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Ausgabe 128-4/2011

WUNDERKINDER

Produktion: CCC Filmkunst / Degeto; Deutschland 2011 – Regie: Marcus O. Rosenmüller – Buch: Stephan Glantz, Rolf Schübel, Marcus O. Rosenmüller, Kris Karathomas – Kamera: Roman Nowocien – Schnitt: Raimund Vienken – Musik: Martin Stock – Darsteller: Kai Wiesinger (Max Reich), Catherine Flemming (Helga Reich), Gudrun Landgrebe (Irina Salomowa), Elin Kolev (Abrascha Kaplan), Mathilda Adamik (Hanna Reich), Imogen Burrell (Larissa Brodsky), Konstantin Wecker (SS-Standartenführer Schwartow) u. a. – Länge: 100 Min., Farbe – FSK: ab 12 – FBW: wertvoll – Verleih: Kinowelt – Altersempfehlung: ab 14 J.

Manchmal genügt ein Satz, um zu verstehen, warum es auch heute noch wichtig ist, Filme über die Zeit des Nationalsozialismus zu drehen. In diesem Film lautet dieser Satz "Systeme fressen Menschen, deshalb muss man sich als Mensch wehren."

"Wunderkinder" spielt in der Ukraine. Der Mann, der den Satz sagt, hilft erst einer deutschen Familie, die sich vor seinen ukrainischen Landsleuten versteckt; und später zwei jüdischen Familien, die vor den Nazis fliehen. Der Mann, er heißt Alexi, spielt ansonsten keine große Rolle in der Geschichte, und doch ist er eine Schlüsselfigur, deren Menschlichkeit Michael Brandner mit wunderbar lakonischer Beiläufigkeit verkörpert. Gegenentwurf ist SS-Standartenführer Schwartow, und weil die Geschichte aus Kindersicht erzählt wird, merkt eins der Kinder ganz richtig an, wie komisch sich das doch anhöre: Standartenführer. Aber dieser Mann ist alles andere als komisch, selbst wenn er sich zunächst leutselig und jovial gibt. Auch Schwartow sagt einen Schlüsselsatz: Er bedauert, "dass die Rassenlehre nicht vor der Kultur halt macht". Weil der SS-Offizier von Konstantin Wecker verkörpert wird, ist er automatisch sympathisch; ein perfider Besetzungstrick.

Die Haltung des Films ließe sich frei nach Antoine de Saint-Exupéry so umschreiben: "Man hört nur mit dem Herzen gut." Das mag naiv klingen, aber unbefangen wäre das richtigere Wort: weil die Kinder nichts wissen von der Politik. Weil sie nicht verstehen, warum jemand über Nacht zum Feind wird; oder was so schlimm daran sein soll, dass einer eine andere Religion hat. Deshalb werden die Eltern in dieser Geschichte auch immer wieder mit Fragen konfrontiert, die sie nicht beantworten können. Es gäbe ohnehin keine Antworten, die vernünftig genug wären, um von den Kindern akzeptiert zu werden. Aber das ist die erwachsene Sicht auf den Film. Für junge Zuschauer hat "Wunderkinder" eine ganz andere Handlung: Abrascha und Larissa sind ein herausragendes Duo, er an der Geige, sie am Klavier. Als ein wohlhabender Deutscher (Kai Wiesinger) mit Hilfe einer "Spende" erreicht, dass seine ebenfalls talentierte Tochter am Musikunterricht der beiden teilnehmen darf, reagieren sie erst mal reserviert, ehe sie Hanna als Freundin akzeptieren. Doch dann kommen die Nazis und wollen die Juden verschleppen; auch die Familien von Abrascha und Larissa.

Zehn Jahre lang hat Marcus O. Rosenmüller nach seinem ersten Spielfilm "Der tote Taucher im Wald" nur noch fürs Fernsehen gearbeitet und dabei einige beachtliche Thriller gedreht. Mit "Wunderkinder" erzählt er eine großartige Geschichte darüber, wie Kinder Grenzen überwinden. Die jungen Darsteller machen ihre Sache ausgezeichnet. Natürlich spielt die Musik nicht nur in dieser Szene eine entscheidende Rolle. Die Kompositionen für den Film stammen von Martin Stock, doch der muss sich die Bewunderung mit Elin Kolev teilen: Der 14-jährige Zwickauer ist nicht nur als Geiger ein Ausnahmetalent, sondern auch ein begabter Schauspieler. Imogen Burrell, auch sie Musikerin, ist gleichfalls herausragend. Die jüngere Mathilda Adamik (als Hanna) hat dagegen einige Probleme, ihre Dialogsätze flüssig und natürlich klingen zu lassen. Davon abgesehen aber hat Rosenmüller die Kinder ungemein gut geführt.

Tilmann P. Gangloff

 

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KJK-Ausgabe 128/2011

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