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Ausgabe 133-1/2013

DAS GEHEIMNIS

Bild: DAS GEHEIMNIS
© Schlingel Festival / Produktion

HEMMELIGHEDEN

Produktion: Toolbox Film ApS, Filmfyn, SF Film A/S, TV 2 Norge, Howalt Productions ApS og Køhlert & Co.; Dänemark 2012 – Regie: Morten Køhlert – Buch: Thomas Howalt, nach seinem Theaterstück – Kamera: Bo Tengberg – Schnitt: Anne Østerud – Musik: Halfdan E – Darsteller: August Igor Svideniouk Egholm (Plet), Nanna Finding Koppel (Rianne), Marta Holm (Donna / Monica), Bjarne Henriksen (Flejnert), Claus Riis Østergaard (Søren) u. a. – Länge: 96 Min. – Farbe – Kontakt: LevelK, +45-4844 3072, freja@levelk.dk – Altersempfehlung: ab 14 J.

Was die 16-jährige Donna, die 14-jährige Rianne und der elfjährige Plet an einem stürmischen Januartag erleben, möchte man keinem Kind wünschen: Sie finden am Morgen ihre Mutter, die einst ein gefeierter Star in einer Musikband war und sich danach als Biobäuerin eine neue Existenz aufbaute, tot in der Küche liegend. Der Sturm hat das Telefon lahm gelegt und ein alter Baum ist auf das Auto gefallen, mit rascher Hilfe ist daher nicht zu rechnen. Schweren Herzens entscheiden sich die Geschwister nach einigem Zögern, den Tod ihrer Mutter geheim zu halten. Sie befürchten, auseinander gerissen und in ein Heim gesteckt zu werden, zumal der Vater der beiden Mädchen angeblich längst verstorben ist, nachdem sich die Band aufgelöst hatte. Mit diesem folgenschweren Entschluss fangen die Schwierigkeiten der drei Jugendlichen erst richtig an. Normal weiter in die Schule zu gehen, mag noch eine leichtere Übung sein. Aber wie versteckt man beispielsweise eine Leiche vor dem emsigen Gärtner und neugierigen Nachbarn Flejnert? Auch Plets angeblicher Vater, der wegen Betrugs mehrere Jahre im Gefängnis war, möchte die alten Familienbande gerade jetzt wieder aufleben lassen, und obendrein gibt es die Anfrage eines alten Freundes der Eltern und Fernsehmoderators, der die Mutter in seine Sendung eingeladen hat. Die Situation der Geschwister spitzt sich endgültig zu, als die Essensvorräte zur Neige gehen, die Stromrechnung bezahlt werden muss und der Zugangscode zum Computer der Mutter und zum Bankkonto sich partout nicht knacken lässt. Einige heikle Situationen mit unliebsamen Besuchern und bei öffentlichen Anlässen lassen sich noch meistern, da Donna im entsprechenden Outfit ihrer Mutter gleicht und auch von der Stimme her zumindest am Telefon sehr ähnlich klingt. Als jedoch Rianne mit schwerem Nasenbluten in die Klinik eingeliefert wird und bei ihr und den anderen Geschwistern eine Erbkrankheit festgestellt wird, an der die Mutter offensichtlich gestorben ist, lässt sich das schwer auf ihnen lastende Familiengeheimnis nicht länger bewahren. Auf diese Weise entdecken die charakterlich sehr verschiedenen Geschwister aber nicht nur ihre eigentlichen Gemeinsamkeiten, sondern noch weitere Geheimnisse der Mutter, die diese ihnen bis zu ihrem allzu plötzlichen Tod nicht mehr vermitteln konnte.

Der dänische Musiker, Produzent und Regisseur Morten Køhlert wurde 2002 mit seinem berührenden Kinderfilm "Tinke – kleines starkes Mädchen" auch in Deutschland bekannt. Dass dieser Erfolg keine Eintagsfliege war, beweist zehn Jahre später sein neuer Kinofilm "Hemmeligheden", der in Deutschland kurz hintereinander in Chemnitz mit einem "Schlingel" und auf den Nordischen Filmtagen in Lübeck ausgezeichnet wurde. Vollkommen zu Recht, denn ungeachtet der leicht überfrachteten Fülle an existenziellen Familiengeheimnissen gelingt ihm die schwierige Gratwanderung zwischen einfühlsamer Dramatik und schwarzem Humor, zwischen Spannung und Unterhaltung, düsterer Schattenwelt und lichtdurchflutetem Optimismus. Schnelle Schnitte und eine fast immer dicht an den Figuren haftende Kamera sorgen mit vielen Großaufnahmen, zusammen mit einem sparsam und konsequent eingesetzten Musikscore und überraschenden Wendungen der Geschichte, für ungeteilte Aufmerksamkeit gerade auch bei einem noch jungen Publikum. Die unterschiedlichen Temperamente der drei Jugendlichen bieten zusätzliche Identifikationsmöglichkeiten und große Sympathien. Obwohl die Leiche der Mutter mehrfach ins Bild rückt und ihre Umbettung zu teils absurden Situationen führt, die von reiner Situationskomik bis zu leichtem Horror reichen, sind die betreffenden Szenen einem jugendlichen Publikum zuzumuten. Ein Film über den mitunter unharmonischen Zusammenhalt in der Familie also, der unterhaltsam und zugleich voller tiefer Emotionen ist und unaufdringlich der Frage nachgeht, was Kindern nicht verschwiegen werden darf, schon gar nicht aus falscher Rücksichtnahme.

Holger Twele

 

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