK mit 0, 6, 12, 16 und 18 Jahren ansieht und auf der anderen Seite ein Berlinale-Programm wie "Generation 14plus" betrachtet, dann würden sicher manche 14plus-Filme erst eine Freigabe ab 16 Jahren erhalten. Müssen die Altersstufen verändert werden?
"Die FSK muss das überdenken und der veränderten Rezeption anpassen, denn nach unten beginnt es viel früher und oben hört es viel früher auf. Was ab 16 Jahren heißt, setzt viel früher an. Ohne Empfehlungscharakter würde ich sagen, ab zehn Jahren und ab 16 Jahren und Punkt. Wenn der Vier- oder Fünfjährige ins Kino geht, hat der immer eine Begleitperson dabei, da ist es die Verantwortung der Erwachsenen, was sie den Kindern zumuten. Außerdem wäre es geradezu ideal, wenn FSK und Filmbewertungsstelle zusammen agieren würden, dann werden Altersfreigabe und Prädikatisierung gemeinsam vergeben. Und statt zwei Kommissionen gäbe es nur noch ein Gremium."
Als Landesfunkhausdirektor des SWR gehen Sie Mitte 2007 in Pension, wie sieht es danach mit Ihren anderen Aufgaben aus?
"Ich bringe meine Amtszeit im Kuratorium ordentlich zu Ende, die läuft noch bis Mitte 2008. Und wenn die Filmbewertungsstelle überleben wird, werde ich da noch etwas tun, aber ansonsten werde ich mal richtig privatisieren und nur aus purer Sentimentalität den einen oder anderen Kinderfilm ansehen. Aber jetzt sind die Jüngeren dran."
Interview: Manfred Hobsch
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