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Ausgabe 116-4/2008

"Das tapfere Schneiderlein" kehrt zurück

Gespräch mit Elke Ried, Produzentin des Films "Das tapfere Schneiderlein"

(Interview zum Film "Wir wollen das Kulturgut Märchen lebendig halten")

Für das Weihnachtsprogramm 2008 plant die ARD, ihre sechsteilige Märchenfilmreihe "Sechs auf einen Streich" im Ersten auszustrahlen; dazu gehört "Das tapfere Schneiderlein" (siehe auch Interview mit Sabine Preuschhof). Der Film wurde im Mai und Juni 2008 von der Zieglerfilm Köln GmbH im Auftrag der ARD unter redaktioneller Federführung des NDR (Redaktion: Ole Kampovski) gedreht. Das Drehbuch schrieben Leonie und Dieter Bongartz, Regie führte Christian Theede. Die Titelrolle des gewitzten Schneiders, der Riesen besiegt und das Herz einer schönen Königstochter erobert, übernahm Kostja Ullmann, der zuletzt in den Kinofilmen "Verfolgt" und "Stellungswechsel" zu sehen war. Vor der Kamera standen ferner Axel Milberg, Karoline Schuch, Dirk Martens und Hannelore Hoger.

KJK: Warum wurde gerade dieses Märchen verfilmt?
Elke Ried: "Wir hatten dem NDR drei Märchenstoffe angeboten und die Auswahl danach getroffen, ob die Märchen auch in der heutigen Zeit noch etwas zu erzählen haben, ob sie eine Botschaft haben, die für Kinder relevant ist. Am tapferen Schneiderlein hat uns besonders gefallen, dass es im Grunde ein Loblied ist auf die Aktivität, die Klugheit und die Zuversicht. Dabei waren im Besonderen zwei Aspekte wichtig: Erstens geht es darum, dass unser junger Held sich nicht mit einem festgelegten Rollenmuster als mittelloser Schneider zufrieden gibt, sondern seinen Träumen von einem besseren, aufregenderen Leben vertraut. Er zieht in die weite Welt, überwindet Klassen-, Standes- und andere Schranken und wird am Ende König. Zweitens geht es darum, dass der Held trotz seiner kleinen Statur große Aufgaben bewältigt. Er siegt im Kampf gegen Riesen, ein Einhorn und ein Wildschwein, aber nicht mit Gewalt, sondern mit geistreicher Leichtigkeit und intelligentem Handeln."

Gab es eine bundesweite Ausschreibung für die Märchenreihe?
"Soweit ich weiß, gab es keine Ausschreibung, aber so etwas spricht sich ja schnell herum. Wir sind auf den NDR zugegangen, weil wir vor kurzem mit der gleichen Redaktion den TV-Film 'Der Seehund von Sanderoog' realisiert haben, der auch im Weihnachtsprogramm der ARD gelaufen ist. Da gab es gute Erfahrungen mit der Zusammenarbeit."

Und welche Vorgaben gab es für die Produktion?
"Die Märchen sollten klassisch erzählt werden, märchenhaft, prächtig, aber nicht kitschig. Die Handlung sollte in einem Märchenland zu einer Märchenzeit spielen, also nicht in einer historisch definierbaren Zeit, aber auch nicht in die heutige Zeit versetzt oder modernisiert werden, weder von der Sprache noch von der Ausstattung her. Es sollten also keine Telefone oder Autos vorkommen. Die Redaktion legte außerdem großen Wert auf eine möglichst hochkarätige Besetzung und darauf, dass wir möglichst werkgetreu bleiben. Kleine Änderungen gibt es freilich in allen Verfilmungen, das ist schon dadurch bedingt, dass für Film eine andere Dramaturgie notwendig ist als für eine Märchenerzählung. Insgesamt trafen sich die Anforderungen des Senders genau mit unseren Intentionen. Eine weitere Bedingung war, dass im jeweiligen Sendegebiet gedreht werden sollte, um so die verschiedenen deutschen Landschaften abzubilden. In unserem Fall führte das dazu, dass wir in Hamburg und Umgebung, also Schleswig-Holstein und Niedersachsen, gedreht haben. Das war allerdings eine kleine Herausforderung, denn der Norden ist mit Schlössern ja nicht gerade reich bestückt."

Wie viele Drehtage gab es?
"In unserem Fall gab es 16 Drehtage. Dabei waren wir an vielen verschiedenen Drehorten. Die Handlung verläuft ja fast wie ein Road Movie. Es gibt sehr schöne Landschaftsbilder von Wiesen, Wäldern und dem wunderbaren Nordhimmel, die Gasse des Schneiders wurde in Lüneburg gedreht und unser Märchenschloss setzt sich aus fünf Locations zusammen, unter anderem den Schlössern von Ahrensburg und Reinbek und dem Rathaus Bergedorf. Die Innenaufnahmen wurden nicht im Studio, sondern alle an Originalschauplätzen gedreht."

