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Ausgabe 139-3/2014

DIE GEHEIME MISSION

Bild: DIE GEHEIME MISSION
© LEVELk /Generation Kplus

MPG MISSIONEN

Produktion: ASA Film Production A/S, Dänemark 2013 – Regie: Martin Miehe-Renard – Buch: Martin Miehe-Renard, Gitte Løkkegard, Hans Hansen – Kamera: Lars Reinholdt – Schnitt: David Rue – Musik: Frans Bak, Keld Haaning Ibsen  Darsteller: Malika Sia Graff (Sawsan), Sylvester Byder (Karl), Line Kruse (Eva), Ali Kazim (Kumail), Natalí Vallespir Sand (Jamilah), Lars Knutzon (Magnus), Birgit Conradi (Johanne), Joakim Ingversen (Søren), Hans Holtegaard (Knud), Mian Hussein (Mian) u. a. – Länge: 100 Min. – Farbe – Weltvertrieb: LEVELk; Frederiksberg; Dänemark, tine.klint@levelk.dk – Altersempfehlung: ab 10 J.

Während man in Deutschland weiter fleißig forscht und diskutiert, wie das junge Kinopublikum im Übergang von der Kindheit zur Jugendphase heute noch erreicht werden kann, hält es das erfahrene Kinderfilmland Dänemark doch lieber mit der Praxis. Wie wäre es beispielsweise, das wissenschaftlich belegte große Interesse dieser Zielgruppe für Casting-Shows mit anspruchsvollen sozialen Themen zu verknüpfen? Denn auch in Dänemark steigt der Anteil der Schüler mit unmittelbarem Migrationshintergrund. Der dänische Schauspieler, Autor, TV- und Filmregisseur Martin Miehe-Renard (Jg. 1956) hat das versucht und sein Film wird vermutlich nicht zu den ganz großen Kinderfilmklassikern gehören, aber ein wichtiger Markierungsstein für die kommenden Jahre sein.

Der Film beginnt nach einem bewährten dramaturgischen Muster. Karl kommt vom Land und fühlt sich in seiner vom Meer geprägten Heimat rundum wohl. Weil seine alleinerziehende Mutter dort aber keine besser bezahlte Arbeit findet, die ihrer Ausbildung entspricht, zieht Karl mit ihr widerstrebend nach Kopenhagen. Die fremde Stadt ist laut und schrill, genauso wie Karl befürchtet hat. In der Schule wird er wegen seines Dialekts gleich verspottet, obwohl die Klasse zum großen Teil aus Einwandererkindern besteht. Selbst seine Mutter macht sich Sorgen, ob der Elternabend wohl eher in Farsi oder Urdu statt in Dänisch abgehalten wird. In seiner Klasse ist Karl plötzlich der Fremde, der nicht einmal richtig Dänisch (so wie das Hochdeutsche) spricht, ganz im Unterschied zur vorwitzigen Sawsan, einem türkischen Einwandererkind der dritten Generation, das ihre Wurzeln nur deshalb noch kennt, weil ihre Eltern und ihr Cousin alte Traditionen noch nicht völlig abgelegt haben. Weil Sawsan ihren Mund nicht halten konnte, soll sie Karl nun die Schule zeigen. Besonders begeistert davon sind beide nicht. Doch dann stellt sich heraus, dass sie in der Musik gemeinsame Interessen haben. Karl kann auf seinem Computer exquisiten Sound produzieren, Sawsan kann wunderbar singen und möchte mit ihrem selbst geschriebenen Lied gerne an einer Casting-Show im Fernsehen teilnehmen. Ihre Eltern allerdings sind aus Prinzip strikt dagegen und als Sawsan in ihrer Freizeit auch noch mit Karl beobachtet worden ist, wird sie streng überwacht. Mit Hilfe von Sawsans älterem Cousin, der mit einer blonden Dänin verheiratet ist, gelingt es den beiden Kindern dennoch, heimlich von zuhause abzuhauen und sich auf den Weg zum Austragungsort der Show zu machen. Unterdessen setzen sich Karls Mutter und sein Großvater notgedrungen mit Sawsans Familie auseinander, die gemeinsam den Ausreißern nachreisen. Sie entdecken Unterschiede, aber auch viele Gemeinsamkeiten zwischen ihren Kulturen und Religionen. Nur in einem Punkt ist sich Sawsans Vater sicher: Seine Tochter gehört nicht auf die Bühne. Noch kurz vor der Endausscheidung ist er mit seiner Frau vor Ort und möchte das um jeden Preis verhindern.

Spannend und unterhaltsam gemacht ist der Film auf jeden Fall. Dafür sorgen mehrere Versteck- und Verfolgungsjagden (zum Teil in Parallelmontage), schnelle Schnitte, ein der Musik folgender flotter Rhythmus in der Montage, ein wirklich gutes Lied von Sawsan, reichlich Wortwitz, Situationskomik und skurille Charaktere wie ein älterer LKW-Fahrer oder Sawsans Großmutter. Diese kommt in der Familie nie zu Wort, ist aber im Denken entgegen aller Klischeevorstellungen fortschrittlicher als Sawsans jüngerer Cousin. Natürlich lässt sich einwenden, dass sich die kulturellen Konflikte in der türkischen Familie am Ende doch etwas zu schnell in Luft auflösen. Über den Sinn oder Unsinn von Casting-Shows für junge Menschen lässt sich bei dieser Inszenierung allenfalls abstrakt diskutieren. Denn die mit Klum oder Bohlen nicht einmal ansatzweise vergleichbaren Macher der Show sind alle lieb und nett und freuen sich mit dem Publikum über den emotional mitreißenden Ausgang der Show. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass der Film sein breit gefächertes Publikum auch erreichen möchte, um wenigstens kleine Schritte der Veränderung in Gang zu setzen. Darauf lässt sich weiter aufbauen.

Holger Twele

 

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KJK-Ausgabe 139/2014

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