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Ausgabe 137-1/2014

AUF DEM WEG ZUR SCHULE

Bild: AUF DEM WEG ZUR SCHULE
© Senator

SUR LE CHEMIN DE L'ÉCOLE

Produktion: Winds / Imagis / Hérodiade; Frankreich 2013 – Regie: Pascal Plisson – Buch: Marie-Claire Javoy, Pascal Plisson – Kamera: Pascal Plisson, Simon Watel – Schnitt: Sarah Anderson, Sylvie Lager – Musik: Laurent Ferlet – Protagonisten: Jackson & Salome Saikong (Kenia); Zahira Badi, Noura Azaggagh und Zineb Elkabli (Marokko); Carlito und Micaela Janez (Argentinien); Samuel., Gabriel. und Emmanuel Esther (Indien) – Länge: 77 Min. – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: Senator – Altersempfehlung: ab 12 J.

"Ich habe auf meinen Reisen durch die Welt immer wieder Kinder am Straßenrand getroffen, aber nicht erkannt, was diese Kinder für Anstrengungen unternehmen, um zur Schule gehen zu dürfen", erzählt der französische Dokumentarfilmer Pascal Plisson. Die Augen öffneten ihm junge Massai-Krieger, denen er auf der Suche nach Drehorten für einen Tierdokumentarfilm in Kenia begegnete. Stolz  zeigten sie ihm ihre Stifte und Schiefertafeln, bevor sie in die weit entfernte Schule eilten. Diese Begegnung hatte Folgen. In seinem neuen Dokumentarfilm begleitet er Kinder aus unwegsamen Gegenden auf dem Weg zur Schule.

Jackson (11) und seine jüngere Schwester Salome, zu Hause in einer Hütte in der kenianischen Savanne, haben einen Schulweg von 15 Kilometern. Um rechtzeitig beim Morgenappell in der Schule zu sein, müssen sie mit ihren Schulsachen und zwei Wasserkanistern vor Sonnenaufgang losrennen. Ein zweistündiger, gefahrvoller Weg, wobei sie sich besonders vor den aggressiven Elefanten in Acht nehmen müssen. Die 12-jährige Zahira, die im hohen Atlasgebirge in Marokko lebt, hat jeden Montag 22 Kilometer zu bewältigen, um ins Schulzentrum zu gelangen, wo sie bis Freitag bleibt. Unterwegs auf steilen Pfaden gesellen sich ihre beiden Freundinnen Noura und Zineb hinzu. Gemeinsam erreichen sie eine Landstraße und hoffen, dass einer der Lieferwagen hält und sie das letzte Stück mitnimmt. Diesmal müssen sie lange warten. Für ihren Schulweg brauchen sie vier Stunden. Außer ihren Schulsachen trägt Zahira ein Huhn in der Tasche, das ihr die Großmutter als Tauschgut mitgegeben hat, damit sich das Mädchen während der Woche etwas zu essen kaufen kann. Carlito (11), hat es dagegen geradezu komfortabel, denn er kann zusammen mit der kleinen Schwester Micaela die 18 Kilometer zur Schule auf dem Rücken seines Pferdes zurücklegen. Auch dieser eineinhalbstündige Weg  durch die Weite Patagoniens, über Geröll und an Abgründen vorbei, ist nicht ungefährlich. Der 13-jährige Samuel, zu Hause am Golf von Bengalen, sitzt im Rollstuhl und ist trotz seiner Behinderung ein fröhlicher und wissbegieriger Junge. Zu dritt, mit tatkräftiger Hilfe seiner beiden Brüder, schaffen sie doch immer wieder die vier Kilometer zur Schule – aber wie! Das rostige Gefährt muss durch Sand und Schlamm geschoben werden und dann geht auch noch ein Rad  kaputt.

Der Dokumentarfilmer Pascal Plisson hat die Kinder mit Hilfe der UNESCO und der international im Bildungsbereich aktiven Organisation "Aide et Action" gefunden, die sein Filmprojekt von Anfang an unterstützt und gefördert haben. So hart die Lebensbedingungen der Kinder auch sind – sie alle gehen sichtbar gern zur Schule, wollen einfach etwas lernen, damit es ihnen besser geht als ihren Eltern und sie später ihrer Familie helfen können. Plissons Film macht sinnlich erfahrbar, wie wichtig diesen Kindern der Ort Schule ist. Schule ist für sie die Chance, sich eines Tages ihren beruflichen Traum zu erfüllen. Die Begeisterung dieser Schulkinder stand für Pascal Plisson am Anfang seines Projekts: "Vielleicht auch, weil meine Töchter schon stöhnen, wenn sie morgens überhaupt aufstehen müssen, während ich Kinder getroffen habe, die ihr Leben riskieren, um in die Schule gehen zu können. Diese Kinder zu treffen, die alles daran setzen, um Bildung zu bekommen, hat mich tief berührt." Das überträgt sich auf die Zuschauer. "Auf dem Weg zur Schule", ein durchaus spannender und unterhaltsamer Dokumentarfilm, macht aber auch nachdenklich darüber, was hierzulande selbstverständlich ist und oft mehr als Last denn als Lust empfunden wird. Angesichts der weit verbreiteten Unlust, zur Schule zu gehen – obwohl von "gehen" kaum mehr die Rede sein kann bei der Motorisierung hierzulande – empfehlen wir den Film als "Pflichtfach" für Lehrer mit ihren Schülern, Eltern mit ihren Kindern.

Schade nur, dass der deutsche Verleih der Kraft der Bilder und der Sprache der Kinder im Original nicht traut.  Man hat sich für eine – sprachlich hölzerne – Synchronisation entschieden. Besonders die Gespräche in der Strohhütte und die Dialoge zwischen Jackson und Salome auf dem Weg zur Schule durch die kenianische Savanne erwecken den Eindruck eines pädagogischen Lehrfilms. Leider beeinträchtigt das die Authentizität und damit die Wirkung des Films. Zum Glück gibt es auch eine OmU-Fassung, die auch für Kinder geeignet ist, die es nicht gewohnt sind, Untertitel zu lesen. Wichtiger ist es, den Kindern auf ihren abenteuerlichen Wegen zur Schule zu folgen – wo wenig gesprochen und viel erlebt wird.

Gudrun Lukasz-Aden / Christel Strobel

 

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