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Ausgabe 137-1/2014

GABRIEL

Bild: GABRIEL
© Schlingel Festival

Produktion: Studio Filmowe Anima-Pol, mit Unterstützung des Polnischen Filminstituts und der Tourismus-Behörde der Wojewodschaft Swietokrzyskie; Polen 2013 – Regie: Mikolaj Haremski – Buch: Radoslaw Hendel, Piotr Chrzan – Kamera: Jan Pawel Trzaska – Schnitt: Cezary Kowalczuk – Musik: Andrzej Krauze – Darsteller: Jan Rotowski (Tomek), Natan Czyzewski (Gabriel), Jowita Chwalek (Magda), Zbigniew Zamachowski (Vater), Krzysztof Globisz (Großvater) u. a. – Länge: 80 Min. – Farbe – Kontakt: Studio Filmowe Anima-Pol – Altersempfehlung: ab 12 J.

"Wir haben lediglich eine Mission zu erfüllen, und wenn sie vorbei ist, verschwinden wir wieder", erklärt gegen Ende des Filmes der wie ein Zehnjähriger aussehende etwas zart und weiblich anmutende Gabriel. Und tatsächlich – so mysteriös, wie er zu Beginn auftauchte, so geheimnisvoll tritt er auch wieder ab, während der etwas ältere Tomek noch immer rätselt, wen er da eigentlich vor sich hatte. Tomek lernt Gabriel nach einem Go-Kart-Rennen kennen, als er bei einem Zwist vor seinen Kameraden fortläuft. Anlass der handfesten Auseinandersetzung war Tomeks Vater, denn der Junge hat zwar einen Papa, kennt ihn aber nicht. Der Zwölfjährige weiß aus Erzählungen nur von einem Autounfall, bei dem seine Mutter ums Leben gekommen war, während der überlebende Vater sich aus dem Staub gemacht haben soll und vom Großvater immer noch der Mitschuld bezichtigt wird. Tomek, damals noch ein Baby, lebt seither bei seinen Großeltern. Der Junge fährt für sein Leben gern Rennen mit diesen schmissigen kleinen Vehikeln, in der Freizeit arbeitet er zudem mit großem Engagement und Geschick in der Autowerkstatt von Raszynski, einem ehemaligen Freund des Vaters. All dies liebt der gestrenge Großvater allerdings überhaupt nicht, und nachdem es zum Streit gekommen ist, verduftet Tomek heimlich und beschließt, seinen Vater zu suchen. Und dabei hilft ihm der anfangs völlig normal erscheinende, aber mit der Zeit immer seltsamer werdende Gabriel …

Die Fahrt gen Osten nach Sandomierz, wo Tomeks Vater leben soll, entpuppt sich als ein turbulentes und stellenweise sehr komisches Road-Movie durch die überaus malerische Wojewodschaft Swietokrzyskie (Region Heiligkreuz), mit Verfolgungsjagden, tumben Gangstern und nicht minder bescheuerten Polizisten sowie einem opulenten Mittelalterspektakel auf der Burg Krzyztopór – zuweilen allerdings mit etwas zu abgeschmackten und klischeehaften Gags sowie zu viel touristischer Präsentation, aber das war wohl dem zweiten Geldgeber geschuldet. Dabei geben sich namhafte polnische Schauspieler gewissermaßen die Klinke in die Hand und liefern köstliche Einlagen wie Slawomir Orzechowski und Tomasz Sapryk als gefährlich anmutende, letztlich aber ganz harmlose, fast liebenswürdige Ganoven oder Cezary Kosinski als leicht verwirrter LKW-Fahrer und zeitweiliger Transporteur der beiden Knaben. Auch ruhigere Charaktere sind mit populären Akteuren besetzt wie der Großvater (Krzysztof Globisz), die beiden ehemaligen Freunde des Vaters, der Mechaniker Raszynski (Pawel Królikowski) und der Tierarzt Hajduk (Przemyslaw Bluszcz), sowie Tomeks Vater selbst (Zbigniew Zamachowski). Leider verblassen neben diesen Koryphäen ein wenig die beiden Kinder-Hauptdarsteller durch ihre unterkühlte Spielweise. Die Ausstattung besorgte der polnische Trickfilmregisseur und Gestalter Marek Skrobecki, der für die britische, 2008 Oscar-gekrönte Trickfilmversion von "Peter und der Wolf" ebenfalls gestalterisch wirkte. Als Co-Producer zeichnet Zbigniew Rybczynski, der einst mit seinem berühmt gewordenen Animationsfilm "Tango" einen Oscar für Polen holte.

Bei all seinen Abenteuern erweist sich "Gabriel" – nomen est omen – mit seinen offenbar übernatürlichen Kräften als wahrer Schutzengel für Tomek, doch erst der sehr besinnliche Schluss verrät die wahre Identität des geheimnisvollen kleinen Wesens. Vorher aber lernt Tomek noch seinen Vater und dessen neue Familie kennen, wobei das erste Zusammentreffen zwischen Vater und Sohn ein wenig kühl scheint. Zu fremd sind die beiden noch füreinander und des Vaters Erklärungen für seine Flucht scheinen zu platt und selbstgefällig. Doch als der Papa dann nach dem nächsten Kart-Rennen Tomek im Umkleideraum in die Arme schließt, dürfte es für Gabriel endgültig heißen: "Mission erfüllt!" Diese Mission wurde beim 18. Internationalen Filmfestival für Kinder und junges Publikum "Schlingel" in Chemnitz 2013 von der Juniorjury mit einer lobenden Erwähnung bedacht.

Volker Petzold

 

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KJK-Ausgabe 137/2014

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