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Ausgabe 66-2/1996

Nestwärme für den Spatzen in einer kargen Zeit

Gespräch mit Elke Ried, Geschäftsführerin der Stiftung und Festivalleiterin des Deutschen Kinder-Film&Fernseh-Festivals GOLDENER SPATZ

Interview

KJK: Als die Stiftung GOLDENER SPATZ 1993 in Gera ins Leben gerufen wurde, ist sie auch angetreten, um mit dafür zu sorgen, dass es weiterhin deutsche Filme gibt, Filme, die Träume und Wünsche der Kinder beinhalten und ihre eigenen Probleme widerspiegeln, die die Phantasie beflügeln und sich an Lebenswelten der Kinder orientieren. Wie ist es um den deutschen Kinderfilm bestellt?
Elke Ried: "Es gibt einige neue Tendenzen, die wir schon beim letzten Festival gespürt haben. So hat sich gezeigt, dass in den vergangenen Jahren – wenn man einmal den Kinofilm nimmt – kaum noch Filme entstehen, die wirklich von Anfang bis Ende in Deutschland hergestellt werden."

Woran liegt das?
"Die Produktionen werden immer teurer und brauchen verschiedene Partner, um überhaupt die Finanzierung eines Projektes zustande zu bringen. Es gibt europäische Fördermittel, und dabei ist die Bedingung, dass es drei Partner sein müssen, also aus drei verschiedenen Ländern. Sicher hat es etwas Positives, dass es im zusammenwachsenden Europa gleiche Interessen gibt und dass man dafür sorgt, dass noch Filme in Europa entstehen und unseren Kindern nicht nur amerikanische Filme gezeigt werden. Aber es birgt auch eine Gefahr insofern, als das kulturelle Umfeld, die reale Lebenswelt der Kinder, immer weniger auftaucht. Immer mehr Filme, die als deutsche Filme produziert werden, weil der Hauptproduzent in Deutschland ist, spielen in anderen Ländern. Zum Beispiel war Deutschland im Programm des Kinderfilmfestes bei den Berliner Filmfestspielen mit zwei Koproduktionen vertreten. Die Filme spielten in Irland bzw. in Island. Es sind keine deutschen Schauspieler dabei, der Film ist in englisch bzw. isländisch gedreht, das heißt, er wird deutsch synchronisiert. Ich denke, dass da einige kulturelle Verluste zu verzeichnen sind, auch, wenn es im Endeffekt schöne Filme sind."

Und mit Blick auf das nächste Deutsche Kinder-Film&Fernseh-Festival im April 1997 – wird das Angebot ausreichend sein?
"Im Moment wird viel produziert, und ich kann versprechen, dass es wieder ein reichhaltiges Programm geben wird. Was den deutschen Film betrifft, so entstehen – wie gesagt – die meisten Produktionen in Kooperation mit anderen Partnern. Das trifft auch auf das Fernsehen zu. Da gibt es bei den Serien zum Beispiel immer mehr internationale Koproduktionen, was auch mit der Finanzierbarkeit und einer größeren Auswertungschance zusammenhängt."

1994 hat die Stiftung begonnen, jeweils zwischen den Festivals Kinder-Film&Fernseh-Tage durchzuführen. Während das Festival ein Forum für Kinder ist, werden zu den Film- und Fernsehtagen Experten an den Tisch geholt. Als Leitmotiv steht ein zentrales Thema, dem Filme und Diskussionsrunden gewidmet sind. Womit wird sich die Veranstaltung in diesem Jahr befassen?
"Es ist das Thema, welches ich eben angeschnitten habe: internationale Koproduktionen und kulturelle Identität. Wir hatten bereits in Berlin im Rahmen der Filmfestspiele in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Kinderhilfswerk und dem Förderverein Deutscher Kinderfilm Experten zu einem Fachgespräch zum Thema 'Internationale Koproduktionen – ein Ausweg für den deutschen Kinderfilm?' eingeladen. In der Diskussion ging es darum, wie die Förderstruktur für Kinderfilme momentan in Deutschland ist und ob es möglicherweise effektivere Wege gibt, damit weiterhin deutsche Filme entstehen. So wäre es doch denkbar, dass Förderung an bestimmte kulturelle Auflagen gebunden ist, zum Beispiel, dass der Film mit deutschen Schauspielern oder in deutscher Sprache gedreht werden muss. 'Wo liegt die Zukunft für den deutschen Kinderfilm?' – dieses Thema werden wir ganz intensiv noch einmal bei den Kinder-Film&Fernseh-Tagen vom 29. bis 31. August d. J. in Gera behandeln. Dazu werden Produzenten, Regisseure, Autoren, Verleiher, Journalisten und Medienpädagogen eingeladen."

In welcher Hinsicht kann der GOLDENE SPATZ vielleicht mehr als ein internationales Festival den deutschen Kinderfilm voranbringen?
"Im Unterschied zur Berlinale, wo neue Filme aus den verschiedensten Ländern vorgestellt werden, die bisher noch nicht in Deutschland zu sehen waren und die das Interesse eines Verleihers oder einer Fernsehanstalt suchen, hat der GOLDENE SPATZ einen nationalen Wettbewerb und vielmehr den Charakter eines Arbeitstreffens für die Branche, für die Macher. Hier wird reflektiert, was in den vergangenen zwei Jahren in Deutschland produziert wurde, und hier ist auch der Ort, wo Zukunftspläne entwickelt werden. Natürlich ist es auch wichtig, Kindern Filme aus anderen Ländern zu zeigen. Das geschieht in Gera mit Sonderprogrammen, zum Beispiel mit den Vorpremieren, wobei wir uns auf Filme konzentrieren, die in Deutschland neu im Verleih sind, während ein internationales Festival die Aufgabe hat, neue Filme aus anderen Ländern zu zeigen, die hier noch keinen Vertrieb haben. Die verschiedenen Festivals sollten sich ergänzen, indem sie unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen.
Allgemein können wir feststellen, dass Kinder immer mehr zu einer attraktiven Zielgruppe werden. Warum sonst sollten sich Fernsehsender auf dieses Publikum spezialisieren? Auch von Seiten der Kinobetreiber wurde mir bestätigt, dass Filmveranstaltungen für Kinder nicht nur unter kulturellen Gesichtspunkten wichtig sind, sondern dass sie auch ökonomisch immer interessanter werden. Das wiederum ist eine Voraussetzung für die Produktion von Kinderfilmen."

Bundesweit wird gerade auf kulturellem Gebiet der Rotstift angesetzt. Hat der GOLDENE SPATZ in Gera überhaupt noch eine goldene Zukunft?
"Ich glaube, dass der GOLDENE SPATZ in Gera, wenn es um Kinderfilm und Kinderfernsehen geht, die erste Adresse ist. Es gibt natürlich auch wichtige Initiativen und Aktionen andernorts, doch wir können mit Recht und Stolz davon ausgehen, dass Gera wirklich zum Treffpunkt der Branche geworden ist. Es ist in der Planung, dass sich in Gera ein Offener Kanal ansiedelt. Dadurch hätten wir die Möglichkeit, gemeinsam Projekte, wie zum Beispiel den ersten offenen Kinderkanal in Deutschland, anzugehen und gemeinsam Einrichtungen und Technik zu nutzen. Das wäre für den GOLDENEN SPATZ eine förderliche und aussichtsreiche Perspektive und somit ein weiterer Schritt in die Zukunft."

Das Gespräch mit Elke Ried führte Helga Schubert

 

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