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Ausgabe 70-2/1997

KANNST DU PFEIFEN, JOHANNA?

KAN DU VISSLA JOHANNA?

KANNST DU PFEIFEN, JOHANNA?

Produktion: Sveriges Television; Schweden 1994 – Regie: Rumle Hammerich – Buch: Ulf Stark – Kamera: Andra Lasmanis – Schnitt: Thomas Krag – Musik: Jacob Groth – Darsteller: Jimmy Sandin (Uffe), Tobias Svärd (Berra), Per Oscarsson (Nils), Helena Kallenbäck (Tora), Thomas Roos (Gustavsson) u. a. – Länge: 55 Min. – Farbe – 35mm – Weltvertrieb: Sveriges Television, Programme Sales, S-10510 Stockholm, Tel. 0046-8-7846056, Fax 0046-8-7846075 – Vertrieb in Deutschland: Matthias / FWU (16mm; Video) – Altersempfehlung: ab 6 J.

Die Freunde Bertil und Uffe, beide sieben Jahre alt, unternehmen viel zusammen; aber diesmal erzählt Uffe von seinem Großvater, und wie schön es ist, wenn der Geburtstag hat, weil er selbst dann auch immer etwas geschenkt bekommt. Bertil hat keinen solchen Großvater, und so kommt Uffe auf die Idee, im nahen Altersheim einen für Bertil auszusuchen. Der weißhaarige, stattliche Nils scheint der Richtige zu sein. Auch wenn er zunächst etwas verwirrt ist, freundet er sich damit an, dass er jetzt einen Enkel hat. Bertil und Uffe bringen fortan Bewegung in sein Dasein, und die beiden Jungen erfahren einiges aus dem Leben von Nils; darüber, dass er zwei so aufmerksame Zuhörer hat, wird er ganz fröhlich und pfeift sein Lieblingslied "Kannst du pfeifen, Johanna" vor sich hin – leider kann der kleine Bertil gar nicht pfeifen, verspricht es aber zu lernen. Im Altersheim werden die Ausflüge mit Anteilnahme, aber auch mit leiser Besorgtheit gesehen, doch den ärztlichen Hinweis, dass Nils ein "schlechtes Herz" hat, kann Bertil nicht verstehen: "Nein, er hat ein gutes Herz!"

Der schönste Tag kommt mit Nils' Geburtstag, den er beschließt, am nächsten Freitag zu feiern. Die beiden Jungen machen den alten Mann zur Feier des Tages fein, rasieren ihn, nehmen ihn mit zu einem Laden, wo ein Fernsehgerät im Schaufenster steht und Nils zum ersten Mal fernsieht. Und zum krönenden Abschluss sitzen alle drei in Nachbars Kirschbaum und lassen sich's schmecken. Zum Schluss raucht Großvater Nils noch eine seiner "Zigarren mit Seele". Doch noch bevor das Fest mit einem Picknick in der Natur zu Ende geht, müssen die Jungen Hilfe holen, dem Großvater geht es plötzlich nicht gut. Als Bertil und Uffe nach diesem gemeinsamen Tag wieder zu Besuch ins Altersheim kommen, ist alles anders. Nils ist gestorben, und Bertil ist vor allem deshalb enttäuscht, weil er doch jetzt das Pfeifen gelernt hat und es ihm gerade zeigen wollte ...

"Kannst du pfeifen, Johanna" ist ein Glücksfall: die Dramaturgie stimmt von der ersten bis zu letzten Szene, die Charaktere sind glaubhaft, die Handlungen nachvollziehbar. Hinzu kommt eine positive Grundstimmung, die das an sich ernste Thema auch für kleine Kinder gut vermittelbar macht. Die Beziehung der beiden Jungen zu dem alten, manchmal etwas sonderbaren Mann (er ist ja auch nicht auf den ersten Blick sympathisch, sondern die Freundschaft wächst nach und nach) wird mit leisem Humor und ohne Sentimentalität erzählt. Auch in seiner visuellen Sprache ist der Film bemerkenswert, wenn sich zum Beispiel der alte Nils anhand der im Schrank hängenden Krawatten an einzelne Ereignisse in seinem Leben erinnert, und dieselben Krawatten später, zu einer Drachen-Schnur verknüpft, durch Bertils kleine Hände gleiten. So ist der Film wie eine Reise, der man mit einem Lächeln von Situation zu Situation folgt, von dessen poesievollen Bildern man sich verzaubern lässt, der aber letztlich in der Realität bleibt.

Der Regisseur Rumle Hammerich (geb. 1954 in Kopenhagen) wurde hierzulande bekannt mit seinem Film "Otto ist ein Nashorn" (1982), der Geschichte ebenfalls zweier Jungen, die Probleme mit ihren Vätern haben. Dieser Film – der wie "Kannst du pfeifen Johanna" von Verständnis, Warmherzigkeit und Humor geprägt ist – gehört längst zum Kinderkino-Repertoire. Der neue Beitrag, im Wettbewerb vom KinderFilmfest Berlin 1997 zu sehen und mit dem Unicef-Preis ausgezeichnet, ist außerdem von bemerkenswerter Kürze: 55 Minuten, was ihn zusätzlich für kleine Zuschauer empfiehlt.

Christel Strobel

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 71-2/1997 - Interview - "Geburt und Tod, das macht das ganze Leben doch so spannend"
KJK 70-2/1997 - Kinder-Film-Kritik - Kannst du pfeifen, Johanna?

 

Bundesverband Jugend und Film e.V.KANNST DU PFEIFEN, JOHANNA? im Katalog der BJF-Clubfilmothek unseres Online-Partners Bundesverband Jugend und Film e.V.

 

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