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Ausgabe 65-1/1996

SEBASTIAN

Produktion: Mefistofilm A/S / Miramar Film AB, Norwegen 1995 – Regie: Svend Wam – Buch: Svend Wam, Petter Venneröd, nach einem Buch von Per Knutsen – Kamera: Per Källberg – Schnitt: Einar Egeland – Musik: Leonhard Cohen – Darsteller: Hampus Björck, Nicolai Cleve Broch, Rebecca Hemse, Emil Lönnrot, Lena Olander u. a. – Länge: 90 Min. – Farbe – Weltvertrieb: Film-Nordisk och-TV Fond, N-0257 Oslo, Tel. (...) 4722 560 123, Fax (... ) 4722 561 223 – Alterseignung: ab 14 J.

Mit seinen Freunden Linda, Lisbeth, Jan und Ulf hängt Sebastian gerne im Park herum, und gemeinsam bummeln sie auch durch die Straßen oder verbringen im Café ihre Zeit. Mit seinen Eltern hat Sebastian dagegen einige Schwierigkeiten, weil sie sich zu sehr um ihn kümmern und ihn mit Fragen löchern. Vor allem seine Mutter, eine Psychologin, beobachtet ihn ständig mit professioneller Neugier. Auch wenn Sebastian genauso wie Ulf mit den Mädchen der Clique herumschäkert, spürt er doch, dass er für Ulf mehr als nur freundschaftliche Gefühle hegt. Als Sebastian eines Tages eine sturmfreie Bude hat, feiern die beiden Jungen ausgelassen und richten ein Chaos in der Wohnung an. Beim Abschied umarmt Sebastian seinen Freund Ulf und gibt ihm einen Kuss. Ulf ist irritiert und lässt Sebastian aufgewühlt zurück. Seinen heimkehrenden Eltern, die ihm wegen des Durcheinanders in der Wohnung heftige Vorwürfe machen, gesteht er, dass er schwul ist. Wenig später sehen sich die beiden Jungen wieder. Sie sind zunächst verlegen, sprechen sich dann aber aus. Ulf erwidert zwar die erotischen Gefühle von Sebastian nicht, will aber weiterhin sein Freund sein. Sebastian muss nun lernen, seinen eigenen Weg zu gehen, und seine Eltern müssen lernen, ihn so, wie er ist, zu akzeptieren.

Gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht – auf diesen norwegischen Jugendfilm trifft diese Sentenz in besonderem Maße zu. Die Botschaft begegnet dem Zuschauer auf Schritt und Tritt, macht das dramatische Geschehen aber nicht glaubwürdiger. Die beiden Autoren Svend Wam und Petter Venneröd, die bereits etliche Drehbücher für gemeinsame Filmprojekte geschrieben haben, wollten erklärtermaßen jungen Homosexuellen helfen, indem sie ihnen die Angst vor dem Anderssein nehmen wollen und in der Gesellschaft um Toleranz werben.

Doch die Umsetzung des Coming Out ist Regisseur Svend Wam allzu glatt geraten. Nicht allein, dass die Cliquen-Mitglieder völlig vorurteilsfrei zu sein scheinen, auch Sebastians Eltern werden als so überaus fürsorglich und verständnisvoll charakterisiert, dass man über der Frage ins Grübeln gerät, warum sich der Junge überhaupt Sorgen macht. Im Bemühen um perfekt ausgeleuchtete Szenen im blitzblanken Schöner-Wohnen-Ambiente sind der Regie an anderer Stelle peinliche Detailfehler unterlaufen. So fragt sich mancher Zuschauer, wieso Sebastians so besorgte Eltern den besten Freund ihres Sohnes nicht kennen, obwohl beide offensichtlich schon lange zur gleichen Clique gehören. Schwer wiegt jedoch, dass Sebastian keinen dramaturgischen Widerpart hat und es der Inszenierung daher an echten Konflikten und Lebensnähe mangelt. Beim Festival in Frankfurt, wo "Sebastian" 1995 in der erstmals eingerichteten Jugendfilmreihe als Weltpremiere gezeigt wurde, erhielt der Film von einer als Jugendjury fungierenden Schulklasse dennoch eine lobende Erwähnung.

Reinhard Kleber

 

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KJK-Ausgabe 65/1996

 

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