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Ausgabe 121-1/2010

SNOW

SNIJEG

(Film in der Diskussion zum Film SNOW)

Regie: Aida Begi? – Bosnien und Herzegowina / Deutschland / Frankreich / Iran 2008 – Länge: 99 Minuten – FSK: ab 12 – Verleih: mitosfilm – Altersempfehlung: ab 14 J.

Die Filmbesprechung und ein Interview mit Regisseurin Aida Begic enthält KJK Nr. 118-2/1009

Reaktionen während der Vorstellung
Die dokumentierte Vorstellung fand während der Berlinale 2009 in der Sektion "Generation 14plus" statt. Dementsprechend waren Jugendliche ab 14 Jahren und eine große Anzahl erwachsener Zuschauer im Kino. Das Publikum war zu Beginn des Films sehr konzentriert und spürbar auf das ernste Thema eingestellt. Bereits in der ersten Szene wird die Problematik der seit dem Krieg verschwundenen Väter in einer humorvollen Szene angedeutet und vom Publikum mit Schmunzeln und leisen Lachern kommentiert. Für sehr viel Gelächter sorgt die Sequenz mit Alma und Nadija, in der sie ihren Obststand an einer unwirtlichen Straße im Gebirge aufbauen und auf Kundschaft warten. Zwei 15-jährige Mädchen kommentieren die Szene mit "da kommt keiner", "ist das leer". Als Alma sich auf der einsamen, kurvigen Straße auf Zehenspitzen stehend übertrieben streckt, um eine bessere Sicht zu haben, gibt es einige Lacher für diesen hoffnungslosen Versuch, doch noch irgendwo ein Auto zu sehen. Die Zuschauer amüsieren sich außerdem besonders bei den Szenen, als die beiden serbischen Geschäftsleute – die das Gebirgsdorf kaufen möchten – bei den Dorfbewohnern abblitzen. So wird die Szene, in der sich Safija, statt den Vertrag zu unterschreiben, von beiden Männern bedienen lässt, mit lautem Gelächter quittiert. Als am Ende des Films die Frauen zu einer Höhle wandern, in der die toten Männer des Dorfes liegen sollen, wird dies von einigen jungen Mädchen mit den Worten: "Was ist da drin?", "Was ist das?" kommentiert. Diese jungen Zuschauerinnen hatten das nur angedeutete Verbrechen an den Männern im Dorf nicht verstanden.

Verwendbarkeit des Films
Der Film beschäftigt sich auf humorvolle und subtile Weise mit den Folgen des Krieges in der bosnischen Provinz. Nur am Rande erfährt man von den verschwundenen Ehemännern und Söhnen, die, bis es ein Beweis belegen wird, von den Frauen nicht als tot akzeptiert werden.

Besonders auffällig waren die vielen Lacher der Zuschauer, die man bei der Tragik des Themas nicht erwarten würde. Der Film schafft mit einer guten Mischung aus Situationskomik und subtilem Humor den Zugang zu der verzweifelten, aber zuversichtlichen Lage der jungen Frauen im Dorf zu erleichtern. Die Hoffnung der Frauen zeigt sich gerade in diesen humorvollen Szenen. Für die jüngeren Zuschauer können die nicht direkt angesprochenen Vorgeschichten der Frauen auch unverständlich bleiben. Dies zeigte sich in den Kommentaren zur Endsequenz des Films. Ebenso wurden die humorvollen Szenen und die poetische Filmsprache zwar von den jüngeren Zuschauern mit Lachern und positiven Äußerungen kommentiert, es zeigte sich jedoch, dass die Bedeutung der Symbolik und die Anspielungen nicht immer verstanden wurden. Besonders das Ende des Films, in dem es unschuldige weiße Flocken über die Geschichte des Gebirgsdorfes schneit, ist nicht nur die Erklärung für den Titel "Snijeg", es zeigt auch die Hoffnung der jungen Frauen, endlich den ersehnten Frieden mit der Vergangenheit zu schließen, in einem wunderbaren Symbol. "Der Schnee fällt nicht, um den Hügel zu bedecken", sagt Regisseurin Aida Begic in einem Interview, "er fällt, damit jedes Tier eine Spur seines Vorübergehens hinterlassen kann." Es ist ein poetisches, hoffnungsvolles Ende, das Mut machen soll, aber auch Erklärungsbedarf hervorrufen kann.

"Snow" ist für die medienpädagogische Arbeit trotzdem sehr gut geeignet. Allerdings empfiehlt es sich, den Film, wegen der subtilen Anspielungen und einer starken Symbolik zu den Themen "Jugoslawien-Konflikt", "Krieg" und "Kriegsfolgen" sowie "Verlust von Familienangehörigen" mit einer ausführlichen medienpädagogischen Filmbegleitung zu betreuen. Die symbolische Filmsprache macht "Snow" insbesondere für eine filmästhetische Betrachtung sehr empfehlenswert. Eine medienpädagogische Arbeit bietet sich für Jugendliche ab 14/15 Jahren an.

Julia Gebefügi

 

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KJK-Ausgabe 121/2010

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