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Ausgabe 119-3/2009

"Wir sehen die Zeichen der Zeit"

Ein Gespräch mit der Leiterin des Internationalen Kinderfilmfestivals LUCAS in Frankfurt am Main, Petra Kappler

Interview

Im vorigen Jahr ist das Internationale Kinderfilmfestival LUCAS unter der neuen Leiterin Petra Kappler mit einigen Neuerungen über die Bühne gegangen. So vergab die aus Kindern und Erwachsenen zusammengesetzte Jury im internationalen Wettbewerb beim bundesweit ältesten Kinderfilmfestival nicht zwei, sondern einen Langfilm-Preis mit einem erhöhten Preisgeld von 7.500 Euro. Der beste Kurzfilm erhielt erstmals 3.000 Euro. Außerdem sollte die Filmbranche verstärkt angesprochen und die Kooperation mit regionalen Schulen ausgebaut werden. Nach einem Jahr bietet dies eine gute Gelegenheit für eine Bestandsaufnahme und zugleich einen Ausblick auf die 32. Festivalausgabe (6. bis 13. September 2009), für die mehr als 240 Filme aus 53 Ländern eingereicht wurden.

KJK: Wie sind Sie zum Kinderfilm gekommen?
Petra Kappler: "Ich habe mich schon im Studium der Germanistik und Filmwissenschaft hier in Frankfurt am Institut für Kinder- und Jugendbuchliteratur mit Kinderthemen beschäftigt. Außerdem war ich zeitweise beim Hessischen Rundfunk beschäftigt und habe in der Kinderredaktion des ZDF mitgearbeitet. Später übernahm ich die Leitung des Kinos Ried Casino in Nauheim und habe dort die Kinderprogramme ausgebaut. Als ich ins Deutsche Filmmuseum kam, habe ich mich vor allem um das Kinderkino gekümmert, also auch die Programmierung gemacht. Unter anderem betreute ich Reihen wie Cinéfête und Verso Sud mit französischen und italienischen Filmen, zu denen viele Schulklassen kommen. In den folgenden Jahren war ich im Deutschen Filminstitut an der Konzeption von 'Schule des Sehens' beteiligt, die Kindern und Schulklassen in medienpädagogischen Modulen Filmkultur und Medienkompetenz vermittelt. Das Programm zielt darauf ab, dass Kinder nicht nur die Dauerausstellung besuchen, sondern sich auch im Kino ergänzend anhand ausgewählter Filme die Wirkungsweisen des Mediums erklären lassen. Als Mutter habe ich mich oft selbst geärgert, dass so wenig gute Filme für Kinder auf die Leinwand kommen. Man möchte nicht nur die x-te Mainstream-Produktion sehen, sondern auch eine andere Filmqualität. Ich bin mit meinem Sohn viel ins Kino gegangen und habe darauf geachtet, dass wir auch kleine und außergewöhnliche Produktionen sahen."

Wie weit ist die Planung für LUCAS 2009? Können Sie etwas zu Schwerpunkten im Programm sagen?
"Themen des Wettbewerbs sind vor allem soziale, nachfühlbare Lebenswelten von Kindern, Eltern-Kind-Konflikte, aber auch Tabu-Themen wie Behinderung, Armut und Mobbing. Interessanterweise finden sich diese Themen in Filmen aus der ganzen Welt – das zeigt sich beispielsweise in Wettbewerbsbeiträgen aus dem Iran, Südafrika oder Australien. Im Rahmenprogramm konzentrieren wir uns auf den Animationsfilm. Dazu planen wir ein Symposium und stellen ein Programm der Filmhochschule Ludwigsburg vor, von der wir auch Referenten eingeladen haben. Außerdem berichten interessante Gäste wie Krzysztof Brzozowski, Chefanimator des Oscar-prämierten Puppentrickfilms 'Peter und Wolf', sowie Mark Walsh, Chief Supervisor der Pixar Animation Studios ('Ratatouille'), von ihrer Arbeit."

