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Ausgabe 120-4/2009

DIE KLEINEN BANKRÄUBER

MAZIE LAUPITAJI

DIE KLEINEN BANKRÄUBER

Produktion: Studio F.O.R.M.A. (Riga) und MINI Film (Wien); Lettland / Österreich 2009 – Regie: Armands Zvirbulis – Buch: Maris Putnins – Kamera: Reni Kotov – Schnitt: Britta Nahler – Musik: Martins Brauns – Darsteller: Gustavs Voldemars Vilsons (Robby), Zane Leimane (Luisa), Karl Markovics (Bankdirektor), Aija Dzerve (Mutter), Imants Strads (Vater), Gunars Placens (Großvater), Skaidrite Putnina (Großmutter ) u. a. – Länge: 77 Min. – Farbe – Kontakt: MINI Film KG Wien, Tel. +43-1-5034220, email:office@minifilm.at – Altersempfehlung: ab 6 J.

"Die Bank ist ein Misthaufen!", befindet Robby, denn die Bank gewährt seinen Eltern den benötigten Kreditaufschub nicht und setzt stattdessen die Familie auf die Straße, um deren neue Wohnung zu verkaufen. Zwar kommen Robby, Luisa und ihre Eltern vorübergehend bei den Großeltern auf dem idyllischen Bauernhof unter, aber Robby sinnt auf Gerechtigkeit und Rache à la Zorro: die Bank gehört beklaut. Die Bedenken seiner großen Schwester Luisa räumt der Fünfjährige kurzerhand aus: Kinder kommen nicht ins Gefängnis! Vor dem Coup wird trainiert, der Großvater zeigt, wie man Schlösser knackt, freilich ohne die Motive seiner beiden Enkel auch nur zu ahnen. Mit dem Bus geht's in die Stadt, mit Brille und Mütze getarnt in die Bank und, versteckt in den neuen Abfallbehältern, schnurstracks in den Tresorraum, wo eine Million Dollar liegen – bis hierher ein Kinderspiel. Robby und Luisa lassen sich über Nacht einschließen und werden Zeuge, wie die Wachmänner Geldbündel austauschen. Als Robby trotz Luisas Verbot etwas von dem Geld mit aus der Bank nimmt, kommen ihnen die Wachleute auf die Schliche. Quer durch die Stadt geht die Verfolgungsjagd, wobei die Geschwister anfangen, das "Spezialgeld" auszugeben – und dieses Falschgeld darf niemals in Umlauf gebracht werden, weil sonst der Bankdirektor und seine Kumpane auffliegen. Zuhause auf dem Bauernhof will zunächst niemand so recht Robbys und Luisas Geschichte glauben. Aber die Gauner sind schon im Anmarsch, und so ist schnelles Handeln gefragt. In einem actionreichen Showdown beweisen Robby und auch sein Großvater, dass man unbedingt mit ihnen rechnen muss.

Die lettisch-österreichische Koproduktion unter der Regie von Armands Zvirbulis ist ein vergnüglich erzählter "Gangsterfilm", der vor allem für jüngeres Publikum geeignet ist. Das Abenteuer um den Bankraub der Kinder unterhält mit witzigen Einfällen und gibt seinen beiden jungen Helden viel Raum. Dem pfiffigen Charme des einfallsreichen Robby (hinreißend verkörpert von Gustavs Vilsons) können sich weder seine Schwester Luisa noch das Publikum entziehen. Luisa, zwei Jahre älter, vernünftiger und dadurch auch ängstlicher, fungiert als moralische Instanz. Sie weiß, dass es Unrecht ist, Geld zu stehlen und dass sie zu Hause großen Ärger bekommen werden – aber erst morgen, erwidert Robby, dessen unwiderstehlich pragmatische Denkweise alles kinderleicht erscheinen lässt.

Natürlich predigt der Film nicht Anarchie – die (moralische) Ordnung ist wiederhergestellt, wenn Falschgeld und Banker, die gleich in mehrfacher Hinsicht Verbrecher sind – eben auch, indem sie der Familie in ihrer unverschuldeten Notlage rigoros die Existenzgrundlage entziehen – der Polizei übergeben werden. Konsequenterweise erhalten die Kinder für ihren Mut und das Überführen der kriminellen Bankleitung eine großzügige Belohnung, mit der ihrer Familie aus der finanziellen Notlage geholfen ist. Die ganze Geschichte ist natürlich höchst unrealistisch, aber wer wird denn so kleinlich sein wollen, wenn man sich dabei so gut amüsieren kann?

Auch einige Längen, etwa die wiederholten Sequenzen, in denen sich die an R2-D2 aus der Star Wars-Saga erinnernden Abfalleimer (mit den Kindern darin) unbeachtet durch die Räume der Bank bewegen, kann man durchaus verschmerzen. Zwei weitere Augen zugedrückt für die klischeehaft trotteligen Wachmänner, die von Anfang an keine Chance gegen die cleveren Kinder haben. Das Finale auf dem Bauernhof ist eine typische Slapsticknummer, in der die Ganoven ihr Fett weg kriegen und in wirklich jede der für sie ausgelegten Fallen tappen. Das alles mag wenig originell sein, funktioniert aber auch hier. Jedenfalls hat es den jungen (und erwachsenen) Zuschauern so gut gefallen, dass der Film (neben anderen, so dem Hauptpreis des Internationalen Kinderfilmfestes Riga) beim diesjährigen Kinderfilmfest in München den Publikumspreis erhielt.

Ulrike Seyffarth

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 120-4/2009 - Interview - "Der Produzent hat mir vertraut"

 

Bundesverband Jugend und Film e.V.DIE KLEINEN BANKRÄUBER im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.

 

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