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Ausgabe 72-4/1997

DIE FURCHTLOSEN VIER

Produktion: Bioskop-Film / Munich Animation; Deutschland 1997 – Regie: Eberhard Junkersdorf, Jürgen Richter, Michael Coldewey – Buch: Bert Henry, Dagmar Kekulé, Georg Reichel – Character Design: Carlos Grangel – Schnitt: Uli Schön – Musik und Songs: Peter Wolf – Mit den Stimmen von: Mario Adorf (Fred, der Esel), Hartmut Engler, Bernd Schramm (Buster, der Hund), Sandra Schwarzhaupt (Gwendolyn, die Katze), Joachim Kemmer (Tortellini, der Hahn), Katharina Thalbach (die böse Erbin), Klaus-Jürgen Wussow (Erzähler) u. a. – Länge: 84 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – FBW: bw – Verleih: Warner Bros. (35mm) – Altersempfehlung: ab 8 J.

Die Furchtlosen Vier, das sind der Esel Fred, der Hund Buster, die Katze Gwendolyn und der Hahn Tortellini. Sie alle sollen – aus unterschiedlichen Gründen – "ausgemustert" werden, wobei jedes Mal die Firma Mixmax ihre Finger im Spiel hat. Der Zufall führt die vier sprechenden – und singenden – Tiere zusammen. Gemeinsam wollen sie nach Paris wandern. Aber wie man natürlich kurz zuvor gesehen hat, wurde der Wegweiser verdreht, weshalb sich das dann erreichte Paris als Bremen erweist. Denn da müssen sie ja hin, die "Bremer Stadtmusikanten", um deren ultramoderne Variante es sich hier handelt.

Das "Bremen", das die Vier erreichen, ist allerdings ein fiktives, futuristisches – eine schmutzige schöne neue Welt á la H. G. Wells oder Aldous Huxley. Das Musizieren ist verboten, der Mixmax-Konzern dominiert die Menschen mit seiner Wurstproduktion und seiner Einflussnahme auf die Medien. Doch die Furchtlosen Vier singen trotz Verbots, und Dr. Gier, der Konzernchef, entscheidet höchstpersönlich, dass diese Vier seine Einschaltquoten aufpeppen und ihm die nächste Wahl gewinnen helfen könnten, nach der dann "das Volk" völlig in seiner Hand wäre.

Die Vier sehen sich zunächst von der Aussicht auf Ruhm und Erfolg, den sie ja haben wollen, geblendet. Aber schließlich finden sie es langweilig, immer nur dieselben Lieder zu singen. Sie wollen eigene Lieder bringen. Und eine Art Mozart-Maus bietet ihnen sogar neue Lieder an. Sie versuchen den Ausbruch, werden dafür eingekerkert und gefoltert. Die Maus aber verhilft ihnen zur Flucht, bei der die Vier einiges über Dr. Gier und seine Methoden erfahren, vor allem aber die vielen eingesperrten Tiere entdecken, denen sie zur Freiheit verhelfen wollen. Um ihre Pläne durchsetzen zu können, warnen die Vier bei einer Wahlveranstaltung das Publikum vor Dr. Gier. Der will sich das nicht bieten lassen. Also verfallen sie auf die Idee, ihn mit einem Ungeheuer (den vier aufeinander stehenden "Stadtmusikanten") in seinem Heim zu erschrecken. Der Plan gelingt, natürlich, der Mixmax-Konzern vernichtet sich selbst und die vier Sänger können ein friedliches, beschauliches Leben führen.

Am Rande bemerkt: Mit 20 Millionen Mark ist dies vermutlich der bislang teuerste deutsche Zeichentrickfilm. Er ist aber von Anfang an gleich bei einem der amerikanischen Majors im Vertrieb. Nach der Buena Vista ist nun auch Warner am deutschen Film interessiert und beteiligt. Aber damit wieder zurück zum Film.

Das alte Märchen in der modernen Variante erweist sich in dieser Zeichentrick-Version als unverwüstlich und immer aktuell, weil zeitlos. Alt und neu mischen sich zu einer Geschichte, deren Motto man "Gemeinsam sind wir stark" nennen könnte. Die vier unterschiedlichen Tiere finden sich zusammen, lassen sich in die Meinungsmaschinerie einspannen, gewinnen dabei Durchblick und finden schließlich eine Lösung, von der nicht nur sie, sondern alle profitieren.

Die Gags kommen gut herüber, auch die zahlreichen Anspielungen und filmischen Zitate machen sich überaus positiv bemerkbar. Und die Tricktechnik ist von einer für deutsche Lang-Trickfilme verblüffenden Qualität. Man hat sich hier ganz offensichtlich an internationalen Trickfilm-Standards orientiert und nicht versucht, Kunst um der Kunst willen zu produzieren. Das Resultat kann sich wahrhaft sehen lassen. Die Kombination herkömmlicher Trickfilm und Computeranimation ist zudem gut gelungen, auch wenn es – wie bei den Trick-Majors – auffällt, dass hier nicht mehr alles "mit dem Zeichenstift" gemacht ist. Aber was soll's: Die Geschichte ist flott erzählt, die Songs halten die Story nicht auf, weil sie Teil von ihr sind, und man kann sich mit den Figuren, soweit das bei Trickfiguren möglich ist, auch identifizieren. Einige Szenen wirken auf kleinere Kinder vielleicht bedrohlich. Dennoch ist dieser Spielfilm ein gelungenes Meisterstück der Munich Animation Studios, ein Film für die ganze Familie mit viel Unterhaltung, starken Bildern und – auch – ein wenig Tiefgang.

Wolfgang J. Fuchs

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 72-4/1997 - Interview - "'Die Furchtlosen Vier' sind zunächst einmal reine Unterhaltung, Family Entertainment, bei dem unterschiedlichen Altersstufen etwas geboten wird"

 

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