Wie würden Sie in zwei Sätzen das Hauptanliegen von LUCAS zusammenfassen?
"Hauptanliegen ist es, hochwertige Filme zu zeigen, in denen sich Kinder wiederfinden und die ihnen auch Spaß machen. Gezeigt werden soll, dass nicht nur Mainstream- und Großproduktionen attraktiv sind, sondern es sich auch lohnt, 'andere' Filme anzuschauen – solche, die ungewöhnlich sind und in der Auseinandersetzung mehr Zeit erfordern."

Alle reden von der Weltfinanzkrise. Ist das LUCAS-Filmfestival davon auch betroffen?
"Natürlich ist es derzeit schwieriger, Sponsoren und Förderer zu finden – das merken auch wir. Auch wenn einzelne Sponsoren in diesem Jahr nicht mehr dabei sind, verfügt LUCAS dennoch über eine gefestigte Struktur mit privaten und öffentlichen Partnern. Deshalb gibt es keine negativen Auswirkungen auf das Festival-Programm."

Sind denn die öffentlichen Fördersummen gleich geblieben?
"Auf die öffentlichen Förderer können wir uns verlassen. Das hat sich beim Land Hessen selbst in dem zurückliegenden Jahr gezeigt, als es keine klaren Mehrheitsverhältnisse im Hessischen Landtag gab."

Im vorigen Jahr verzichtete die CIFEJ aufgrund des Leitungswechsels darauf, für Frankfurt eine Jury zu berufen. Wird es 2009 wieder eine CIFEJ-Jury geben?
"Ja. Als erstes von drei Jury-Mitgliedern steht der indische Regisseur Vinod Ganatra bereits fest. Bei den anderen beiden Jury-Mitgliedern müssen Sie noch etwas Geduld haben."

Beim ersten LUCAS unter Ihrer Leitung gab es einige Änderungen bei den Preisgeldern und der Konzeption. Sehen Sie nun Bedarf für Änderungen?
"Unsere ausgezeichneten Besucherzahlen und die positiven Rückmeldungen haben wir natürlich freudig aufgenommen. Besonders gut kommt an, dass LUCAS bereits vor der Festivalwoche sein Publikum anspricht – dazu gehört die LUCAS-Präsentation beim Frankfurter Museumsuferfest, bei dem wir am letzten Augustwochenende wie bereits im vergangenen Jahr ein großes Publikum ansprechen. Auf die angespannte Situation vieler Familien in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gehen wir ebenfalls ein: Über den Frühbucherrabatt bieten wir beispielsweise für Schulen ein um 50 Cent günstigeres Ticket an. Auch im Programm setzen wir die erfolgreiche Linie von LUCAS 2008 fort und bauen die zahlreichen filmpädagogischen Angebote im Aktiv-Bereich aus. Für Professionals bieten wir zusätzlich erstmals eine Master-Class an."

Stichwort Schulen – Im vorigen Jahr sind Sie mit dem Anspruch angetreten, die Kooperation mit den Schulen zu verstärken, zum Beispiel Fortbildungen für Lehrkräfte anzubieten. Hat sich dieser Ansatz bewährt und wird er ausgebaut?
"Der Ansatz hat sich definitiv bewährt. Wir entwickeln eine langfristige Bindung der Schulen an das Festival. Dafür kommunizieren wir vermehrt und direkter mit Lehrern und Schulämtern. Zudem arbeitet das Festivalteam enger mit den SchulKinoWochen Hessen zusammen, die ebenfalls vom Deutschen Filminstitut organisiert werden, um zusätzliche Kontakte zu Lehrerinnen und Lehrern zu knüpfen. Hier ist anzumerken, dass es nicht nur für die Lehrerfortbildungen, sondern auch den Besuch von LUCAS die begehrten Fortbildungspunkte gibt."

