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Ausgabe 66-2/1996

DER JUNGE, DER NICHT MEHR SPRECHEN WOLLTE

DE JONGEN DIE NIET MEER PRAATTE

Produktion: Bos Bros, Niederlande 1995 – Regie: Ben Sombogaart – Buch: Lou Brouwers – Kamera: Piotr Kukla – Schnitt: Herman P. Koerts – Musik: Nizamettin Ariç – Darsteller: Erçan Orhan (Mohammed), Louis Ates (Jeroen), Brader Musiki (Hüsnü, Mohammeds Vater), Husna Killi (Fatma, Mohammeds Mutter) u. a. – Länge: 108 Min. – Farbe – Weltvertrieb: Bos Bros Film-TV Productions, P.O. Box 5167, NL-1410 AD Naarden, Tel. 0031-35-6942214, Fax 0031-35-6944390 – Altersempfehlung: ab 8 J.

Regisseur Ben Sombogaart ist fast schon Stammgast beim Kinderfilmfest Berlin: 1989 war sein Film "Mein Vater wohnt in Rio" (Filmkritik in KJK Nr. 38-2/1989), 1991 der Kurzfilm "Die Hausmaus" und 1992 "Das Taschenmesser" (KJK Nr. 50-2/1992) im Programm. Sein neuer Film "Der Junge, der nicht mehr sprechen wollte´", nach einem Drehbuch von Lou Brouwers, erzählt vom Schicksal eines Kindes vor dem Hintergrund des kurdischen Freiheitskampfes.

Zuerst sehen wir Mohammed, den alle nur Memo nennen und der gerade Mal neun Jahre alt ist, in seiner Heimat, einem kurdischen Bergdorf in der Osttürkei. Dort verlebt er eine glückliche Zeit und hilft dem Postboten beim Verteilen der Briefe. Sein Vater arbeitet im Hafen von Rotterdam. Als immer härter gegen die Kurden vorgegangen wird, kommt es zu Aufständen und Ausnahmezustand, deshalb holt der Vater die Familie in die Niederlande. Von einem Tag auf den anderen muss Mohammed zusammen mit seiner Mutter und seiner kleinen Schwester nach Rotterdam umziehen. Er wird in eine fremde Kultur verpflanzt und protestiert dagegen – er redet nicht mehr und ist nur noch Beobachter.

Mohammeds Geschichte ist die Geschichte eines Widerstands: Ein Kind wehrt sich auf seine Art und Weise, in einem fremden Land leben zu müssen; zugleich ist sie Metapher für das Schicksal unzähliger Flüchtlinge, die in Europa Unterschlupf suchen. Sie fliehen vor der Gewalt in ihrer Heimat, aber auch in der Fremde sind sie Angriffen ausgesetzt, wie die Szene in einer Schneiderei zeigt, in der der Vorarbeiter die für billigen Lohn arbeitenden Ausländer schlägt. Trotzdem ist es kein Film über das Leben der Gastarbeiter, denn Sombogaart erzählt alles konsequent aus der Perspektive des Jungen. Für Memos Blick auf die neue Welt findet der Film den engen Rahmen eines Kellerfensters: Mit seinen großen schwarzen Augen schaut er ängstlich und neugierig auf das Alltagsleben seiner neuen Umgebung und zugleich beginnt er auch immer wieder zu träumen – dann liegt direkt hinter dem Fenster seine türkische Heimat. Phantasie und Realität sind nicht mehr klar zu trennen: Plötzlich sind die Schafe aus seinem Dorf in den Straßen Rotterdams unterwegs.

Am Ende gelingt es Memo, sich einen Platz in der feindseligen Welt zu erobern. Die Freundschaft zu dem holländischen Jungen Jeroen hat ihm dabei geholfen, und mit seinem Schweigen hat er auch das Geheimnis der Flucht eines untergetauchten Freiheitskämpfers bewahrt. Natürlich muss Memo am Schluss wieder reden.

Manfred Hobsch

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 66-2/1996 - Interview - "Es reizt mich, Geschichten mit der Kraft des Bildes zu erzählen"

 

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