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Ausgabe 72-4/1997

SIRGA, DIE LÖWIN

Produktion: Eberhard-Junkersdorf-Produktion; Frankreich 1996 – Regie: Patrick Grandperret – Buch: Catherine Galode, nach dem gleichnamigen Roman von René Guillot – Kamera: Jean-Michel Humeau – Schnitt: Sean Barton, Yann Dedet, Terry Stokes – Musik: Salif Keita, Steve Hillage, Marcel Barsotti – Darsteller: Mathurin Sinze (Oulé), Sophie-Véronique Toue Tagbe (Lena), Souleyman Koly (Moko Kaouro, Oulés Vater), Wéré-Wéré Liking (Tamani, Oulés Mutter), Salif Keita (Magier), Tanzensemble "La Villa Ki-Yi" unter Leitung von Wéré-Wéré Liking, Bewohner der Dörfer Déoulé (Elfenbeinküste) und Oumnast (Marokko) u. a. – Länge: 91 Min. – Farbe – FSK: ab 6 – Verleih: Prokino / Central Film (35mm) – Altersempfehlung: ab 10 J.

Sirga, die Löwin, und Oule, der Junge aus dem afrikanischen Busch, werden schon als Babies Freunde und wachsen wie Geschwister auf, "weil der Busch das so bestimmt hat". Für die Dorfbewohner ist diese Freundschaft ganz normal, denn sie leben friedlich mit den Löwen in deren Land und haben auch zu den anderen Tieren eine innige Beziehung. Die Tiere nehmen einen gleichwertigen Platz neben den Menschen ein – die Einwohner haben ihnen Namen gegeben, sie aber nicht als Nutztiere unterworfen, sondern leben in einer Art Symbiose mit ihnen. So stellt Oules Mutter der Kobra ein Schälchen Milch hin, diese passt dafür solange auf das Baby auf, bis die Mutter wiederkommt. Bei dieser Gelegenheit spaziert das Löwenbaby Sirga vorbei und fortan spielen die beiden Kleinen immer wieder zusammen. Ihr Spiel ist mit das Verblüffendste an diesem Film: Das Baby Oule zieht Sirga am Ohr und patscht an ihr herum, Sirga spielt mit dem Baby wie Katzen eben zu spielen vermögen, eher wild und tollpatschig. Die Kamera nimmt dies ganz nah auf, da ist nichts getrickst, sondern tatsächlich das Spiel zweier Kleiner.

Menschen- und Löwenkind sind größer geworden und gehen jetzt gemeinsam auf Jagd. Oule lernt durch die Löwin viele Geheimnisse des Busches kennen. Oules Freundin Lena ist eifersüchtig auf Sirga und Sirga eifersüchtig auf sie. Plötzlich sind die Löwen verschwunden – das bedeutet nichts Gutes für Oules Dorf. Und tatsächlich kommen Reiter aus einer fernen Gegend, metzeln die Dorfbewohner nieder und nehmen alle Kinder als Sklaven mit. Nur Oules Freundschaft zu den Tieren und seiner Kenntnis der Naturgewalt ist es zu verdanken, dass er sich und Lena aus dem Palast, in dem sie dienen mussten, befreien kann. Was aus den anderen Kindern wird, bleibt offen. Diese Tatsache ist für einen Kinderfilm nicht unproblematisch: Nicht nur die Dorfbewohner müssen sterben, sondern auch das Schicksal der anderen Kinder bleibt unklar. Allerdings nimmt die Episode keinen breiten Raum ein, die anderen Kinder sind keine Identifikationsfiguren. Allein das Schicksal Oules und Lenas zählt. Sie gehen am Schluss wieder zurück in Richtung Heimat, gefolgt von Sirga.

Der Film ist von Lena in der Rückschau aus dem Off erzählt, das Happy End steht also immer fest. Lena kommentiert und bereitet auf dramatische Szenen vor: "Was dann geschah ..." So kämpfen beispielsweise die Elefanten zunächst gegen die Buschmänner, später greifen Sirga und Oule die Elefanten an, die das Land der Löwen in ihren Besitz bringen wollen. Man staunt, wie diese packenden Sequenzen inszeniert wurden. Wie zufällig fängt die Kamera die Kämpfenden in sehr authentischen Bildern ein. Bilder der afrikanischen Steppe und des dichten Urwalds, die Lebensgewohnheiten des Stammes, zeigen uns ein fernes Land und führen in eine fremde Kultur ein. So sind nicht alle Dialoge synchronisiert – wenn die Dorfältesten sich streiten oder der Medizinmann Beschwörungsformeln murmelt, geschieht es in der Originalsprache. Es reicht der Kommentar Lenas: "Die Ältesten haben lange beraten ..." So ist ein Film entstanden, der uns in eine unbekannte Welt eintauchen lässt und von der tiefen Freundschaft zwischen Mensch und Tier berichtet. Ein Film, den man wegen seiner Einzigartigkeit auf keinen Fall versäumen sollte!

Katrin Hoffmann

 

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