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Ausgabe 64-4/1995

MOONDANCE

Produktion: MFG Film /Little Bird /Lodge, Deutschland / Irland 1995 – Regie: Dagmar Hirtz – Buch: Burt Weinshanker, Mark Watters, nach dem Roman "Der weiße Hase" von Francis Stuart – Kamera: Steven Bernstein – Schnitt: Dagmar Hirtz – Musik: Fiachra Trench – Songs: Van Morrison – Darsteller: Ruaidhri Conroy (Dominic), Ian Shaw (Patrick), Julia Brendler (Anya), Marianne Faithfull (Mutter), Brendan Grace (Murphy) u. a. – Länge: 92 Min. – Farbe – FSK: ab 12 – Verleih: MFG Film GmbH, Clemensstr. 17, 80803 München, Tel. 089-337051 (35mm) – Altersempfehlung: ab 12 J.

Die Brüder Dominic, 14, und Patrick, 21, leben in einem idyllischen Haus an der Westküste Irlands. Ihre Mutter, ruhelos geworden seit dem Tod des Vaters, verbringt die meiste Zeit in Afrika und kommt nur selten heim, um nach dem Rechten zu sehen – was vor allem dem älteren Patrick gar nicht recht ist. Viel lieber ist er nur mit Dominic zusammen, mit dem er sich gut versteht. Auch die gelegentliche Beaufsichtigung durch eine Tante und die trockenen Belehrungen des Pfarrers sind den Brüdern eher lästig. Das spielerisch-unbeschwerte Leben ändert sich, als im Gefolge der Tante das deutsche Mädchen Anya auftaucht, das den Sommer in Irland für Sprachstudien nutzen will. Anyas Einzug in das Haus der Brüder bringt Spannung in die kleine, überschaubare Welt, denn Patrick fühlt sich von dem stillen Mädchen angezogen. Seine Gefühle werden erwidert, doch da kehrt die Mutter nach Hause zurück, jetzt für immer. Patrick sieht sie als Eindringling in ihre zärtliche Beziehung, zumal sie sich schnell mit Anya anfreundet. Deshalb sieht er nur in einer überstürzten Heirat eine Chance für sein Glück.

Auch dem jüngeren Dominic gefällt das Mädchen und er ist froh, dass es nicht zur Heirat kommt, wohl aber zum Weggang in die Großstadt Dublin. Während Patrick das Geld für den Lebensunterhalt verdient, richten Anya und Dominic das bescheidene Domizil ein, das sie zu dritt bewohnen. Die beiden haben hier viel Zeit zusammen. Sie entdecken ihre Gefühle füreinander und Dominic macht seine ersten erotischen Erfahrungen. Plötzlich werden die Brüder zu Rivalen. Dominic entschließt sich, auf einem Frachtschiff anzuheuern. Zuvor aber kehrt er zurück an die Stätte seiner Kindheit und zündet das Sommerhaus an, das ihm Versteck und Ort seiner Kinderträume war und in dem sein Bruder mit Anya die erste Liebesnacht verbrachte. Gestärkt durch die Mutter, von der er sich in seinen Empfindungen verstanden fühlt, ist er in der Lage, sich mit seinem Bruder zu versöhnen, bevor er sich auf den Weg in die Welt macht.

"Moondance" ist der zweite Spielfilm der Münchner Regisseurin Dagmar Hirtz, die sich als Cutterin einen Namen gemacht hat und mit renommierten deutschen Regisseuren (u. a. Maximilian Schell, Margarethe von Trotta) zusammengearbeitet hat. Nach ihrem Regiedebüt 1984, dem angestrengt wirkenden Frauenfilm "Unerreichbare Nähe", ist "Moondance" von erstaunlicher Leichtigkeit und beweist Gespür für die Gefühlswelt junger Menschen. Das lässt über einige Unebenheiten in der Dramaturgie hinwegsehen – die Atmosphäre bleibt stimmig. Die Geschichte vom Abschied der Kindheit spielt in der wunderbar herben Landschaft Irlands und wird begleitet von den poetischen Songs eines der Großen und nach wie vor Geschätzten der Rockszene, Van Morrison. Auch das trägt nicht unwesentlich dazu bei, dass man sich einlässt auf die Geschichte der zwei Brüder, die – auf unterschiedlicher Ebene – Gefühle für ein und dasselbe Mädchen entwickeln. Julia Brendler als Anya ist hier das zurückhaltende und liebenswerte Mädchen, das sie schon in Helmut Dziubas berührendem Film "Verbotene Liebe" eindrücklich verkörperte. Nicht zuletzt überzeugt Ruaidhri Conroy in der Rolle des Dominic. Der Vierzehnjährige (u. a. in Mike Newells "Into the West" zu sehen) war eigentlich für eine der Hauptrollen im Remake vom "Krieg der Knöpfe" vorgesehen, das zur gleichen Zeit wie "Moondance" in Irland gedreht wurde, entschied sich aber für die größere Herausforderung in der Rolle des Dominic, in der er kein Kind mehr zu spielen hatte.

"Moondance", ein zärtlicher Film über das Erwachsenwerden, gehört trotz der leisen Töne auf eine große Leinwand. Dagmar Hirtz hat für ihren Film jedoch nicht nur die Produktion, sondern auch noch den Verleih selbst übernommen, um ihn überhaupt vor Publikum zu bringen. So wie es aussieht, scheint der Verkauf dieses deutsch-irischen Kinofilms ins Ausland weit erfolgreicher zu sein als das Interesse in der heimischen Filmlandschaft.

Christel Strobel

 

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