Produktion: Paramount Pictures, USA 1994 – Regie: Daniel Petrie – Buch: Matthew Jacobs, Gary Ross, Elizabeth Anderson – Kamera: Kenneth MacMillan – Schnitt: Steve Mirkovich – Musik: Basil Poledouiris – Darsteller: Thomas Guiry (Matthew Turner), Helen Slater (Laura), Jon Tenney (Steve), Britanny Boyd (Jennifer) u. a. – Länge: 95 Min. – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: UIP (35mm) – Alterseignung: ab 8 J.
Wer kennt sie nicht, die berühmte Collie-Hündin mit den vier weißen Pfoten und dem weißen Streifen, der sich von der Nase bis zwischen die Ohren zieht. In mindestens neun Spielfilmen und mehr als 600 TV-Folgen traten Lassie und ihre Nachfahren seit dem ersten Lassie-Film "Heimweh" ("Lassie, come home") auf. In dem US-Streifen von 1953 spielen Roddy McDowell und Elizabeth Taylor zwei Hauptrollen. Dass der Jugendautor Eric Knight mit der 1938 erstmals veröffentlichen Kurzgeschichte um den treuen Collie den Weg für den erfolgreichsten Hund der Filmgeschichte ebnen würde, konnte er damals wohl kaum vorhersehen. Nun hat der Regie-Routinier Daniel Petrie ("The Bay Boy") eine neue Kinofassung des Unterhaltungsklassikers vorgelegt.
Die Familie des Architekten Steve Turner fährt von Baltimore nach Virginia, wo sie ein neues Leben beginnen will. Das neue Heim ist allerdings schicksalsträchtig: Vor Jahren war hier Steves Frau gestorben; Steve war daraufhin mit den beiden Kindern in die Großstadt gezogen und hat dort wieder geheiratet. Unterwegs nehmen Jennifer, 7, und Matt, 13, eine Hündin auf, die bei einem Autounfall ihr Herrchen verloren hat. Schon bald wird der Collie zum ständigen Begleiter des schwierigen Großstadtjungen. Nachdem sich die beruflichen Pläne des Vaters zerschlagen haben, greift Matt einen Vorschlag aus dem wieder gefundenen Tagebuch seiner verstorbenen Mutter auf. Diese hatte sich einst gewünscht, in der abgelegenen Wiesenlandschaft eine Schafzucht aufzubauen. Sollen die Turners nun auf dem Land bleiben oder in die Großstadt zurückkehren? Sie entscheiden sich für die Schafzucht, doch das Vorhaben droht an den Intrigen missgünstiger Nachbarn zu scheitern. Verschärft wird der Konflikt noch, nachdem sich Matt um ein hübsches Mädchen bemüht, auf das auch der älteste Sohn der Nachbarsfamilie ein Auge geworfen hat. Als die Nachbarn die Schafherde der Turners entführen, eilt Lassie zu Hilfe.
Der spannende Familienfilm bewahrt einige Elemente der früheren Lassie-Versionen und setzt zugleich etliche neue Akzente. Der Regisseur sagte dazu: "Der Film reflektiert die Bedingungen unserer Zeit, und doch ist es eine zeitlose Geschichte. Ich möchte dem Publikum eine realistische und anrührende Erfahrung bieten, in dem sich die Glanzpunkte guter Beziehungen in Familien und von Freundschaften zwischen Tieren und Menschen zeigen." So fungiert die Hündin weit häufiger als Katalysator für das Austragen innerfamiliärer Konflikte als in der alten Fernsehserie. Lassie gibt Matt zum Beispiel den entscheidenden Anstoß, die ungewohnte Lebenswelt zu akzeptieren. Auch dass er die Trauer um die vor vier Jahren gestorbene Mutter endlich überwindet und auf die fürsorgliche Stiefmutter zugehen kann, verdankt Matt zumindest teilweise Lassie.
Kameramann Kenneth MacMillan fängt für das unterhaltsame Farmerdrama herrliche Landschaftspanoramen ein. Auch wenn die Regie das einfache Landleben im idyllischen Shenandoah-Tal bisweilen zu romantisch verklärt, so wird dieser Mangel von den perfekten Tieraufnahmen ausgeglichen, die der Trainer Robert Weatherwax maßgeblich vorbereitet hat. Kein Wunder, hatte doch schon sein Vater Rudd die ursprüngliche Lassie trainiert, von der der heutige Film-Tierbeiner in achter Generation abstammt. Neben dem vierbeinigen Star haben die Schauspieler natürlich einen schweren Stand. Dennoch profiliert sich besonders der junge Thomas Guiry (Matt) als zentrale Identifikationsfigur, die die hindernisreiche Suche nach einer neuen Heimat ebenso gut verkörpert wie den schmerzlichen Loslösungsprozess von der verstorbenen Mutter oder erste pubertäre Liebesnöte.
Reinhard Kleber
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