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Ausgabe 132-4/2012

TONY 10

TONY TIEN

Produktion: Lemming Film, in Koproduktion mit Ma.Ja.De Film und U-Film; Niederlande / Deutschland / Belgien 2012 – Regie: Mischa Kamp – Buch: Mieke de Jong – Kamera: Bert Pot – Schnitt: Sander Vos, Marc Bechtold – Musik: Steve Willaert – Darsteller: Faas Wijn (Tony Wagemans), Jeroen Spitzenberger (Gilles, Tonys Vater), Rifka Lodeizen (Sissy, Tonys Mutter), Anna Drijver (Wanda, die Geliebte des Vaters), Annet Malherbe (Königin), Loek Peters (Toep), Carlo Boszhard (Lehrer), Femke Steese (Luus, Tonys Freundin) u. a. – Länge: 85 Min. – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: Farbfilm – Altersempfehlung: ab 8 J.

Tony Wagemans, der kurz vor seinem zehnten Geburtstag steht, fühlt sich mit seinen Eltern zunächst rundum glücklich. Vater Gilles ist ein gefragter Kranführer, der sich in rasantem Tempo vom Facharbeiter zum Firmeninhaber und schließlich bis zum Minister für Transportwesen hocharbeitet. Er lässt sogar den Sohn fast von Geburt an an seinem Berufsleben teilnehmen, wo immer es möglich ist. Denn auch Tony hat das "Kranblut" in sich und darf an jedem Geburtstag einen neuen Kran mit höherer Schwierigkeitsstufe selbst bedienen. Nur "das Biest", ein uralter Kran mit Planierraupen, ist ihm strengstens verboten – das wäre viel zu gefährlich für ihn. Tonys Probleme fangen erst an, nachdem der Vater von der Königin zum Minister ernannt wurde, immer seltener zuhause ist und sich mit seiner Frau Sissy nur noch streitet. Tony kann nicht glauben, dass der Vater die Mutter für eine neue Freundin verlassen hat. Zunächst verdächtigt er die Königin als Rivalin und schleicht sich mit Hilfe eines Krans heimlich in ihre Residenz. In Wirklichkeit hat sich der Vater jedoch in seine eingebildete Mitarbeiterin Wanda verliebt. Tonys wagemutige Aktion hat immerhin zur Folge, dass die Königin ihm ihre volle Unterstützung anbietet, die Eltern wieder zusammenzubringen, beispielsweise auf einem Hofball, zu dem auch die Mutter eingeladen ist. Auf die Königin ist zwar Verlass, aber mit der Liebe ist es nicht ganz so einfach, und an seinem zehnten Geburtstag glaubt sogar Tony, dass es vielleicht besser wäre, wenn die Eltern sich scheiden lassen.

Es ist noch nicht lange her, dass die Politik in Deutschland die Bedeutung des Kinderfilms für die Entwicklung der Kinder erkannt hat und nach alternativen Fördermöglichkeiten sucht. Wie sehr Deutschland dennoch hinter den europäischen Vorzeigeländern in Skandinavien, den Niederlanden und mit Einschränkung Frankreich hinterherhinkt, ist auch an den überhaupt zur Realisierung kommenden Filmstoffen für Kinder zu sehen. Beispielsweise an "Bitte bleib!", in dem die Handlung bis ins niederländische Parlament führt, oder in dem modernen Märchen "Tony 10", in dem gar die Königin – als fiktionale Figur, die sich und ihre Repräsentationspflichten mit liebevoller Ironie darstellt – höchstpersönlich die Aufgabe wahrnimmt, Kinder mit ihren Sorgen und Problemen ernst zu nehmen.

Regisseurin Mischa Kamp ("Ein Pferd für Winky") und der erfahrenen Drehbuchautorin Mieke de Jong ist dieser äußerst humorvolle, kurzweilige, einfallsreiche und unterhaltsame Film zu verdanken, der mit spielerischer Leichtfüßigkeit ein schwieriges Thema aufgreift und nebenbei Kindern Mut macht, die Scheidung ihrer Eltern besser zu verkraften oder zumindest eine neue Sichtweise darauf zu entwickeln. Dazu trägt die ästhetische Umsetzung bei, mit sparsamen, pointierten Dialogen, klaren Bildkompositionen, stets optimistisch gestalteter Lichtführung, einer unaufdringlichen, mitunter traumhaften Musikuntermalung und eingewobenen Jazzelementen. In den Niederlanden wurde dieser für die ganze Familie geeignete Film in der Kinoerstauswertung bereits von weit über 100.000 Zuschauern gesehen, was auf die Bevölkerung in Deutschland bezogen theoretisch einen Schnitt von über 400.000 Besuchern bedeutet. Hierzulande gibt es zwar kein staatstragendes Königshaus als unmittelbarem Sympathieträger im eigenen Land, aber ebenfalls eine hohe Scheidungsrate sowie das Bedürfnis nach guter Unterhaltung und modernen Märchen, die aktuelle Bezüge zum heutigen Alltag ermöglichen.

Holger Twele

 

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KJK-Ausgabe 132/2012

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