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Ausgabe 124-4/2010

HARUN – ARUN

Produktion: Children’s Film Society India, Indien 2009 – Regie: Vinod Ganatra – Drehbuch: Dhiruben Patel, nach einer Geschichte von Vinod Ganatra – Kamera: A. S. Kanal – Schnitt: Hiten Ganatra – Musik: Paresh Shah – Darsteller: Hemang Gor (Harun), Utkarsh Mazumdar (Rashid Suleman, pakistanischer Großvater), Ragini (Valbai, Mutter), Meet Thacker (Dhanji), Pramathesh Mehta (Sarpanch, indischer Dorfältester) u. a. – Länge: 75 Min. – Farbe – Weltvertrieb: Sushovan Banerjee, Mumbai, Indien, Tel.: +91 22 2352 6798, Fax: +91 22 2352 1026, e-mail: ceo@cfsindia.org – Altersempfehlung: ab 8 J.

Nicht nur die Deutschen blicken in ihrer jüngeren historischen Geschichte auf Ereignisse zurück, die das Leben der Gegenwart entscheidend prägen, zu Konflikten, aber auch zur produktiven Auseinandersetzung und zu Formen und besonderen Bemühungen des friedlichen Miteinanders mit den „Anderen“ führen. Ein Beispiel dafür ist Pakistan, der erste islamische Staat der Neuzeit, entstanden 1947. Damals konzentrierten sich die islamischen Bevölkerungsgruppen des einstigen britischen Hoheitsgebiets in Pakistan, während die hinduistischen Teile der Bevölkerung in Indien verblieben. Vor diesem historischen Hintergrund spielt der neue Kinderfilm des indischen Regisseurs Vinod Ganatra, mit dem er nicht nur ein deutliches Zeichen der Toleranz und der Wiederannäherung zwischen den beiden verfeindeten Staaten setzt, sondern zugleich aufzeigt, dass dieses brisante politische Thema durchaus auch für einen Kinderfilm geeignet ist, der zudem typische Bollywood-Elemente mit einer universell verständlichen Geschichte verbindet.

1947 verließ der Muslim Raschid Suleman wie viele andere sein Heimatdorf im heutigen Indien und ging in den islamischen Staat Pakistan. Zusammen mit seinem Enkel Harun, der seine Eltern verloren hat, möchte er nun als alter Mann zurück in seine alte Heimat. Um beim illegalen Grenzübertritt nicht gemeinsam von der Polizei geschnappt zu werden, trennen sich Großvater und Enkel, nachdem Harun ein Erkennungszeichen erhalten hat, mit dem er einen alten Jugendfreund seines Großvaters aus dem alten Heimatdorf finden soll. Allein auf sich gestellt, wird Harun in Indien von den drei Kindern der alleinstehenden Witwe Valbai entdeckt und gerettet, die ihm heimlich Unterschlupf bieten und ihm sogar Medizin besorgen, als er hohes Fieber bekommt.

Die Kinder halten ihn für einen ihresgleichen und nicht für einen Moslem. Denn ähnlich wie im Französischen wird in hinduistischer Sprache das "h" nicht betont, wobei Harun ein typisch islamischer Vorname ist, Arun hingegen ein indischer. Trotz einer von den Behörden eingeimpften Phobie gegen jeden Fremden, der ein böser Spion sein könnte, nimmt Valbai den Jungen zur Freude ihrer Kinder spontan bei sich auf. Zumal Harun sich nicht nur als vorzüglicher Koch, sondern auch als versierter Textilsticker erweist, der Valbais Widerstand gegen einen ausbeuterischen Händler zugutekommt. Als sie jedoch zufällig entdeckt, dass der Junge ein Moslem ist, wirft sie ihn voller Entsetzen aus dem Haus – und bereut kurz darauf diesen Schritt zutiefst. Bis Harun seinen Großvater und dieser seinen Jugendfreund wiederfindet, der böse Händler bestraft wird und Harun ein neues Zuhause bekommt, müssen die Kinder aber noch viel Mut und Fantasie aufbringen, um sich gegen die Vorurteile und Intoleranz der Erwachsenen durchzusetzen.

Diese Geschichte wird in klaren farbenprächtigen Bildern ohne jeden Schnörkel vollkommen kindgerecht und international verständlich erzählt, wobei selbst die gut choreographierten und Bollywood-typischen Musikeinlagen stimmig in die Handlung integriert wurden. Wie in anderen Filmen von Ganatra wird das scheinbar Selbstverständliche und Normale auch unmittelbar in den Bildern mehrfach auf den Kopf gestellt, wobei die erzielte neue Perspektive nicht nur amüsiert und überrascht, sondern auf einfache und eindringliche Weise auch neue Erkenntnisse ermöglicht.

Holger Twele

 

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KJK-Ausgabe 124/2010

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