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Ausgabe 120-4/2009

MORRISON

MORRISON KRIJGT EEN ZUSJE

Produktion: Bos Bros. Film & TV Productions; Niederlande 2008 – Regie: Barbara Bredero – Buch: Sjoerd Kuyper – Kamera: Han Wennink – Schnitt: Elsbeth Kasteel – Musik: Martijn Schimmer – Darsteller: Tobias Lamberts (Morrison), Barry Atsma (Vater Steven), Bracha van Doesburgh (Mutter Nina), Nettie Blanken (Tante Zuster), Jim van der Woude (Vermeulen), Kees Boot (Streifenpolizist) u. a. – Länge: 70 Min. – Farbe – Weltvertrieb: Delphis Films Inc., Montreal, Tel.: +1-514-8433355, e-mail: distribution@delphisfilms.com, www.delphisfilms.com – Altersempfehlung: ab 6 J.

Ein fest in der Lebens- und Erfahrungswelt von Kindern verankertes und im Kinderfilm immer wiederkehrendes Thema ist das des Nachwuchses, also die Geburt eines Brüderchens oder Schwesterchens. Die Freude darüber weicht nicht selten der Befürchtung, die Eltern könnten sich nun voll auf das neue Baby konzentrieren und keine Zeit mehr für die Erstgeborenen haben. Der vorübergehende Entzug von Aufmerksamkeit wird als Liebesentzug interpretiert. Ein Film, der sich auf dieses Thema konzentriert, spricht vor allem jüngere Kinder an, wobei er die älteren Kinder als Zielgruppe verliert. Das macht es solchen Filmen nicht leicht, auf dem Markt zu bestehen. Unabwendbar ist das keineswegs, wie beispielsweise der französische Filmstart von "Der kleine Nick" nach dem Kinderbuchklassiker von René Goscinny und Jean-Jacques Sempé belegt, der allein in den ersten fünf Tagen eine knappe Million Zuschauer verbuchen konnte. Bei dem niederländischen Film "Morrison" von Barbara Bredero, der 2009 auf dem Frankfurter Kinderfilmfestival Lucas den CIFEJ-Preis erhielt, steht immerhin die renommierte Produktionsfirma Bos Bros. dahinter, die über viele Jahre hinweg ein gutes Gespür für Kinderfilme bewiesen hat und der unter anderem Erfolge wie "Das Taschenmesser", "Die geheimnisvolle Minusch" oder "Winky will ein Pferd" zu verdanken sind.

"Morrison bekommt eine Schwester", so die deutsche Übersetzung des Originaltitels, erzählt die Geschichte des fünfjährigen Morrison, der kurz vor der Geburt seiner Schwester sein Zimmer räumen muss, um dem Nachwuchs Platz zu machen. Damit sich seine Eltern voll auf die Hausgeburt konzentrieren können, soll Morrison für einige Tage bei der Tante wohnen, die als Nonne im Kloster lebt. Mit gleichaltrigen Spielkameraden kann der Junge dort sicher nicht rechnen. Morrison findet diese Abschiebung daher als Bestrafung. Um die Aufmerksamkeit der Eltern zurückzugewinnen, versucht der Junge zuerst, besonders nett und liebenswert zu sein. Als auch das nicht hilft, verschwindet er zusammen mit dem Neugeborenen, um es im Tierheim abzugeben, so wie er es zuvor bei herrenlosen Tieren gelernt hat. Selbstverständlich gibt es dann aber ein Happy End für alle Beteiligten und auch das Baby kommt nicht zu Schaden.

Was für die Eltern ohne jeden Zweifel der blanke Horror ist und für sie obendrein nicht erklärbar, wird jedoch konsequent aus der Perspektive und Erlebniswelt des Jungen erzählt und mit unkonventionellen, pädagogisch nicht immer korrekten Einfällen humorvoll entschärft. Zu diesen gehört, dass Morrison als Sohn eines Automechanikers bereits über fundierte Grundkenntnisse im Fahren eines Autos mit Hilfe einer Kamera verfügt. Bereits die gelungene Eingangssequenz weist darauf hin, denn zum Erstaunen eines Bauern und eines kinderfreundlichen Polizisten fährt ein Auto scheinbar ohne Fahrer durch die Landschaft, während Morrisons Vater nur passiv auf dem Beifahrersitz sitzt. Diese Szene mit fahrerlosen Autos wird später bis zum Slapstick hin mehrfach variiert und selbstverständlich auch mit dem dezenten Hinweis versehen, dass dabei mindestens auch Blechschaden entstehen kann, über den sich Eltern wohl nirgendwo auf der Welt freuen würden. Ohne allzu sehr zu verharmlosen, bricht der Film mit Erzählkonventionen des Kinderfilms und wagt es, neue Gleise zu betreten. In einer farbdramaturgisch besonders gelungenen Szene widerlegt er auch das Klischee, Nonnen würden ausnahmslos schwarze Tracht bevorzugen und auf Farbkompositionen keinen Wert legen. So mischt der Film großen Unterhaltungswert ohne allzu viel Klamauk mit der Ernsthaftigkeit des Themas, wie schwer es für Kinder mitunter sein kann, ein Geschwisterchen zu bekommen.

Holger Twele

 

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KJK-Ausgabe 120/2009

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