(Interview zum Film EIN AUSSERIRDISCHER SOMMER)
Das folgende Gespräch fand im Deutschen Filmmuseum Frankfurt statt, wo Martin Duffy seinen Film bei "Lucas 2008" persönlich vorstellte. Der 1952 in Dublin geborene Regisseur, Drehbuchautor, Cutter und Schriftsteller lebt heute in Berlin. Zu seinen auch von deutschen Kinderfilmfestivals bekannten Filmen zählen "The Boy From Mercury" (1996) und "The Testimony Of Taliesin Jones" (2000).
KJK: Warum machen Sie Filme?
Martin Duffy: "Witzig, dass Sie das ansprechen. Als ich mich hier im Filmmuseum umgesehen habe, wurde mir klar, dass mich bewegte Bilder schon immer fasziniert haben. Im Alter von elf, zwölf verbrachte ich meine Ferien in Südirland und dort sah ich einen Filmprojektor. Dann schickte ich einen Brief nach Hause, der nach amerikanischem Kino klingt: Ich habe da diesen Projektor gesehen und den will ich kaufen. Man schickte mir Extrageld und ich legte alles zusammen, um diesen 8mm-Projektor zu kaufen. Bei dem Projektor waren auch ein paar kurze Zeichentrickfilme. Ich verbrachte den ganzen Sommer in einem dunklen Raum und sah mir die Filme immer wieder an. Und alle Kinder aus der Umgebung kamen vorbei und sahen sich die Filme mit mir zusammen an. Mein erster Job war dann in einem Kino als Vorführer-Lehrling. Also ging es immer um Film und Kino."
Wenn man sich Ihre Filmgraphie ansieht, gewinnt man den Eindruck, Sie hätten eine Vorliebe für Science Fiction.
"Das stimmt. 'The Boy From Mercury' allerdings hat autobiographische Elemente. Als kleiner Junge glaubte ich, dass ich gar nicht zu meiner Familie gehörte und in Wirklichkeit vom Merkur stammte. Das lag auch daran, dass meine Familie etwas seltsam war; ich war das jüngste von 13 Kindern und kam lange nach den anderen zur Welt. Meine älteste Schwester hatte vor meiner Geburt geheiratet und hatte bereits drei Kinder. Also habe ich immer darauf gewartet, dass sie eines Tages zu mir sagen: Eigentlich gehörst du gar nicht in diese Familie, ja noch nicht mal auf diesen Planeten. Dieses Gefühl hat mich meine ganze Kindheit über begleitet. Ich erinnere mich daran, wie ich als Kind anderen Kindern erzählt habe, dass ich vom Merkur komme und dabei in den Himmel zeigte und so tat, als wüsste ich genau, wo das sei. Meine sowieso schon überentwickelte Phantasie wurde zudem noch von meiner Mutter unterstützt. Nur ein Beispiel: Wir waren eine große Familie in einem kleinen Haus; aber meine Mutter hielt am Tisch immer einen Platz frei für meinen unsichtbaren Freund."
Sie waren nicht so ein Fan von Science Fiction-Romanen oder Kurzgeschichten ...
"... aber liebte Science Fiction-Filme. Der erste SF-Film, der mich enorm beeindruckt hat, war 'Die unglaubliche Geschichte des Mr. C' von Jack Arnold. Der hat mich wirklich gepackt. Ein anderer war 'Der Junge mit den grünen Haaren' von Joseph Losey."
Wie weit haben Sie denn am Drehbuch Ihres neuen Films "Summer Of The Flying Saucer mitgewirkt?
"Nicht mehr als jeder andere Filmemacher auch. Es gab schon zu Beginn das Treatment für einen Film, und zwar von dem US-amerikanischen Autor Murray Suid und Ronald Kruschak, einem deutschen Autor und Produzent, der beim Studio Hamburg arbeitet."
Also wissen Sie auch nicht, warum die Geschichte im Jahre 1967 angesiedelt wurde?
"Das war die Idee des Produzenten Ralph Christians. Das Treatment von Suid und Kruschak spielte in den USA der 60er-Jahre, aber nicht gerade 1967. Und es war Ralph, der meinte, die Geschichte sollte in Westirland spielen."
Aber Sie haben es jetzt nicht in Ihrem Heimatdorf gedreht ...
"... Nein, das nicht, aber wir haben den Film in Irland gedreht. Nur die Szenen mit dem Raumschiff sind in einem kleinen Studio entstanden."
Sie haben erzählt, dass Sie gerne mit Freunden arbeiten – also immer mit derselben Crew?
"Eigentlich schon. Hier hatte ich denselben Komponisten und auch denselben Kameramann wie bei 'The Boy From Mercury'. Ein befreundeter irischer Produzent hat mal zu mir gesagt: Die besten Filme werden von Freunden gemacht. Wenn ich die Chance dazu hätte, würde ich so oft wie möglich mit derselben Crew arbeiten."
War eigentlich schon von Anfang klar, dass dies hier ein Kinderfilm sein sollte?
"Zunächst einmal gibt es für mich schon noch einen Unterschied zwischen einem Kinderfilm und einem Familienfilm. Kinderfilm ist für mich ein Film, wo ein Erwachsener ein Kind mit ins Kino nimmt, weil er glaubt, das könnte dem Kind gefallen. Ein Familienfilm hingegen ist ein Film, wo ein Erwachsener sagt: den würde ich gerne sehen und da nehme ich mein Kind mit. Hollywood kennt diesen Unterschied und sie bemühen sich immer, dass der Filme für beide – also Kinder und Erwachsene – funktioniert. 'Summer Of The Flying Saucer' ist natürlich auch eine Coming of Age-Geschichte und somit auch eher nicht für kleine Kinder."
Haben Sie neue Projekte in Arbeit?
"Als Familienfilm habe ich ein fertiges Drehbuch einer Komödie mit dem Titel 'Welcome To Earth', das auch wieder SF-Elemente enthält. Da geht es um Aliens, die auf der Erde Urlaub machen und der Sohn der Menschen, die sie besuchen, muss sich um diese Aliens kümmern – ihnen zum Beispiel beibringen, sich wie normale Menschen zu benehmen. Das soll in einer US-amerikanischen Vorstadt spielen, ein Milieu, in dem ich mich gut auskenne, denn dort ist mein jüngster Sohn aufgewachsen. Es gibt schon einen kanadischen Produzenten, der bereits einen kanadischen Verleih für den Film hat, aber mein deutscher Produzent findet hierzulande einfach keine Geldgeber. Also müssen wir uns jetzt was überlegen."
Was wäre Ihr Traumprojekt?
"Ich habe mal einen SF-Roman mit dem Titel 'Mothership' geschrieben; ein wenig 'Herr der Fliegen' im Weltall. Es geht um eine Gruppe von Kindern, die auf einem Raumschiff aufwachsen und dann herausfinden, dass man sie seit ihrer Geburt belogen hat. Denn das Raumschiff ist zum Untergang verurteilt und sie werden alle in ihm sterben. Ich versuche schon seit zehn Jahren, dieses Projekt zu finanzieren."
Interview: Lutz Gräfe
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