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Ausgabe 134-2/2013

CAMERA OBSCURA

Bild: CAMERA OBSCURA
© Basque Films

Produktion: Basque Films, in Koproduktion mit Letra M Producciones und Deutsche Exotic Filmproduktion GmbH; Spanien / Deutschland 2011 – Regie: Maru Solores – Buch: Ruth Rehmet, Maru Solores – Kamera: Frank Amann – Schnitt: Juan Ortuoste – Musik: Pablo Cervantes – Darsteller: Jacqueline Duarte (Ana), Víctor Clavijo (Antonio), Leyre Berrocal (Luisa), Josean Bengoetxea (Koldo), Pello Madariaga (Imanol) u. a. – Länge: 93 Min. – Farbe – Kontakt: Basque Films, Bilbao, Spanien, Fax: +34 94 4050297, info@basquefilms.com – Altersempfehlung: ab 12 J.

Wer mit dem Titel des Films eine Dokumentation über die Urform der Kamera assoziiert, bei der durch ein kleines Loch in einem lichtdichten Hohlkörper ein spiegelverkehrtes und auf dem Kopf stehendes Bild auf die innere Rückwand geworfen wird, liegt einesteils völlig falsch – und irgendwie doch richtig. Denn um die Erzeugung von Bildern, um das Sehen und Nicht-Sehen geht es tatsächlich in diesem außergewöhnlich erzählten und fotografierten Film.

Im Mittelpunkt steht die 13-jährige Ana, die nach einem Unfall erblindet ist. Während ihre Eltern sämtliche Ersparnisse für eine weitere Operation einsetzen wollen, die ihr das Augenlicht zurückgeben könnte, hat Ana mit ihrer beginnenden Pubertät ganz andere Probleme und Interessen. In den Sommerferien am Meer entdeckt Ana ihre Sinnlichkeit und erlebt ihre erste zaghafte Liebe mit Antonio, dem um viele Jahre älteren Cousin ihres Vaters. Dieser arbeitet als Fotograf und hat schon die halbe Welt bereist. Obwohl Ana blind ist, möchte auch sie fotografieren, wobei sie mit all ihren anderen Sinnen und mit Antonios Hilfe versucht, die Welt um sich herum zu begreifen und zu spüren, was Leben bedeutet. Ernst genommen wird sie dabei weder von den anderen Jugendlichen in ihrem Alter, noch von ihrer Familie. Denn mit der Kamera, die sie ständig bei sich führt, entdeckt Ana auch ein Geheimnis, das sie eigentlich nicht "sehen" und wissen soll. Zugleich beginnt sie, trotz ihres Handicaps, ihr Recht auf ein eigenes Leben einzufordern, das nicht von Mitleid und Bemutterung geprägt ist.

Die in San Sebastian geborene Filmemacherin Maru Solores hat an der Berliner Film- und Fernsehakademie (dffb) Regie studiert und zusammen mit der deutschen Koautorin Ruth Rehmet und dem deutschen Kameramann Frank Amann nach mehreren Kurzfilmen und Dokumentarfilmen ihren ersten Langspielfilm in Spanien und in spanischer Originalfassung gedreht. Mit ihrem Film wollte sie zeigen, "was eine Kamera leisten kann, wenn ihre Handhabung durch die Sinne geleitet wird". Das ist ihr und dem Kameramann auf wirklich beeindruckende Weise gelungen. In unzähligen Nah- und Großaufnahmen verweilt die Kamera auf dem Gesicht des Mädchens, das von dieser Nähe scheinbar unberührt ist, aber ihre Umwelt durch leichte Berührungen erfasst, denn sie leidet tatsächlich an einem Glaukom und ist blind. Zusammen mit dem Ton, mit Geräuschen insbesondere, nähert sich die Kamera der Erfahrungs- und Erlebniswelt der Protagonistin und erzeugt eine atmosphärische Dichte und Intensität, wie sie in einer Pubertätsgeschichte mit einer 13-Jährigen bisher selten im Kino zu sehen war. Ob eine Ausstrahlung im Fernsehen diese Intensität in ihrer Komplexität vermitteln kann, steht zu bezweifeln. Denn der Film benötigt wie beim Prinzip der Lochkamera eigentlich einen geschlossenen abgedunkelten Raum. Wenn man bedenkt, wie schwer es Bernd Sahling schon mit seinem Film "Blindgänger" hatte, stehen die Chancen dafür nicht gut. Aber vielleicht hat er vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten um mehr Inklusion auch Glück und bekommt eine Chance im deutschen Kino.

Holger Twele

 

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KJK-Ausgabe 134/2013

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