Wie wichtig ist der Kurzfilm für das Festival?
"Wir räumen dem Kurzfilm ein gleich starkes Forum ein wie dem Langfilm. Die Zusammenarbeit mit den Schulen zeigt, dass sich Kurzfilme besonders gut eignen, um beispielsweise Phänomene, Wirkungsweise und Ästhetik von Film komprimiert vorzustellen und zu erklären. Das Angebot an guten Kurzfilmen auf dem Markt ist groß und gut, das zeigt sich in dem hochwertigen Kurzfilmwettbewerb."

Wie im vergangenen Jahr hat LUCAS wieder Halbzeit gefeiert, wodurch die kleinen Freunde von LUCAS kein ganzes Jahr bis zum nächsten Festival warten mussten, sondern schon nach einem halben Jahr für LUCAS ins Deutsche Filmmuseum kommen konnten. Sie haben dazu selbst auch Waffeln gebacken. Was ist das Ziel der Halbzeit-Veranstaltung?
"Es ist eine Maßnahme zu sagen: 'Hallo, da sind wir wieder. Kommt doch mal zu uns ins Kino!' Die Aktion ist bei den Festivalpartnern sehr gut angekommen. Selbstverständlich zeigen wir bei dieser Veranstaltung einen Film, der bei LUCAS zu sehen war."

Wie bedeutsam sind denn für LUCAS Welt- und Europapremieren?
"Sie sind wichtig für unseren internationalen Anspruch. Vor allem unsere Gäste aus der Branche wollen ja etwas sehen, das sie noch nicht kennen. Auch dieses Jahr wird es wieder Weltpremieren geben, von denen es immer schwieriger wird, sie zu bekommen."

Inzwischen wächst sich die Forderung vieler Weltvertriebe und Produzenten, eine Gebühr für die Filmkopie zu zahlen, zu einem Problem für viele Festivals aus. Was sind Ihre Erfahrungen?
"Im Vorjahr gab es eine Forderung aus Frankreich, die uns nicht überrascht hat. Aber, dass sich diese Forderungen jetzt massiv häufen und fast jeder Weltvertrieb oder Produzent es erst mal versucht, hat mich erstaunt. Man kann das zum Glück ein Stück weit aus der Welt schaffen, denn wir laden die Regisseure ein und haben damit Kosten. Grundsätzlich sollten die Vertriebe und Produzenten sich daran erinnern: Festivals kaufen keine Filme, sie laden Filme ein!"

In welcher Höhe bewegen sich denn diese Forderungen?
"Forderungen von 1.000 bis 1.500 Euro pro Film sind keine Seltenheit. Bezahlte man dies, käme bei zehn Filmen im Langfilmwettbewerb bereits ein fünfstelliger Betrag zusammen. Betrachtet man die Kosten für den Transport der Kopien und die Versicherung, die das Festival trägt, sind solche zusätzlichen Kosten natürlich unangebracht."

Was bietet das Festival den internationalen Fachbesuchern bei der nächsten LUCAS-Ausgabe?
"LUCAS freut sich auf einige außergewöhnliche internationale Filme, die kaum oder gar nicht auf Festivals gelaufen sind, und auf interessante Gäste, mit denen man sich austauschen kann. Dabei bemühen wir uns, soweit es die Finanzlage zulässt, ausländische Gäste einzuladen, die ihre Filme vorstellen und Einblicke in die Filmszene ihrer Länder geben."

Das Reglement lässt für den Langfilm-Wettbewerb keine digitalen Trägermedien zu, für den Kurzfilm dagegen schon. Warum?
"Im Kurzfilm folgen wir dem Trend zu digitalen Trägermedien bereits. Im Langfilm ist das so noch nicht machbar, weil es dafür noch einer technischen Umrüstung bedarf, die in absehbarer Zeit in Angriff genommen wird. Dann wird auch das Reglement angepasst. Wir sehen die Zeichen der Zeit."

Mit Petra Kappler sprach Reinhard Kleber

 

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