War es denn schwierig, so namhafte Schauspieler für einen Märchenfilm zu gewinnen?
"Nein, überhaupt nicht, im Gegenteil. Wir haben eine große Bereitschaft bei den Schauspielern gefunden, denn Märchen bieten für Schauspieler auch Möglichkeiten, sich in einer völlig anderen Rolle zu präsentieren, so ist etwa der Tatort-Kommissar Axel Milberg auch einmal als König zu sehen. Und mit Kostja Ullmann in der Hauptrolle haben wir tatsächlich die Idealbesetzung gefunden. Aber dass das ganze Ensemble mit großer Freude dabei war, lag natürlich auch dem wirklich guten Drehbuch mit wunderbaren Dialogen von Dieter und Leonie Bongartz."

Welche Rolle spielt denn Hannelore Hoger?
"Sie hat einen kleinen, aber entscheidenden Auftritt: Sie spielt die Bäuerin, die am Anfang auftaucht und dem Schneiderlein Mus verkauft. Damit wird ja im Grunde die Handlung in Gang gesetzt."

Nun sind ja viele Grimmsche Märchen von der DEFA verfilmt worden, darunter auch "Das tapfere Schneiderlein" 1956 von Helmut Spieß. Lieferten diese alten Märchenfilme ein Bezugsmuster oder eine Kontrastfolie, von der man sich auch abgrenzen konnte?
"Ja, auf jeden Fall. Die alten Verfilmungen der DEFA und der Tschechen laufen ja auch heute noch ständig im Fernsehen. Da war es für uns schon wichtig, sich davon abzusetzen. Die Zuschauer sollen sehen, etwa bei der Ausstattung und den Kostümen, aber auch an der Haltung der Helden, dass es eine neue Verfilmung ist. Wir haben bereits beim Buch jeden moralisierenden Ton vermieden und dann auch bewusst das Projekt einem jungen Regisseur, Christian Theede, anvertraut. Auch durch seine Inszenierung hat unser Film eine moderne Machart."

Kommen digitale Effekte zum Einsatz?
"Nur sehr begrenzt. In einigen Fällen war es aber notwendig. In unserem Live-Action-Film haben wir im Großen und Ganzen auf einen realistischen Look geachtet, also der Wald ist ein Wald, und auch das Wildschwein ist echt. Das Einhorn wird von einem richtigen Pferd verkörpert, zwar mit digital aufgesetztem Horn, aber da galoppiert keine Animationsfigur durchs Bild. Im Übrigen hatten wir das Glück, mit Philipp Timme einen großartigen Kameramann gewonnen zu haben, der sich gerade auf dem Gebiet der Special Effects auskennt wie kaum ein Zweiter in Deutschland. Er ist nach seinem Studium in Ludwigsburg nach Hollywood gegangen und hat dort mit Roland Emmerich gearbeitet. Er hat bei uns einige Dinge vollbracht, worüber viele gestaunt haben, so etwa, dass man Trickaufnahmen mit Riesen und dem Schneiderlein auch ohne digitale Bearbeitung überzeugend gestalten kann."

Welches Zielpublikum wird angestrebt? Nur Kinder oder auch Erwachsene?
"Ich glaube, es ist im besten Sinn ein Familienprogramm und es war von Anfang an auch der Anspruch, das breite Familienpublikum anzusprechen. Ich bin sicher, dass sich auch Erwachsene den Film mit großem Genuss ansehen können. Nicht nur, weil die meisten Erwachsenen die Grimmschen Märchen kennen. Das Schneiderlein ist einfach ein gewitzter Typ und in seiner Auseinandersetzung mit bedrohlichen Riesen und leichtgläubigen Zeitgenossen steckt viel Raum für Humor und Situationskomik."

Steht der Sendetermin bereits fest?
"Alle sechs Märchen werden am ersten und zweiten Weihnachtstag 2008 nachmittags gezeigt, jeweils in Blöcken zu drei Märchen. Sie werden zusätzlich auch an anderen Tagen in der Weihnachtszeit gezeigt, dann aber wahrscheinlich vormittags."

Ist auch eine Kinoauswertung angedacht?
"Ja, es ist eine kleine Kinoauswertung in der Planung, möglicherweise in Form eines Pakets. Noch vor Weihnachten sollen die Filme zunächst auf DVD in den Handel kommen, ehe sie dann im Fernsehen laufen."

Interview: Reinhard Kleber

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 116-4/2008 - Interview - "Wir wollen das Kulturgut Märchen lebendig halten"

 

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KJK-Ausgabe 116/2008

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