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Ausgabe 136-4/2013

DER KÖNIG UND DER VOGEL

Bild: DER KÖNIG UND DER VOGEL
© Studiocanal

LE ROI ET L'OISEAU

Produktion: Les Films Paul Grimault, Les Films Gibé, Antenne 2; Frankreich 1953/1979 – Regie: Paul Grimault – Buch: Paul Grimault, Jacques Prévert – Musik: Wojciech Kilar – Länge: 82 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – DVD: Studiocanal – Altersempfehlung: ab 8 J.

Hoch oben im verwinkelten Schloss befinden sich die Geheimgemächer von König Karl dem Fünf-und-drei-ist-acht-und-acht-ist-Sechzehnten. Von dort aus regiert der Herrscher über Takicardie und erfreut sich an den Statuen und Bildnissen, die ihn noch mächtiger wirken lassen. Doch der eitle Tyrann hat einen Makel. Er schielt – und legt großen Wert darauf, dass jeder Maler so viel Respekt hat, dies in seinen Werken zu berichtigen. Eines Nachts jedoch wird ein Bildnis von Karl lebendig und entledigt sich sofort seines realen Vorbilds. Ebenso selbstsüchtig wie der echte König, will es auch stets im Mittelpunkt stehen. Und so will der neue König nicht akzeptieren, dass zwei andere Gemäldefiguren – eine Schäferin, in die er sich verliebt hat, und ein Schornsteinfeger – ebenfalls zum Leben erwacht sind und gemeinsam Reißaus nehmen. Mit Hilfe der Schlosspolizei will der König die Flüchtigen wieder gefangen nehmen lassen. Doch in einem bunten Vogel hat der König einen unerwarteten Widersacher.

Lange Zeit war Paul Grimault nicht mit seinem Film zufrieden. Erst 1979, 26 Jahre nach der Veröffentlichung einer stark gekürzten und inhaltlich veränderten Fassung, konnte er seinen Film wunschgemäß fertig stellen. Nun endlich erscheint diese Version des französischen Zeichentrickklassikers auch in Deutschland zum ersten Mal auf DVD und füllt damit eine wichtige Lücke. Selbstverständlich merkt man dem Film, der von Anime-Regisseur Hayao Miyazaki immer wieder als Inspiration genannt wird, sein Alter und seine schwierige Produktionsgeschichte an. Insbesondere der Anfang erweist sich als dramaturgisch holprig. Doch spätestens wenn die Gemälde aus ihren Bildern treten, findet der Film seinen Rhythmus und besticht durch die fantastischen Figuren und Schauplätze. Das große, mit Falltüren gespickte Schloss erinnert bisweilen an Venedig, an Neuschwanstein oder gar an Fritz Langs Metropolis. Und mit einprägsamen Szenen in der Statuenfabrik des Schlosses, in dem am laufenden Band Ebenbilder des Königs produziert werden, rechnet Grimault mit dem Führerkult des selbstgerechten Tyrannen ab. Die Sympathie gilt allein dem bunten Vogel, der sich nicht einschüchtern lässt, sowie dem ungewöhnlichen Liebespaar, das jegliche Grenzen überschreiten kann. Den Mut zu haben, sich gegen einschränkende Verhältnisse aufzulehnen und seinen eigenen Weg zu gehen – das ist eine der Kernbotschaften von Grimault, die bis heute nicht an Bedeutung verloren hat und die hier unaufdringlich vermittelt wird.

Stefan Stiletto

 

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KJK-Ausgabe 136/2013

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