© Port-au-Prince (Barnsteiner)
Produktion: Zum Goldenen Lamm Filmproduktion, in Koproduktin mit HR und Arte; Deutschland 2013 – Regie und Buch: Rick Ostermann – Kamera: Leah Striker – Schnitt: Stefan Blau, Antje Lass – Musik: Christoph M. Kaiser, Julian Maas – Darsteller: Jördis Triebel, Jürgen Vogel, Levin Liam, Helena Phil, Vivian Ciskowska u. a. – Länge: 91 Min. – Farbe – FSK: ab 12 – Verleih: Port-au-Prince (Barnsteiner) – Altersempfehlung: ab 14 J.
Der aus Paderborn stammende Drehbuchautor und Regisseur Rick Ostermann hat sich für sein Kinodebüt an ein heikles und wenig bekanntes Kapitel der europäischen Geschichte gewagt: In den Wirren nach dem Zweiten Weltkrieg irrten in Ostpreußen und dem Baltikum tausende Kinder umher, die ihre Eltern verloren hatten oder im Krieg von ihnen getrennt worden waren. Immer auf der Suche nach Essbarem und Arbeit zogen die sogenannten Wolfskinder bettelnd durchs Land und kämpften Tag für Tag ums Überleben. Schätzungen gehen von 25.000 eltern- und heimatlosen Kindern aus, nur wenige hundert von ihnen haben überlebt. Die meisten mussten ihre Namen ändern und ihre Identität aufgeben, um sich der Verfolgung durch die sowjetische Besatzungsmacht zu entziehen. Die Ergebnisse umfangreicher Recherchen, Erinnerungen von Betroffenen sowie Berichte von Zeitzeugen sind in das Drehbuch Ostermanns geflossen.
Am Ende des harten Winters 1946/47 liegt die Mutter des 14-jährigen Hans in einer zerschossenen Ruine im Sterben. In ihrer letzten Stunde überträgt sie Hans die Verantwortung für seinen neunjährigen Bruder Fritz, obwohl Hans den absehbaren Anforderungen weniger gewachsen scheint als der gewitzte Fritz. Sie weist Hans an, sich mit Fritz nach Litauen durchzuschlagen. Dort, so heißt es, sollen sie bei Bauern anklopfen, die bereit sind, deutsche Kinder aufzunehmen. Kaum haben sie ihren beschwerlichen Weg durch die Wälder begonnen, treffen die Geschwister auf andere Wolfskinder, mit denen sie gemeinsam weiterwandern. Als sie im Schutz der Nacht einen Fluss überqueren, aber von sowjetischen Soldaten beschossen werden, wird Fritz abgetrieben. Es beginnt eine lange Odyssee, bei der Hans, immer auf der Suche nach dem Bruder, in einem fremden Land gegen ständigen Hunger, widriges Wetter und Krankheiten kämpfen muss. Als Hans die Hoffnung schon fast aufgegeben hat, trifft er auf einem litauischen Bauernhof doch noch Fritz, der von einem älteren Bauernpaar aufgenommen wurde und nun Jonas heißt.
"Wolfskinder" erzählt in ruhigen, dialogarmen Sequenzen aus der Sicht der kleinen Helden, die von den Kinderdarstellern überzeugend verkörpert werden. Die historischen Fakten zu Krieg und Vertreibung erschließen sich nur in Andeutungen. Die geradezu idyllische Natur bildet einen gewissen Ausgleich zur Härte der Kinderschicksale und macht den Film für jüngere Zuschauer zugänglicher. Die atmosphärisch dichte Inszenierung wird unterstützt durch eine sparsam eingesetzte Musik und einen ausgefeilten Soundtrack, der die Vielfalt der Naturgeräusche ins Bewusstsein treten lässt. Ostermann inszeniert immer wieder eindringliche szenische Miniaturen, die aufzeigen, dass die Chancen der Kinder im Überlebenskampf steigen, wenn sie sich gegenseitig unterstützen. Dennoch fallen viele Wolfskinder Krankheiten, Verletzungen oder Gewaltakten zum Opfer, andere verschwinden einfach spurlos. Dramatische Zuspitzungen ergeben sich oft, wenn die Kinder Erwachsenen begegnen: Auf manchem Bauernhof erhalten sie eine warme Mahlzeit, auf anderen hetzt man den Hund auf sie. Vor Soldaten müssen sie sich sowieso in Acht nehmen. Ebenso schwer wie die physischen Entbehrungen wiegen die psychischen Belastungen, denn um zu überleben, sehen sich viele der umherziehenden Kinder gezwungen, ihr Deutschsein zu verbergen. "Um zu überleben", sagt Ostermann, "müssen die Wolfskinder ihre Herkunft und Nationalität verleugnen oder müssen den harten Kampf mit sich und der Natur weiterkämpfen. Ihre Identität wird zur Gefahr und ist zugleich das Einzige, was sie noch besitzen." In diesem Punkt gibt es eine starke Parallele zu dem Kinofilm "Lauf Junge lauf" von Pepe Danquart, der auf dem Roman von Uri Olev beruht (siehe Filmkritik in KJK 138).
"Wolfskinder", der seine Weltpremiere in der renommierten Orizzonti-Reihe der Filmfestspiele in Venedig 2013 erlebte, erhielt im Juni 2014 auf dem Filmfest München den Nachwuchspreis des "Friedenspreis des Deutschen Films – Die Brücke".
Reinhard Kleber
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