Produktion: ostlicht filmproduktion / MDR / SWR / HFF München; Deutschland 2007 – Regie und Buch: Hagen Keller – Kamera: Philipp Kirsamer – Schnitt: Monika Schindler – Musik-Supervisor: Steffen Irlinger – Darsteller: Elinor Lüde (Lena), Luise Kehm (Klara), Sandra Zänker (Alex), Thorsten Merten (Lenas Vater), Ulrike Krumbiegel (Lenas Mutter), Günter Naumann (Apel) u. a. – Länge: 103 Min. – Farbe – Verleih: Kinowelt – Altersempfehlung: ab 12 J.
Lena, 17, weiß nicht, was sie will, aber ziemlich genau, was sie nicht will: Melkerin oder Friseurin lernen, wie vom Berufsberater angeboten, oder die tolle Lehrstelle, die ihr Vater für sie aufgerissen hat. Das Leben plätschert irgendwie dahin, Schule, Rumhängen mit den Freundinnen Alex und Klara, Bier trinken auf sommerlichen Rockfestivals, Erwachen in Katerstimmung. Nur Musikmachen mit Alex und Klara macht richtig Spaß. Als die Drei eine Mädchenrockband erleben, ist Lena fasziniert von der Drummerin. Sie steigt um, von der Gitarre zu den Drums, spielt sich frei. Sie wagen den ersten Auftritt, für sie ein Erfolg. Lena singt: "Ich will nicht nach Berlin, nein, nein." Auch hier wieder: Sie weiß, was sie nicht will. Zufällig begegnet ihr Apel, ein lebenskluger älterer Obsthändler, der mit seinem Lieferwagen über Land fährt und Lena mehrmals mitnimmt. Ohne viel zu reden, verstehen sich die beiden über Generationen hinweg. Eine wichtige Begegnung ...
Da der Film in Weimar spielt, kommt Lena an dem renommierten Konservatorium vorbei, geht neugierig hinein und weiß, dass sie hier nicht hingehört. Bürgerlicher Nachwuchs, von klein auf musikalisch erzogen, bevölkert die Räume. Der Schlagzeuglehrer spürt Lenas Potenzial. So eine wie sie hätte er gern in seiner Klasse. Er bietet ihr Privatunterricht an. Der endet mit einer Enttäuschung. Und da ist noch Hans, Bruder der Freundin aus Kindertagen, der plötzlich wieder da ist. Zuhause eskaliert es. Um nicht das ganze Familienleben zu zerstören, zieht Lena kurz vor der Volljährigkeit zu Hause aus, hin zu Hans, der einen alternativen Platz zum Wohnen aufgetan hat, mit genug Raum zum Verlieben und Schlagzeug üben. Lena wird ihren Weg gehen. Das Wie und Wohin bleibt offen.
Regisseur und Drehbuchautor Hagen Keller, 1968 in Thüringen geboren und in der DDR aufgewachsen, ist prädestiniert für das einfühlsame Erzählen dieser Coming-of-Age-Geschichte. Als Wehrdienstverweigerer war ihm das Abitur verwehrt. Er jobbte u. a. als Kellner, Kraftfahrer, Bibliothekar, Heizer, Krankenpfleger, holte im Abendstudium das Abitur nach, studierte nach der Wende Portugiesisch und Russisch, arbeitete als Übersetzer, besuchte die Fachakademie für Fotodesign, um mit knapp 30 Jahren sein Filmstudium in München zu beginnen. "Von den Jugendlichen werden heute oft Standpunkte zu einem Zeitpunkt verlangt, die ich im Alter von 17 wahrscheinlich auch nicht hätte einnehmen können", sagt er.
In der Szene mit dem arbeitslosen Vater, einem ehemaligen Star-Architekten der DDR, der sich nicht unter Niveau verkaufen will, aber von seiner Tochter Anpassung erwartet, zeigen sich auch die Widersprüche in der Gesellschaft. Lena steht für die neue Generation, die die Altlasten der Eltern nicht mit trägt. "Hope & Faith" ist Lenas Statement auf dem T-Shirt, Hoffnung und Vertrauen – in sich selbst.
Für die herausragende Darstellung der Lena wurde Elinor Lüdde mit dem bayerischen Nachwuchsfilmpreis ausgezeichnet. Sie überzeugt durch Natürlichkeit, Glaubwürdigkeit, Frische. Mit zur Authentizität dieses Debütspielfilms trägt bei, dass sie selbst Drummerin in einer Mädchenband ist, zusammen mit Luise Kehm (Klara) und Sandra Zänker (Alex), auch im Film Band-Freundinnen. Hinzu kommt die sommerliche Landschaft im Osten mit unverbautem Horizont und offenherzigen Menschen, die so anders sind, als man sie sonst in ostdeutschen Geschichten erlebt. Ein Film, der jungen Menschen Mut macht, eigene Entscheidungen zu treffen, auch wenn's den anderen nicht gefällt – "Meer is nich".
Gudrun Lukasz-Aden
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