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Ausgabe 124-4/2010

GOETHE!

GOETHE!

Produktion: Senator Film / deutschfilm GmbH; Deutschland 2010 – Regie: Philipp Stölzl – Buch: Philipp Stölzl, Christoph Müller, Alexander Dydyna – Kamera: Kolja Brandt – Schnitt: Sven Budelmann – Musik: Ingo L. Frenzel Darsteller: Alexander Fehling (Johann Goethe), Miriam Stein (Lotte Buff), Moritz Bleibtreu (Albert Kestner), Volker Bruch (Jerusalem), Burghart Klaußner (Lottes Vater), Henry Hübchen (Johanns Vater), Hans-Michael Rehberg (Gerichtspräsident Kammermeier) u. a. – Länge: 99 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: Warner Bros. – Altersempfehlung: ab 12 J.

Pah! Jetzt kann Johann es seinem Vater zeigen, jetzt muss der ihm nachgeben, hat doch endlich der Verleger in Leipzig auf sein Manuskript vom "Götz von Berlichingen" reagiert. Schluss mit dem verhassten Jurastudium, ein Künstlerleben in Freiheit, das winkt ihm! Doch die Antwort ist vernichtend, spricht sie dem 22-Jährigen doch jedes schriftstellerische Talent ab. Er wird vom zornigen Vater in ein verschlafenes Städtchen verbannt, wo im Reichskammergericht verstaubte Akten seiner Bearbeitung harren. Ein fürchterlicher Arbeitsplatz, doch in seinem Leidensgenossen Jerusalem findet Johann bald einen echten Freund, der seine Liebe für die leichte Lebensart teilt. Bei einem unerlaubten Ausflug begegnet Johann Goethe der jungen Lotte Buff, hübsch, wissbegierig und schlagfertig. Er verknallt sich in sie und erobert mit Poesie, Phantasie und Kreativität nicht nur ihr Herz … Sie erwidert seine Liebe, erkennt sein Talent und macht ihm Mut. So leicht war es ihm noch nie zuvor ums Herz gewesen. Gern hilft er dem ihm inzwischen sympathisch gewordenen, untalentierten Kestner beim Abfassen eines Liebesbriefs: "Gnädiges Fräulein, darf ich's wagen …" Und ahnt nicht, dass Lotte die Angehimmelte ist. Die sagt schließlich ja zu Kestner, um ihre Familie durch die Heirat aus der drohenden wirtschaftlichen Not zu retten. Johann rastet aus, gibt Kestner eine schallende Ohrfeige und wird zum Duell gefordert. Schießen kann er nicht, aber er ist bereit, sich erschießen zu lassen. Kestner macht einen Strich durch die Rechnung. Johann landet im Verlies, leidet wie ein Hund, bis er eines Tages nach Tinte und Papier verlangt. Lotte ist die Adressatin des Geschriebenen und Gezeichneten. Sie tut das, was Herz und Verstand ihr raten … Und so erscheint der Briefroman "Die Leiden des jungen Werther". Vom Verleger gefragt, ob das wirklich alles der Wahrheit entspräche, antwortet Lotte: "Es ist mehr als die Wahrheit, es ist Dichtung!"

Dichtung und Wahrheit – das ist auch dieser Film, und vermittelt ganz nebenbei, wie Weltliteratur entsteht, die erst durch Rezeption zu einer solchen wird. Der Schluss des Films ist märchenhaft: Als Goethe von seinem Vater aus dem Verlies befreit wird und zurück nach Straßburg kommt, blockiert ein Menschenauflauf die Kutsche. Jeder will das neue Buch haben, das grad aus der Druckerei gekommen ist: "Die Leiden des jungen Werther", das Johann Goethe zum Dichterstar macht, der genüsslich in seinem frühen Ruhm badet. Den Autoren und dem Regisseur von „Goethe!“ ist es gelungen, den deutschen Dichterfürsten vom Sockel zu holen, ihn als ungeduldigen wie ungestümen jungen Menschen zu zeigen, der gegen verkrustete Strukturen anrennt, der sich nicht beugt, der frech um sein Glück kämpft.

Das Ganze spielt in farbschwacher Landschaft vergangener Zeiten, in denen die Straßen schmutzig und verschlammt sind, die Kleidung abgetragen. Vom Budget her konnten keine ganzen Straßenzüge ausgestattet werden. Gut so, denn umso authentischer wirkt die Szenerie, lässt Platz für die Spielfreude der Protagonisten. Allen voran Alexander Fehling als Goethe, der mit seinem Mut zum Widerspruch, den Selbstzweifeln und der Selbstfindung gut zu einer Identitätsfigur taugt. Produzent und Co-Autor Christoph Müller: "Der Werther war ein immenser Auslöser von Weltschmerz, Sehnsucht und Leidenschaft. Ich habe zunächst eine Filmgeschichte entwickelt, die von der Zeit nach dem Werther-Erfolg und Goethes Schreibkrise danach handelte – bis mein Bruder Markus auf die Idee kam, dass es doch viel spannender wäre, den glückseligen und gefährlichen Sommer 1772 in Wetzlar zu entwickeln." Eine sehr gute Idee.

Gudrun Lukasz-Aden

 

Bundesverband Jugend und Film e.V.GOETHE! im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.

 

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