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Ausgabe 66-2/1996

BELMA

Produktion: Arena Film / Little Big Productions, Dänemark / Schweden 1995 – Regie: Lars Hesselholdt – Buch: Pascal Lonhay – Kamera: Eric Kress – Schnitt: Henrick Fleischer – Musik: Morten Olsen, Lisa Eckdahl – Darsteller: Emina Isovic (Belma), Simon Holk (Rasmus), Rade Serbedzija (Josip), Jess Ingerslev (Erik), Börje Ahlstedt (Karl) u. a. – Länge: 75 Min. – Farbe – Weltvertrieb: Arena Film, Sturlasgade 12 G, DK-2300 Kopenhagen, Tel. 0045 – 3296 9701, Fax 0045 – 3283 0130 – Altersempfehlung: ab 14 J.

In Bosnien nimmt der Film seinen Anfang: Belma rennt mit ihrem Vater durch umkämpftes Gebiet. Mit ihren paar Habseligkeiten im Handgepäck retten sie sich in einen Bus, der sie in Sicherheit bringt, einer ungewissen Zukunft entgegen. – In einem sicheren Land dagegen aufgewachsen ist Rasmus; der 15-Jährige lebt mit seinem Vater Erik, einem Antiquitätenhändler, in Kopenhagen und beschäftigt sich am liebsten mit Videospielen. Um wieder eine Neuheit kaufen zu können, kommt ihm der Geldbeutel, der im Geschäft des Vaters liegen geblieben ist, gerade recht. Doch dann erscheint das bosnische Mädchen Belma im Laden, um sich zu erkundigen, ob sie vielleicht hier ihr Portemonnaie vergessen hat. Rasmus verleugnet dies, ist aber von dem gleichaltrigen Mädchen so angetan, dass er sich auf die Suche nach Belma begibt. Dabei wird er mit einer für ihn bislang unbekannten Welt konfrontiert, denn Belma wohnt mit ihrem Vater in einem Containerschiff am Hafen, das für die Flüchtlinge notdürftig eingerichtet wurde.

Belmas Leben wird abwechslungsreicher durch die Freundschaft mit Rasmus; der wiederum lernt durch Belma die Folgen eines Krieges (den er bisher nur am Computer "gespielt" hat) persönlich kennen. Die Situation spitzt sich dramatisch zu, als ein neuer Asylsuchender eintrifft. Die bosnischen Flüchtlinge im Containerschiff, und mit ihnen auch Josip, Belmas Vater, erkennen in ihm Zoranovic, den besonders brutalen Kommandanten eines serbischen Gefangenenlagers. Die Wut der Männer und der Wille zur Vergeltung lassen sich nicht mehr aufhalten, auch wenn Josip eher zur Besonnenheit mahnt. Und als Josip in Zoranovics Zimmer eindringt, um – zu spät – die anderen abzuhalten, wird er von der inzwischen alarmierten Polizei mit gefasst. Belma weiß, dass ihr Vater an der Eskalation unschuldig ist, doch das kann nur der schwer verletzte Zoranovic bezeugen. Jetzt ist es Rasmus, der seine Liebe zu Belma beweist und ihr hilft, das Geständnis – und damit für ihren Vater die Freilassung – zu bekommen. Josip will in die Heimat zurückkehren, und wieder sitzt Belma mit dem Vater, der ihre Hilfe braucht, im Bus – nur jetzt steht einer im fremden Land am Bus, der sie gern hat. In ihrem Blick zurück mischen sich Traurigkeit und Freude – vielleicht gibt es, in Frieden, ein Wiedersehen.

Das Spielfilmdebüt des 36-jährigen Dänen Lars Hesselholdt beeindruckt durch geradlinige Erzählweise, authentische Drehplätze (die schmalen Gänge mit ihrer kalten Beleuchtung und die düstere Atmosphäre des Containerschiffs, das es im Kopenhagener Hafen tatsächlich gibt, lassen auch die Zuschauer die Beengtheit spüren) und vor allem durch hervorragende Darsteller. Neben dem Schauspieler Rade Serbedzija (bei uns bekannt durch den Film "Vor dem Regen"; hier in der Rolle von Belmas Vater) tragen die jungen Laiendarsteller Simon Holk (Rasmus) und Emina Isovic (Belma) dazu bei, dass dieser Jugendfilm überzeugt. Die 16-jährige Emina Isovic selbst stammt aus Sarajevo, lebt seit kurzem in Dänemark und hat für ihre Rolle erst dänisch gelernt; die Authentizität, die mit ihrer Darstellung verbunden ist, teilte sich (in der Originalfassung) auch dem nicht dänisch sprechenden Zuschauer mit. Ohne didaktisch zu wirken, wird hier ein leidvolles aktuelles Thema aufgegriffen (gegen das es inzwischen auch eine gewisse Abgestumpftheit gibt) und mit einem individuellen Schicksal verbunden, mit zärtlichen Szenen, mit lustigen Begebenheiten ebenso wie mit sehr harten Darstellungen – eine Mischung, die berührt und nachdenklich macht. Aufgrund seiner sensiblen und differenzierten Inszenierung erhielt Hesselholdts Film bei den Nordischen Filmtagen Lübeck 1995 den Kinder-/Jugendfilm-Preis der Nordischen Filminstitute und wurde zum Ankauf für den Verleih in Deutschland empfohlen.

Christel Strobel

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 66-2/1996 - Interview - "Ich will zuerst die Herzen der Zuschauer, nicht ihren Kopf"

 

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