Produktion: Cinenord Kidstory / Ulysses Filmproduktion; Norwegen/Deutschland 2010 – Regie: Anne Sewitsky – Buch: Kamilla Krogsveen, nach dem Buch "Jørgen + Anne = Sant" von Vigdis Hjort – Kamera: Anna Myking – Schnitt: Christoffer Heie – Musik: Marcel Noll – Darsteller: Maria Annette Tanderø Berglyd (Anne), Otto Garli (Philipp), Aurora Bach Rodal (Beate), Vilde Fredriksen Verlo (Ellen) u. a. – Länge: 80 Min.. – Farbe – FSK: ab 6 Verleih: Farbfilm – Altersempfehlung: ab 10 J.
Die zehnjährige Anne lebt mit ihrer Familie in einer norwegischen Landgemeinde und tut meist das Gegenteil von dem, was man von ihr erwartet. Sie legt keinen Wert auf ein adrettes Äußeres, klettert gern auf Bäume und ist gut im Armdrücken. Dafür ist sie in der Schule keine große Leuchte. Ihre beste Freundin Beate wohnt bei ihrer strengen Oma, schreibt viele Einser in der Schule und liest gerne Liebesromane mit tragischem Ende. Während Beate in den gleichaltrigen Einar verliebt ist, kümmert sich Anne nicht um die Liebe – Schwimmen, Tanzen, Herumtoben kann man auch ohne Jungs. Dann zieht Philipp mit seinen Eltern in das Haus am Ende der Straße. Anne verliebt sich auf den ersten Blick, doch der attraktive Junge gefällt auch der eitlen Klassenkameradin Ellen, die es mit ihrem blonden Pferdeschwanz schon in einen Werbespot für Shampoo geschafft hat. Die erste Verliebtheit führt dazu, dass Anne sich in einige peinliche Situationen manövriert. Ihr Bruder Ole hat ihr erzählt, dass es in Philipps Haus spuken soll. Er will dort den Geist von Helga gesehen haben, die vor Jahren an Liebeskummer gestorben sei. In ihrer Phantasie malt sich Anne die Stationen dieser tragischen Liebe zwischen Helga und Luka aus, insbesondere wie sie von ihrem Vater einen gefälschten Liebesbrief von Luka bekommen hat, damit sie ihn endlich vergisst.
Wie Helga glaubt Anne, dass in der Liebe alles erlaubt ist, um das Herz des Geliebten zu erobern. Mit Beates Hilfe schreibt sie einen gefälschten Liebesbrief Philipps an Ellen, um Ellens Antwort abfangen zu können und so eine Annäherung zwischen den beiden zu verhindern. Doch die Intrige fliegt auf. Philipp, der sich auch für Anne interessiert, ist schwer enttäuscht und will nichts mehr von ihr wissen. Anne ist so wütend, dass sie aus Rache der Konkurrentin die langen Haare abschneidet – so wie es in ihrer Phantasie Helga gemacht hat. Doch damit sind die Verwicklungen noch lange nicht zu Ende.
Seit ihrem 2006 beendeten Filmregiestudium in Oslo hat die 33-jährige Anne Sewitsky eine steile Karriere gemacht. 2009 gewann ihr Kurzfilm "Oh, my God!" im Rahmen der Berlinale-Sektion Generation den Spezialpreis des Deutschen Kinderhilfswerks. 2011 eröffnete ihr erster Kinolangfilm "Jørgen + Anne = Sant", so der Originaltitel von "Anne und Philipp", die Kplus-Reihe von Generation. Und ihre Beziehungskomödie "Happy Happy", die als TV-Produktion im gleichen Jahr (2010) wie "Anne und Philipp" entstand, gewann den Großen Preis der Jury beim Festival in Sundance und wurde von Norwegen für den Oscar 2012 in der Kategorie "Bester nicht-englischsprachiger Film" vorgeschlagen.
Für ihr Kinodebüt wählte Sewitsky einen Kinderbestseller von Vigdis Hjort aus dem Jahr 1984. Der autobiographisch grundierte Roman ist das erste verfilmte Buch der norwegischen Autorin und wurde auch in den deutschsprachigen Ländern erfolgreich verlegt. Für die Kinoadaption baute die Drehbuchautorin Kamilla Krogsveen vor allem die ambitionierte Spukgeschichte aus, die als dunkler Kontrast zu der leichtfüßigen Ebene der Liebeswirren fungiert. Wie schon die Eingangssequenz mit den Off-Kommentaren der Protagonistin zu ihrer Familie und ihrem Freundeskreis signalisiert, wird das Geschehen durchweg aus Annes Sicht erzählt. Die Zuschauer können leicht in ihre Gedankenwelt und Phantasie eintauchen und damit auch ihr sprunghaftes Verhalten nachvollziehen. Die Gefühlsverwirrung der ersten kindlichen Liebelei wird hier durchaus ernstgenommen, auch wenn es etwas übertrieben scheint, dass sich Zehnjährige laufend nur über Liebesfragen den Kopf zerbrechen. Da die Spukgeschichte um Helga von vornherein als Legende bzw. Fiktion markiert ist, kann die Regisseurin es sich leisten, mit Versatzstücken des Horrorfilms wie einer blutigen Zimmerwand zu arbeiten, um passagenweise Gruselspannung zu erzeugen, ohne das Kinderpublikum zu überfordern.
Genau genommen ist die Grundkonstellation der Außenseiterin, die sich in den Klassenneuling verknallt und mit der Schul-Beauty wetteifert, ein alter Hut. Anne Sewitzky gelingt jedoch – nicht zuletzt dank der hervorragend geführten Jungdarsteller – ein kurzweiliger Kinderliebesfilm mit augenzwinkerndem Humor und viel Einfallsreichtum. Ohne in Belehrungen zu verfallen, bringt sie ihre Botschaft rüber: Man kann Konflikte durch Entschuldigungen entschärfen und Fehltritte wieder gutmachen. Angesichts dieser Qualitäten sieht man gerne über einige inszenatorische Holprigkeiten und psychologische Schnitzer hinweg, etwa dass die tief verletzte Beate sich nach dem schweren Verrat Annes sofort wieder mit dieser versöhnt oder Ole seine jüngere Schwester wegen einer Lappalie in aller Öffentlichkeit demütigt.
Reinhard Kleber
Zu diesem Film siehe auch:
KJK 134-1/2013 - Interview - "Gegen den Werbedruck der Blockbuster kommen wir nicht an"
KJK 129-1/2012 - Kinder-Film-Kritik - ANNE LIEBT PHILIPP
ANNE LIEBT PHILIPP im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.
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