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Ausgabe 66-2/1996

DAS MÄRCHEN VON DEN DREI JUWELEN

HIKAYAT ALJAWAHER ATHALATH

Produktion: Sindibad Films Ltd. / Sourat Films; Großbritannien / Belgien 1995 – Regie und Buch: Michel Khleifi – Kamera: Raymond Fromont – Schnitt: Ludo Troch, Marie Castro – Musik: Abed Azarieh – Darsteller: Mohammad Nahhal (Youssef), Hana Ne'meh (Aida), Ghassan Abu Libda (Salah), Makram Khouri (Abu Iman), Bushra Qaraman (Youssefs Mutter), Mohammad Bakri (Aidas Vater) u. a. – Länge: 107 Min. – Farbe – Weltvertrieb: Celluloid Dreams, 24, rue Lamartine, F-75009 Paris, Tel. 0033-1-4970 0370, Fax 0033-1-4970 0371 – Altersempfehlung: ab 10 J.

Youssef lebt mit seiner Mutter und seiner Schwester in einem Flüchtlingslager im Gaza-Streifen. Sein Vater ist im Gefängnis, sein älterer Bruder muss sich vor den israelischen Soldaten verstecken. Um zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen, fängt Youssef Vögel im Wald, die er auf dem Markt verkauft. Bei einem seiner Streifzüge begegnet er Aida, die aus einer Zigeunerfamilie stammt. Er verliebt sich gleich in das Mädchen. Doch es gibt ein Problem: Aida hat ihrer Großmutter versprochen, wenn sie groß genug ist, nur denjenigen zu heiraten, der die drei Juwelen wieder findet, die einst in Südamerika verloren gegangen sind. Für eine Reise dorthin hat der Junge aber nicht genug Geld. Um die Edelsteine herbeizuschaffen, versteckt sich Youssef mit Hilfe seines Freundes Salah in einer Orangenkiste, die nach Europa verschifft werden soll.

Obwohl im Film immer wieder schwer bewaffnete israelische Soldaten auftauchen und eine Atmosphäre der ständigen Unruhe und Bedrohung erzeugen, gönnt der Regisseur Michel Khleifi in diesem phantasievollen Märchenfilm den beiden Heranwachsenden die Unbekümmertheit der ersten Verliebtheit. Auf bewundernswerte Weise gelingt es ihm dabei, die bedrückende Präsenz der Besatzungsmacht mit einer guten Portion Humor erträglich zu machen. Wachtürme und Stacheldrahtzäune, die Sicherungsanlagen an der Küste und die nächtliche Ausgangssperre – all dies macht das schwere Alltagsleben der Palästinenser unter den Bedingungen der Intifada sichtbar. Dennoch finden Youssef und seine Angehörigen immer wieder Mittel und Wege, Hunger und Armut ein Schnippchen zu schlagen. Besonders wichtig ist dabei die familiäre Solidarität. Sie und die aufkeimende Liebesbeziehung zwischen Youssef und Aida nähren die Hoffnung auf ein besseres Leben, eine Zuversicht, die mit dem Voranschreiten des Friedensprozesses im Nahen Osten gleichsam ihre nachträgliche Bestätigung fand.

Der vermutlich erste palästinensische Kinderfilm entstand in britisch-belgischer Koproduktion und nahm beim Kinderfilmfest der Berliner Filmfestspiele 1996 am Wettbewerb teil. Zum Ort des Geschehens hat der Regisseur einen engen, autobiografischen Bezug – er wurde 1950 in Nazareth geboren und lebte dort bis 1970. Nach dem Diplomabschluss seines Regiestudiums in Brüssel arbeitete er in Belgien als Regie-Assistent beim Fernsehen. Seit 1980 dreht und produziert er eigene Spielfilme. Wie schon in seinem hierzulande wohl bekanntesten Film "Hochzeit in Galiläa" (1984-86), der Geschichte einer Hochzeit in einem arabischen Dorf in Israel, besticht auch in seinem jüngsten Werk "Das Märchen von den drei Juwelen" der präzise Blick auf das soziale Umfeld der Hauptfiguren in einer politisch brisanten Situation.

Reinhard Kleber

 

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