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Ausgabe 72-4/1997

SCHWEINESAND – EINE INSEL VOLLER GEHEIMNISSE

Produktion: Peter Stockhaus Filmproduktion; Deutschland 1996/97 – Regie: Stephanie Grau – Buch: Stephanie Grau, Eckehard Schweppe, Kinder der Theaterschule 'Zeppelin' – Kamera: Jürgen Hoffmann – Schnitt: Margot Neubert-Maric, Hagen Winterhoff – Musik: Axel Pätz – Darsteller: Mia Grau (Alexa), Lucas von Gwinner (Luc), Joa Ritter (Joa), Gunda Züllich (Gunda), Jörg Pleva (Figaro Albers), Martin Lüttge (Kommissar) – Länge: 75 Min. – Farbe – FSK: o. A. – Verleih: Silver Cine (35mm) – Alterseignung: ab 10 J.

Fünf Hamburger Kinder sehen dem Sommerferienbeginn mit gemischten Gefühlen entgegen, da keines von ihnen verreisen wird. Für etwas Abwechslung sorgt der Aussteiger Figaro, der unter einer Plastikplane am Hamburger Elbstrand haust. Ganz andere Probleme hat Alexa, die einzige Tochter einer reichen Kaufmannsfamilie: Von der Schulklasse ausgegrenzt, fühlt sie sich auch von ihren Eltern vernachlässigt, die kaum Zeit für sie finden. Als Alexas Mutter zu Hause einen Erpresserbrief findet, in dem 250.000 Mark Lösegeld für das entführte Mädchen gefordert werden, gerät rasch Figaro unter Verdacht. Zwei unbeholfene Polizisten nehmen ihn fest. Die Kinder, die von seiner Unschuld überzeugt sind, machen auf dem nahe gelegenen "Schweinesand", einer unbewohnten Insel vor Blankenese, merkwürdige Beobachtungen und fahren eines Nachts heimlich dorthin. Zu ihrer Überraschung entdecken sie dort Alexa, die die Entführung nur vorgetäuscht hat.

Das vereinsamte Mädchen möchte gerne in die Clique aufgenommen werden, doch die fünf Freunde verlangen zunächst eine Mutprobe. Alexa willigt ein. Die Kinder dirigieren Alexas Eltern mit einer Aktentasche voller Geldscheine zu einem Park. Dort kreist eine inzwischen zusammengetrommelte Kindermeute die beiden irritierten Erwachsenen ein, so dass die verkleidete Alexa ihrem überraschten Vater ohne Probleme die Aktentasche entreißen kann. Vor den Augen der entsetzten Eltern zündet sie die Geldtasche an, die jedoch kurz zuvor gegen eine gleichartige ausgetauscht wurde. Damit hat sie nicht nur die Mutprobe bestanden, auch Figaro kommt frei und bricht zu einer Weltreise auf.

Der Debütspielfilm der Hamburger Theaterpädagogin und Filmregisseurin Stephanie Grau entstand aus der Theaterarbeit mit Kindern an der Hamburger Theaterschule 'Zeppelin'. Die Kinder hatten auch die Idee zu "Schweinesand" und entwickelten gemeinsam mit Grau und Eckehard Schweppe das Drehbuch. Der Film ist ein typisches Beispiel für einen gut gemeinten Kinderkrimi, dessen medienpädagogischer Wert für die Beteiligten unbestritten ist, dessen handwerkliche Mängel jedoch so groß sind, dass unweigerlich die Frage gestellt werden muss, ob die Veröffentlichung eines solchen Werkes dem eigentlichen Anliegen womöglich nicht mehr schadet als dient. Dem verheißungsvollen Untertitel zum Trotz lässt sich der Verlauf der simplen Story leicht vorhersagen, die hölzernen Dialoge strotzen nur so vor Klischees, und die Musik von Axel Pätz kindertümelt unbeholfen vor sich hin.

Der arme Figaro, der von kleinen Vorstrafen abgesehen zur naiven Lichtgestalt überhöht wird, darf die Kinder gelegentlich mit küchenphilosophischen Lebensweisheiten beglücken wie zum Beispiel: "Man muss nur an seine Träume glauben, dann gehen sie auch in Erinnerung." Katastrophal sind insbesondere Schauspielerführung und Figurenzeichnung: Die fünf Freunde und Alexa, die kaum individuelle Züge aufweisen, kommen über die Repräsentanz gängiger Typenmuster (affektierte Millionärszicke, der raubeinige Technik-Freak, die hektische Polizistentochter) nicht hinaus. Noch schlimmer die Erwachsenenfiguren: Wenn sie nicht von vornherein als bloße Stichwortgeber fungieren, müssen sie unter der Regie von Stephanie Grau als Lachnummern für verunglückten Klamauk herhalten – vor allem die beiden Polizistentölpel stolpern durch die Szenerie in einer penetrant-plumpen Weise, die fatal an die längst überholt geglaubten Klamotten von Papas Kino erinnert.

Reinhard Kleber

 

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