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Ausgabe 124-4/2010

SKELLIG

Produktion: Feel Films; Großbritannien 2009 – Regie: Annabel Jankel – Buch: Irena Brignull, nach dem gleichnamigen Roman von David Almond – Kamera: Steve Lawes – Schnitt: Peter Christelis – Musik: Stephen Warbeck – Darsteller: Tim Roth, Bill Milner, John Simm, Kelly Macdonald, Skye Bennett, Jermaine Allen u. a. – Länge: 103 Min. – Farbe – Kontakt: Velvet Octopus, c/o Spice Factory, 14 Regent Hill, BN1 3ED East Sussex, United Kingdom, Tel.: +44 20 7287 1900, e-mail: info@velvetoctopus.com – Altersempfehlung: ab 12 J.

Es war eine kluge Entscheidung, dass die Leiter des Internationalen Filmfestivals für Kinder und junges Publikum, Michael Harbauer und Sylvia Zimmermann, 2007 den Juniorfilmwettbewerb beim "Schlingel" einführten. Dort werden seitdem Filme für die älteren Kinder, also für Kinder zwischen elf und dreizehn Jahren, präsentiert. Es hat sich gezeigt, dass gerade für diese Altersgruppe weltweit eine Vielzahl an interessanten Produktionen entsteht. In diesem Jahr gehörte – neben "Alabama Moon" (USA 2010), "Liebesperlen" aus Indien und der französischen Komödie "Neuilly, du kannst mich mal" – auch die berührende Literaturverfilmung "Skellig" aus Großbritannien dazu. Dieser Film nach dem preisgekrönten gleichnamigen Jugendroman von David Almond, inszeniert von Annabel Jankel, gewann dann auch den Chemnitzer Publikumspreis.

"Skellig" erzählt von einer außergewöhnlichen Freundschaft zwischen dem Jungen Michael und einem seltsamen Mann namens Skellig. Gerade ist Michael mit seinen Eltern in ein altes, dringend sanierungsbedürftiges Haus aufs Land gezogen. Bald nämlich wird er eine Schwester bekommen. Doch Michael freut sich weder auf den Familienzuwachs noch auf sein neues Zuhause. Hier wirkt alles unheimlich, zumal in diesem Haus ein alter Mann gestorben und erst nach einer Woche entdeckt worden sein soll. Michaels Zimmer unterm Dach ist voller Spinnweben, eine schwarze Krähe und eine weiße Eule scheinen hier Stammgäste zu sein. Hinterm Haus, am Ende des zugewucherten Gartens, befindet sich ein eingefallener Schuppen. Als Michael ihn trotz der Spinnennetze, der vielen Asseln und Schaben auf dem Boden betritt, entdeckt er auf einem Bett einen alten, verwahrlosten Mann. Dieser Mann spricht in Rätseln und benimmt sich äußerst merkwürdig: Er verspeist Insekten und Schnecken, rülpst ständig und meint, er sei so alt wie die Erde und heiße Skellig. Immer wieder scheucht er Michael weg, doch der kann nicht zusehen, wie Skellig vor sich hinvegetiert und will helfen. Allmählich kommen sich die beiden näher, vor allem nachdem Michael den Mann mit "Nektar" namens Bier und mit den Gerichten Nr. 27 und Nr. 53 aus einem China-Imbiss versorgt.

Dann muss Michaels Mutter ins Krankenhaus. Das Baby kommt zu früh und ist außerdem schwer krank. Michael glaubt, er sei am Unglück schuld, weil er sich nicht auf seine kleine Schwester gefreut hat, der Vater wiederum meint, er hätte die Familie nicht in dieses heruntergekommene Haus bringen sollen. Aus Verzweiflung brennt er den alten Schuppen ab. Michael rettet Skellig in letzter Minute. Zusammen mit seiner neuen Freundin Mina, einem recht frei aufwachsenden Mädchen, sucht er ein neues Versteck für den kranken Mann. Dabei entdecken sie, dass Skellig riesige Flügel besitzt, vertrocknet und fast ohne Federn. Ist er ein Engel? Michael ist sich sicher, zumal Skellig mit beiden Kindern ein Stück über dem Boden schwebt und dabei seine Brandwunde heilt. Als dann das Baby am Herzen operiert werden muss, fleht Michael den traurigen "Engel" an, seine Schwester zu retten. Doch Skellig ist müde, müde vom Leben …

Gib dich nicht auf, verliere nicht den Mut – ist eine der Botschaften dieses spannenden wie auch berührenden Films von Annabel Jankel. Die 1955 in London geborene Regisseurin hat sich bisher mit Werbe- und TV-Filmen einen Namen gemacht. Beim Publikumsgespräch in Chemnitz meinte sie, dass es aber auch ein Film über Nächstenliebe, über das Leben und den Tod sei. Vor allem aber ist es ein sehr vielschichtiger, philosophischer Film, der vieles offen lässt und damit dem Zuschauer Raum für eigene Gedanken und Phantasien gibt. Nie wird konkret gesagt, wer Skellig eigentlich ist und woher er kommt, aber wie er ist und wie er sich allmählich verändert, das wird genau und im Detail geschildert. Überhaupt ist dieser Skellig eine wunderbare Figur: eklig, grausig anzusehen und doch auch durch seine Bedürftigkeit und seine traurigen Augen so anziehend. Ihn hätte wohl kein anderer als Tim Roth, bekannt unter anderem durch seine Rolle als Vincent van Gogh in "Vincent und Theo" oder als Güldenstern in "Rosenkranz und Güldenstern", spielen können. Außerdem wird er phantastisch von Kameramann Steve Lawes in Szene gesetzt. Seine Nahaufnahmen, das wenige Licht, das vieles im Dunkeln (und damit im Ungewissen) lässt, unterstützen das Gespenstische, Unglaubliche dieser Figur wie der Geschichte. Alles in allem kann man nur hoffen, dass "Skellig" bei uns, wenn schon nicht im Kino, so doch wenigstens auf DVD erscheint. Den Roman von David Almond kann man allerdings jetzt schon lesen. Er ist 1999 unter dem Titel "Zeit des Mondes" in der Übersetzung von Johanna und Martin Walser bei Ravensburger erschienen.

Barbara Felsmann

 

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