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Ausgabe 111-3/2007

LOVE & DANCE

SIPUR HATZI RUSSI

Produktion: Bleiberg Ent. / July August Prod., Israel 2006 – Regie und Buch: Eitan Anner – Kamera: Itzik Portal – Schnitt: Tali Halter-Shenkar – Musik: Joanthan Bar Giora – Darsteller: Vladimir Volov (Chen), Valeria Vivodin (Natalie), Yevgenya Dodina (Yulia), Avi Kushnir (Rami), Oksana Korostyshevskaya (Lena), Kirill Safonov (Roman) u. a. – Länge: 95 Min. – Farbe – Verleih: 3L Filmverleih – Altersempfehlung: ab 12 J.

In einer hässlichen Vorstadt am Rande von Ashdod, einer zwischen Wüste und Meer südlich von Tel Aviv gelegenen israelischen Kleinstadt, leben viele russische Einwanderer aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Zu viele, sagen die einheimischen Israelis, für die die Zugehörigkeit zum jüdischen Glauben längst keine tragfähige Brücke mehr bildet. Aufgebracht registrieren sie, dass die Russen inzwischen eine echte Parallelgesellschaft bilden. Die Russen – so spotten sie – glauben Gott erfunden zu haben und führten sich auf, als seien alle als Dichter oder Doktor geboren worden. Dabei säßen sie in Wirklichkeit hinter der Kasse oder arbeiteten als Nachtwächter. "Russen und Israelis sind zwei Geraden, die sich nie berühren", sagt Rami, ein israelischer Photograph und Papa von Chen. Was für den 13-jährigen Jungen besonders schmerzlich ist, denn seine Mutter Lena ist Russin. Chen leidet unter den andauernden Missverständnissen und heftigen Streitereien seiner Eltern, bei denen jeder versucht, ihn auf seine Seite zu ziehen.

Unsicher sucht er nach einem Ausweg, seinem eigenen Weg. Aber woran soll er sich orientieren, wenn die Welt um ihn herum ein einziges Rätsel ist? Wie kann er auch verstehen, dass ein gerade verheiratetes Paar noch während der Hochzeit mit Messern aufeinander los geht und seine Mutter keinen Grund zum Eingreifen sieht? Wieso geht der männliche Teil des einst weltberühmten russischen Tanz-Duos Yulia & Roman Rabinowitch permanent fremd? Und was ist mit dem schönen, aber depressiven Mädchen Natalie, das Chen zufällig filmt, als es selbstvergessen vor einem Spiegel tanzt? Später wird sie ihm anvertrauen, dass sie tanzt, weil sie sich selbst nur durch die Wahrnehmung anderer spüren kann. Ihretwegen verlässt Chen seinen Judo-Kurs und versucht sich nun auch im Standard-Tanz, aber Natalie hat einen festen Partner, einen unsympathischen Knaben namens Artur, und er wird der selbstbewussten Sharon zugeteilt. Vor seinem Vater aber hält Chen den "Fronten-Wechsel" zu den russischen Tänzern geheim.

In dieser halb-russischen Geschichte – so der Original-Titel – geht es um die Liebe und um den Tanz, der weit mehr ist als eine technisch korrekte Kombination von Schritten. Er funktioniert nicht, wenn die Liebe nicht da oder gestorben ist, und er täuscht über mangelnde Perfektion hinweg, wenn sie plötzlich wie ein Blitz einschlägt. Das aber ist kaum jemandem vergönnt und so leiden die Menschen an ihrer unerfüllten Sehnsucht nach Liebe, was besonders augenfällig an Arturs kleinem Bruder gezeigt wird, der sich einen Karton überstülpt und durch einen Schlitz jedem 50 Shekel für einen Kuss bietet. "Love & Dance" zeigt viele Paare, Hochzeitspaare, Ehepaare, Geschwisterpaare und Tanzpaare. Eitan Anner lässt seine Paare in immer neuen Konstellationen – Paarungen – durch die Handlung wirbeln, sich verlieren, finden oder wieder finden. "Bei einem Paar helfen sich die Partner gegenseitig, einer passt auf den anderen auf", sagt die Tanzlehrerin und fügt hinzu: "Ein Paar – das bedeutet viel Arbeit!" Dazu sind wohl die wenigsten bereit und fähig. Am Ende aber, und zwar während des Ausscheidungswettbewerbes für den nationalen Entscheid im Standard-Tanz, triumphiert die Liebe. Da findet der Außenseiter Chen nicht nur sich selbst, sondern auch seine ideale Partnerin – was sich nicht nur für ihn, sondern auch auf seine Eltern auswirkt. Diese zu Herzen gehende Emanzipationsgeschichte mit vorzüglichen Schauspielern versetzt den Zuschauer in einen beglückenden Taumel und macht Appetit aufs Tanzen.

Uta Beth

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 111-3/2007 - Interview - "Die Spitze des Eisbergs"

 

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