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Ausgabe 134-2/2013

GINGER & ROSA

Bild: GINGER & ROSA
© Concorde Filmverleih

Produktion: BBC Films / Adventure Pictures / BFI / Det Danske Filminstitut / Media House Capital + Miso Films; Großbritannien 2013 – Regie und Buch: Sally Potter – Kamera: Robbie Ryan – Schnitt: Anders Refn – Musik: – Amy Ashworth – Darsteller: Elle Fanning (Ginger), Alice Englert (Rosa), Alessandro Nivola (Roland), Christina Hendricks (Gingers Mutter), Jodhi May (Rosas Mutter) u. a.  Länge: 90 Min. – Farbe – FSK: – Verleih: Concorde – Altersempfehlung: ab 14 J.

Von Kindheit an sind die flammend rothaarige Ginger und die schwarzhaarige Rosa beste Freundinnen, waren doch ihre Mütter auch schon befreundet und bekamen zur gleichen Zeit ihre Töchter. Rosa wächst ohne Vater auf, die Eltern sind geschieden. Ginger hingegen muss miterleben, wie ihre Mutter unter dem Unabhängigkeitsdrang des Vaters leidet und immer mehr verbittert. Ginger aber ist eindeutig auf der Seite des Vaters, den sie liebt und wegen seines politischen Engagements bewundert. Ginger und Rosa, im letzten Kriegsjahr 1945 geboren, sind inzwischen typische Teenager ihrer Zeit. Sie rebellieren gegen Schule und Elternhaus, schwänzen den Unterricht, träumen von der großen Freiheit, von Gerechtigkeit und Frieden. Kalter Krieg, atomare Aufrüstung und Kuba-Krise beeinflussen ihr Denken und Handeln. Sie möchten sich engagieren: Ginger tendiert zum "Komitee der 100", Rosa sucht vorübergehend in der Kirche nach dem tieferen Sinn des Lebens. Roland, Gingers Vater, lädt die Mädchen zu einem Segeltörn ein, und damit beginnt eine verhängnisvolle Geschichte, die von Ginger mit wachsender Verunsicherung beobachtet wird. Rosa bewundert Gingers attraktiven Vater nicht nur wegen seines pazifistischen Engagements, für das er sogar im Gefängnis war, sondern sie fühlt sich mit ihm seelenverwandt. Ginger stellt sich dazwischen, zieht gegen den  Widerstand der Mutter sogar in die improvisierte Bleibe des Vaters in einem pittoresken Loft. Doch sie kann nicht verhindern, dass ihre beste Freundin sich in ihren Vater verliebt, ihn grenzenlos bewundert. Der wiederum bewundert ihre Jugend und Schönheit. Für den unkonventionellen Roland ist die Liebe zu Rosa kein Problem, ihm ist nicht bewusst, wie sehr er seine Tochter damit verletzt. Eine Familientragödie bahnt sich an, über die Ginger nicht mehr sprechen kann. Ihre Gefühle verarbeitet sie in Gedichten, die ihr helfen werden, das Chaos zu überstehen und ihr Talent als Poetin zu entdecken.

Die britische Regisseurin und Autorin Sally Potter (Jg. 1949) hat ihre eigenen Gefühle und Erlebnisse als Heranwachsende in den Zeiten des Kalten Krieges thematisiert: "Ich wollte zum einen eine einfache, schlichte Geschichte erzählen, zum anderen zeigen, dass private Augenblicke unseres Lebens mit der Weltgeschichte verflochten sind. Während der Kuba-Krise war ich dreizehn Jahre alt und dachte damals wirklich, das ist das Ende der Welt." Vor diesem Hintergrund erzählt sie vom Erwachsenwerden zweier Mädchen 1962 in London, verknüpft das Private mit dem Politischen – in jener Zeit untrennbar miteinander verbunden. Sally Potter: "Die weltweite Krisensituation spiegelt sich in den Beziehungen der einzelnen Charaktere dieser Geschichte: In ihren Lügen und ihrem Verrat, dem Aufeinanderprallen ihrer Überzeugungen, ihrer Angst vor der Vernichtung und ihrer Hoffnung für die Zukunft. Es gibt keine guten oder bösen Figuren. Es geht um Individuen, die einfach ihr Bestes versuchen – angesichts dessen, woran sie in diesem Moment gerade glauben und wovon sie annehmen, es sei richtig, um weiterhin ein erfülltes Leben zu führen."

Mit Elle Fanning und Alice Englert hat sie zwei außergewöhnliche Darstellerinnen gefunden, in deren klaren, schönen Gesichtern sich die Kühnheit ihrer Träume zeigt, ihre innere Zerrissenheit wie ihr Denken und Fühlen. Dem Glück verleihen sie strahlend sichtbaren Ausdruck ebenso wie sie Schmerz und Verzweiflung nachvollziehbar machen. Die ernsthafte Ginger und die verliebte Rosa verfolgen mit Entschlossenheit ihre immer unterschiedlicher werdenden Lebensträume. Sally Potter verurteilt weder Rosa noch Roland, gleichwohl liegt ihre Sympathie bei Ginger, die ihr nahesteht, die sie mit Intelligenz und Visionen ausstattet. Und der sie die Größe des Verzeihens auf den Weg gibt. Ein emotional starker Film, der ein junges Publikum zur Auseinandersetzung mit der privaten und politischen Geschichte  herausfordert.

Gudrun Lukasz-Aden / Christel Strobel

 

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KJK-Ausgabe 134/2013

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