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Ausgabe 72-4/1997

HIMMELSKINDER

BACHEHAYE ASEMAN

Produktion: Institute for the Intellectual Development of Children and Young Adults; Iran 1997 – Regie und Buch: Majid Majidi – Kamera: Parviz Malekzade – Schnitt: Hassa Hassandoost – Musik: K. Jahanshahi – Darsteller: Mohammad Amir Naji, Mir Farrokh Hashemian, Bahare Seddiqi u. a. – Länge: 90 Min. – Farbe – Weltvertrieb: Farabi Cinema Foundation, 55 Sie-Tir Ave., Teheran 11358, Iran, Tel. 0098 21 671010, Fax 0098 21 678155 (35mm) – Altersempfehlung: ab 6 J.

Der Film beginnt in den Gassen der Altstadt von Teheran. Ali, etwa zehn Jahre alt, macht ein paar Besorgungen, holt die Schuhe seiner Schwester vom Schuster – und lässt sie beim Gemüsehändler versehentlich liegen. Als er es bemerkt, hetzt er zurück, doch dort hat inzwischen der Müllmann die Tüte mitgenommen. Aus Angst verschweigt Ali seinem Vater, der arbeitslos ist, den Verlust. Mit seiner kleinen Schwester einigt er sich, indem er ihr verspricht, sobald wie möglich neue Schuhe zu besorgen. Da Zohre jedoch nicht ohne Schuhe in die Schule kommen darf, soll sie inzwischen seine Turnschuhe anziehen. Das klappt auch ganz gut, denn sie hat vormittags Unterricht und er am Nachmittag. Eines Tages begleitet Ali den Vater auf Arbeitsuche in einem der an den Hängen im Norden Teherans gelegenen wohlhabenden Stadtviertel. Doch das Geld, das sie dort verdienen, wird wohl kaum für neue Schuhe ausgegeben werden können, da Vater und Sohn auf der Rückfahrt mit dem Rad stürzen, so dass eher ein neues Rad fällig ist. Eine Lösung ihres durch die Armut bedingten Problems scheint sich abzuzeichnen: Bei einem Wettlauf, an dem die besten Läufer aller Schulen teilnehmen, gibt es als 3. Preis ein Paar Turnschuhe zu gewinnen. Ali erkämpft sich die Teilnahme, kann sich trotz Rempelei eines Rivalen sogar noch an die Spitze setzen – und gewinnt! Zu seinem "Unglück" aber hat er den 1. Platz belegt und damit sein persönliches Ziel – die Turnschuhe – verfehlt. Dass Ali's kleine Schwester trotzdem zu einem neuen Paar Schuhe kommen wird, mit dieser Hoffnung entlässt der Film, da der Vater auf seinem Rad einige nützliche Dinge heim schiebt.

Majid Majidi erzählt aus der Sicht des Jungen Ali, verlangt aber gleichzeitig vom (europäischen) Zuschauer die nötige Geduld, um die fast nie endenden Schwierigkeiten von Kindern in der iranischen Gesellschaft auszuhalten. Ein Thema, das in einer Reihe von iranischen Kinderfilmen immer wieder Gegenstand ist.

Der Regisseur und Autor Majid Majidi (Jahrgang 1959) zählt zu den Filmemachern, die durch die Qualität ihrer Filme auch im Ausland zur Kenntnis genommen werden. Nach seinem ersten langen Spielfilm, "Baduk" (1991), der wegen des brisanten Inhalts bisher noch keine Aufführung im Ausland hatte, ist er vor allem durch den halblangen Spielfilm "Das letzte Dorf" (1994) und "Der Vater" / "Pedar" (siehe KJK 69-1/1996) als sensibler und gesellschaftspolitischer Filmemacher anerkannt. Auch in seinem neuen Film, "Himmelskinder", lotet er Grenzen aus und zeigt die krassen Gegensätze, indem er sich mit der Kamera von den (uns mittlerweile sehr vertrauten) Schauplätzen der Altstadt von Teheran in die Viertel der Reichen begibt. Auch bei den Vorbereitungen des Wettlaufs der Schulen, wo Kinder aus allen Schichten zusammenkommen, wirft er einen kritischen Blick auf die unterschiedlichen Bedingungen, unter denen Kinder in der iranischen Gesellschaft aufwachsen, wobei seine Sympathie klar auf der Seite von Kindern wie Ali und Zohre liegt. Wenn es auch für hiesige Zuschauer zunächst nicht nachvollziehbar scheint, dass ein paar vergessene Schuhe so ein großes Problem sind, folgt man dieser Geschichte mit Spannung und entwickelt Mitgefühl für den Jungen, der lieber selbst versucht, mit den Widrigkeiten zurechtzukommen, als seinen arbeits- und mittellosen Vater zu belasten.

Die Jury (5 Kinder, 5 Erwachsene) des Kinder- und Jugendfilmfestivals Frankfurt verlieh "Himmelskinder" einen LUCAS, weil "der Film es schafft, auf der Grundlage eines einfachen Konfliktes eine spannende Geschichte zu erzählen und geeignet ist, Einblicke in eine fremde Kultur zu gewähren, ohne dabei fremd zu wirken".

Hans Strobel

Zu diesem Film siehe auch:
KJK 83-4/2000 - Interview - "Für mich haben Bilder eine größere Magie als Worte"
KJK 83-4/2000 - Hintergrund - Porträt Majid Majidi

 

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KJK-Ausgabe 72/1997

 

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