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Ausgabe 111-3/2007

PRINZESSINNENBAD

Produktion: Reverse Angle Factory / rbb-arte; Deutschland 2007 – Regie und Buch: Bettina Blümner – Kamera: Matthias Schöningh – Schnitt: Inge Schneider – Länge: 92 Min. – Farbe – Verleih: Reverse Angle – Altersempfehlung: ab 14 J.

"Wie sie die Straßen langgehen / So selbstverständlich und schön / Cool in der Gegend rumstehen / Wenn man sie sieht, kann man schon neidisch werden / Die Jungen so athletisch und männlich / Und auch die Mädchen sehen phantastisch aus / Manche meinen, sie wären vielleicht etwas dämlich / Doch wer so denkt, kennt sich mit Jungsein nicht aus" ("Jugend von heute" von der CD "Jenseits von Jedem", WEA/ZickZack)

Diese Bestandsaufnahme zur "Jugend von heute" von der Hamburger Band Blumfeld klingt, als hätten sie Eindrücke aus dem Dokumentarfilm "Prinzessinnenbad" von Bettina Blümner in ihrem Song festhalten wollen. Das eindringliche Porträt der 15-jährigen Freundinnen Mina, Klara und Tanutscha widmet sich der Jugend in der Metropole Berlin. Genau genommen im Berliner Stadtteil Kreuzberg. Die meiste Zeit flanieren die drei Mädchen durch die Straßen ihres Kiezes und setzen sich in der Öffentlichkeit wie vor der Kamera selbstbewusst in Szene.

Räumlicher Ausgangspunkt für den Film ist das Sommerbad Kreuzberg, von Berlinern auch liebevoll "Prinzenbad" genannt. Wenn die Mädchen auf der Liegewiese des Freibads mit Gleichaltrigen flirten, können schon mal Sätze fallen wie: "Halt's Maul! Lass dir erst mal einen Penis wachsen!" Und es verwundert nicht weiter, wenn sie sich ältere Jungs suchen: Mina führt seit zehn Monaten eine feste Beziehung mit George, "obwohl er schon zwanzig ist" (Mina), und auch Klara verliebt sich in einen 24-jährigen Türken. Ganz unvermittelt führt der Film den Zuschauer an die Schauplätze der Jugend. Satz für Satz und Bild für Bild setzt sich in "Prinzessinnenbad" ein Mosaik zusammen, das die intensive Zeit zwischen Kindheit und Erwachsenwerden anschaulich werden lässt.

Vor laufender Kamera berichten die Mädchen nicht nur von der ersten Liebe und ihre Annäherungen an die eigene Sexualität, sondern auch von der Schule und dem Verhältnis zu ihren Eltern. Mina, Klara und Tanutscha wohnen bei ihren alleinerziehenden Müttern. Im Film wie im Leben ist Mina die einzige von den dreien, deren Vater überhaupt eine Bezugsperson darstellt. Da Tanutscha nicht mehr den Sündenbock für ihren Vater spielen wollte, hat sie den Kontakt zu ihm abgebrochen. Klaras Mutter erzählt, dass der Vater ihrer Tochter "noch mal Familie gemacht" habe; mit seiner Frau und den zwei Kindern ist er nach Panama gezogen. In die Schule begleitet die Regisseurin einzig Klara. "Move" steht auf dem Schild an der Eingangstür zum Gebäude und klein darunter: "Schulverweigererprojekt". "Ihr Schwänzen fing ja schon in der Grundschule an", erklärt Tanutscha in der darauf folgenden Sequenz und fügt hinzu: "Und jetzt ist sie auf einer Schwänzerschule."

Der Film "Prinzessinnenbad" setzt ganz auf die starke Ausstrahlung seiner Protagonistinnen – ihre verblüffende Offenheit, ihren Wortwitz und Charme. Auch wenn der Film die prekären Lebensverhältnisse der Mädchen und ihrer Eltern nicht verschweigt, ist er doch alles andere als ein Problemfilm. Statt zu viel preiszugeben, spielt die Filmemacherin mit Andeutungen und Ellipsen. Statt zu kommentieren, lässt sie Freiraum für eigene Schlüsse. Bettina Blümners Film ist ein außergewöhnliches Porträt dreier ganz normaler Kreuzberger Jugendlicher. Dabei ist ihr Blick ein liebevoller: Sie lässt die Mädchen sein, wie sie sind. Die Erkenntnis, dass hier Jugendliche aufwachsen, die etwas zu sagen haben, stellt sich schnell ein und trägt die Spannung für die Geschichten der Mädchen bis zum Ende.

Stefanie Schlüter

 

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