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Ausgabe 140-4/2014

EIN BRIEF AN MOMO

Bild: EIN BRIEF AN MOMO
© Universum

MOMO E NO TEGAMI

Produktion: Production I.G.; Japan 2011 – Regie und Buch: Hiroyuki Okiura – Schnitt: Junichi Uematsu – Musik: Mina Kubota – Länge: 115 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: Universum Film – Altersempfehlung: ab 12 J.

Alles, was der elfjährigen Momo von ihrem Vater geblieben ist, ist ein unvollendeter Brief. „Liebe Momo“ steht auf dem Blatt. Danach folgt nichts mehr. Für das Mädchen ist der Brief trotzdem sehr wichtig. Immer wieder fragt Momo sich, was er ihr wohl sagen wollte. Schließlich hatten sich die beiden vor seinem plötzlichen Unfalltod noch gestritten. Seither macht sie sich Vorwürfe.

Sehnsucht, Trauer und Schuldgefühle sind die Ausgangspunkte des ruhig erzählten Animes von Hiroyuki Okiura. Mit diesen Themen stimmt der Film von Beginn an auf die melancholische Grundstimmung ein, die jedoch bald durch Slapstick und Komik aufgelockert wird. Denn als Momo mit ihrer Mutter auf eine Insel inmitten des japanischen Seto-Binnenmeers umziehen muss und dort auf dem Dachboden des Hauses ihrer Großeltern einen alten Gespenster-Manga entdeckt, geschieht etwas Seltsames. Auf einmal tauchen drei Geister des Comics in Momos Alltag auf. Zunächst fürchtet sie sich vor den unheimlichen und überaus hungrigen Gestalten. Schnell jedoch wird ihr klar, dass diese ihr nicht böse gesinnt sind – auch wenn sie allerhand anstellen und Momo damit immer wieder in die Bredouille bringen. Schließlich kann nur Momo die Geister sehen. Für die Erwachsenen bleiben sie unsichtbar.

Bis Momo erfährt, in welcher Verbindung die Geister zu ihrem Vater stehen und welche Mission sie eigentlich erfüllen sollen, vergeht leider viel zu viel Zeit und die dramaturgischen Schwächen schmälern die Freude an diesem Anime, der 2011 zum ersten Mal aufgeführt wurde und nun in Deutschland als DVD-/ Blu-ray-Premiere erscheint. Okiura gelingt es in seiner zweiten Regiearbeit – nach dem eindrucksvollen Science-Fiction-Thriller"Jin Roh" zunächst nicht, das fantastische Setting zu nutzen, um von Momos Reifung zu erzählen. Erst zum Ende hin, nach einigem Schabernack und charmanten, aber eben vielmehr dahinplätschernden Szenen, fügt sich in einem großen Finale doch noch alles zusammen: die Gefühlswelt des Mädchens, die mythischen Wesen, die ihm bei der Überwindung der Trauer helfen und die Aussöhnung mit dem verstorbenen Vater.

Durchgehend überzeugend hingegen sind die im Alltag verwurzelten Szenen. Wenn die ängstliche Momo etwa in jenem heißen Sommer, in dem stets das Zirpen der Grillen in der Luft liegt, Kontakt zu Gleichaltrigen in dem Dorf aufnimmt und sich nicht traut, von einer Brücke ins Meer zu springen, oder wenn sie schüchtern Blicke mit einem anderen Jungen wechselt, dann stellt Okiura sein Gespür für genaue Beobachtungen und eine atmosphärische Inszenierung erneut unter Beweis. In diesen Momenten wird Momo zu einer Figur, deren Gefühle man sehr gut nachvollziehen kann. Komische Geister sind dafür überhaupt nicht notwendig.

Stefan Stiletto

 

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KJK-Ausgabe 140/2014

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