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Ausgabe 112-4/2007

RAZZLE DAZZLE

Produktion: Wild Eddie Films; Australien 2006 – Regie: Darren Ashton – Buch: Darren Ashton, Carolyn Wilson, Robin Ince – Kamera: Garry Phillips – Schnitt: Julieanne Deruvo, Phil Horn – Musik: Roger Mason – Choreographie: John O'Connell – Darsteller: Kerry Armstrong (Justine), Jane Hall (Miss Elizabeth), Ben Miller (Mr. Jonathon), Denise Roberts (Barbara), Tara Morice (Marianne), Nadine Garner (Paulette), Shayni Notelovitz (Tenille) u. a. – Länge: 91 Min. – Farbe – Weltvertrieb: Celluloid Dreams, Paris, e-mail: genevieve@celluloid-dreams.com – Altersempfehlung: ab 8 J.

Laut Vorspann gibt es in Australien mehr als 350.000 Kinder und Jugendliche, die sich in einer der 4000 Tanzschulen ausbilden lassen, und pro Jahr etwa 700 Wettbewerbe, in denen die jungen Tänzer und Tänzerinnen um einen der begehrten Pokale für ihre Schulen wetteifern. Da gibt es Sieger und Verlierer, herausragende Leistungen und immensen Druck, Sehnsüchte, Ängste, Überforderungen, Ehrgeiz, stellvertretenden Ehrgeiz, Rivalitäten und Intrigen – eben die unterschiedlichsten Reaktionen auf die Wettbewerbs-Situationen bis hin zum Zusammenbruch. In seiner atemberaubenden Pseudo-Dokumentation, dem mockumentary "Razzle Dazzle", gibt uns Darren Ashton einen ebenso unterhaltsamen wie kritischen Einblick hinter die Kulissen dieser Glitzer- und Glamour-Welt.

Wir begleiten die "Jazzketeers", 13 höchst motivierte Schülerinnen aus Mr. Jonathons "Tanz-Akademie", bis ins Finale von Australiens renommiertestem Tanz-Wettbewerb, erleben das Auf und Ab aller Beteiligten einschließlich ihrer Eltern und am Ende sogar einen Sieg über die Konkurrentinnen aus Miss Elizabeths "Talent-Akademie". Unterschiedlichere Tanz-Lehrer als diese beiden lassen sich kaum denken. Während Miss Elizabeth ihre Truppe mit eiserner Faust dirigiert und wegen des Gewichts jedes Gummibärchen ahndet, versucht Mr. Jonathon die Eigen-Kreativität seiner Schülerinnen hervorzulocken. Während Miss Elizabeth mit ihrer traditionellen Vorstellung vom Tanz und ihrer perfekten Präsentation bisher immer erfolgreich blieb, erntet der brillante Mr. Jonathon mit seinen eigenwilligen, unkonventionellen Choreographien zu globalen politischen Themen meist Kopfschütteln und Unverständnis. Aber durchdrungen von der Vorstellung, dass man zugleich unterhalten und gegen Unrecht und Unterdrückung aufrütteln kann, hält er unbeirrbar daran fest, seine Überzeugungen durch den Tanz ausdrücken zu können, ob es sich nun um Tierversuche, den Klimawandel oder die Situation afghanischer Frauen handelt.

Eigentlich ist seine Gruppe ja auch im Semi-Finale schon ausgeschieden, da wird die Final-Konkurrenz von Miss Elizabeths Truppe durch einen Bus-Unfall aus dem Rennen geworfen und die "Jazzketeers" dürfen nachrücken. Jetzt werden die Anstrengungen vervielfältigt und manche drehen dabei durch. Barbara z. B., Mr. Jonathons rechte Hand, die kurzerhand einen jugendlichen Star-Tänzer kidnappt und als ihren Neffen ausgibt, damit die Final-Nummer mehr Pep kriegt. Oder Justine, die penetrante und omnipräsente Mutter von Tenille, die auf dem Umweg über die Tochter die eigenen Star-Träume zu verwirklichen sucht, engagiert für sie neben den harten Endproben noch einen Privatlehrer und sucht sogar einen Schönheits-Chirurgen auf, der Tenilles Nase korrigieren soll. In all dieser Hektik aber bleibt sich Mr. Jonathon treu und am Ende kann der Tanz-Rebell euphorisch verkünden: "Um die Welt zu verändern, habe ich im Tanz eine Revolution ausgelöst!"

"Razzle Dazzle" ist ein mitreißender Film, dessen Begeisterung für den Tanz ansteckt, der eine klare Position für das hartnäckige Beharren auf seinen Träumen und gegen das Unter-Druck-Setzen von Kindern einnimmt und durch seinen Humor überzeugt. Darren Ashton zündet ein wahres Feuerwerk an Gags, die er aus den Charakterzügen seiner erwachsenen und immer sehr authentisch wirkenden Personen entwickelt, die – und das ist ein großer Vorzug – nie ins Klischee abgleiten und nie denunziert werden. Selbst ihren abstoßenden Zügen gewinnt er noch liebenswerte Seiten ab, auch Justine, die durch ihren Elan, ihre Besessenheit und nie versiegende Energie uns auch dann noch überwältigt, wenn man realisiert, dass ihre Tochter durch ihre Schuld wohl nie mehr tanzen wird. Und wie viel komisches Kapital Ashton aus dem Weltverbesserer Jonathon raus schlägt, lässt sich vielleicht denken. Jedenfalls ist es unglaublich, wie herzlich man über ein ernsthaftes Thema lachen kann, und das allein ist eine Wohltat. Bei mehrmaliger Betrachtung wird der Film immer besser und man entdeckt immer noch neue Pointen, wobei sicher auch das Tempo dieses originellen und höchst unterhaltsamen Mockumentary eine Rolle spielt.

Uta Beth

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 112-4/2007 - Interview - "Ein Dokumentarfilm wäre vielleicht ein wenig abschreckender geworden"

 

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