(Interview zum Film DIE LOK)
KJK: Was hat Sie an der Geschichte der Kinder und der alten Dampflok fasziniert?
Gerd Haag: "Zuerst einmal hat mir die Struktur der Geschichte gefallen, die sich einfach und doch effektvoll verfilmen ließ. Hinzu kamen Themen, die mir sympathisch sind. Es ist letztlich die Phantasie der Kinder, die sie in Schwung bringt und sie das Wahnsinnige tun lässt. Sympathisch war mir auch die Idee, dass Kinder aus normalen Verhältnissen ausbrechen und sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen. Die Kinder halten bis zum Schluss konsequent an ihrer Idee fest. Auch die von der Erwachsenenwelt präsentierten Konflikte werden von der Gruppe gemeistert. Daher halte ich das Happy End für so wichtig. Denn erst dort zeigt sich, dass sich der Mut und die Phantasie der Kinder auszahlt und sich der ganze Aufwand gelohnt hat."
Hat Ihr Film eine Botschaft?
"Ich wollte zeigen, dass das, was man sich in den Kopf gesetzt hat, nicht immer eins zu eins umzusetzen ist. Die Kinder haben ja eine Vision, die sich im Laufe der Ereignisse und durch die Widerstände verändert. Sie gehen einfach andere Wege, um an ihr Ziel zu kommen. Andererseits steht man immer in der Gefahr aufzugeben. Die Kinder im Film aber verfolgen ihr Vorhaben mit großer Konsequenz. Ich will die Kinder, die sich den Film im Kino ansehen, zu dieser Konsequenz ermuntern."
Was hat Sie an dem Genre des Films gereizt?
"Ich wollte einen Abenteuerfilm machen, also ein Genre nutzen, das viel zu selten für den Kinderfilm gebraucht wird."
Hat den Regisseur Gerd Haag auch kindliche Phantasie gereizt? Wie war es beispielsweise mit der Dampflokomotive?
"Ich bin zwar in einer Zeit aufgewachsen, als es solche Lokomotiven noch gegeben hat. Dennoch verbindet sich für mich damit aus dieser Perspektive nicht sehr viel. Die Faszination reicht also weniger in meine Kindheit zurück. Sie besteht schon ganz konkret heute. Denn diese Maschinen sind gewissermaßen die Archetypen der Industrialisierung. Mich treibt daher auch kein nostalgisches Gefühl."
Wie ist dies für die beteiligten Kinder gewesen?
"Die waren von diesem Gerät fasziniert. Es handelt sich ja auch um ein riesiges Teil. Immerhin ist die Lokomotive über 30 Meter lang. Besonders hat die Kinder gereizt, mit dieser Maschine auch selbst fahren zu dürfen. So hat eines der Kinder bei den Vorbereitungen eine regelrechte Fahrschule bekommen."
Wie war in diesem Zusammenhang die Kooperation mit der Bundesbahn?
"Die Leute, die direkt mit der alten Lokomotive in der Nähe von Gelsenkirchen beschäftigt waren, in einer Art Nebenstelle des Verkehrsmuseums in Nürnberg, mochten unser Drehbuch, und sie haben uns unterstützt, wo es ging. Die Eisenbahner waren ungeheuer kooperativ. So haben sie im Laufe der Zusammenarbeit immer mehr zugelassen und sich immer weiter in die Geschichte hineingedacht. Am Ende war es überhaupt kein Problem für sie, dass eines der Kinder tatsächlich die Lokomotive in Bewegung setzt und sie fährt. Das hat für mich auch den Realismus der Geschichte befördert. Gerade der Schluss wird davon beherrscht."
In der Filmbranche gilt die Regel, dass man nach Möglichkeit nicht mit Kindern und Tieren arbeiten solle, weil diese so schwer zu führen seien?
"Die Zusammenarbeit mit den Kindern war für mich einmalig. Es gab kaum Widersprüche oder Konflikte, wenn man einmal davon absieht, dass die Jungen und Mädchen altersbedingt nicht so viel miteinander anzufangen wussten. Da war es ein großes Glück, dass wir für die Kinder direkt am Drehort ein kleines Häuschen zur Verfügung hatten, wo sie sich austoben konnten. Die Dreharbeiten waren ja für die Kinder eine große physische Anstrengung. Wir haben zehn Wochen miteinander gelebt und gearbeitet. Und die Kinder haben für ihr Engagement ihre gesamten Sommerferien geopfert."
Wie haben Sie ihre jungen Darsteller gefunden?
"Das war eine recht komplizierte Sache. In den Ruhrgebietsstädten suchten wir zuerst einmal über Anzeigen Interessenten für die Rollen. Außerdem beschäftigten wir eine Agentur für Kinder und die Komparsenvermittlung des WDR. Ursprünglich hatten wir etwa 350 Kinder zur Auswahl. Schließlich führte ich mit 80 Kindern Gespräche, die per Video aufgezeichnet wurden. Mir war es wichtig herauszufinden, einerseits wo die Sehnsüchte dieser Kinder liegen und auf der anderen Seite, wo ihre Unbefangenheit und Ungebrochenheit sind. Ich wollte die Rollen schon mit abenteuerlichen, raubeinigen, frechen und rotzigen Kindern besetzen, um die Authentizität zu bekommen. Am Ende gab es regelrechte Probeaufnahmen mit einer immer kleiner gewordenen Gruppe von Kids."
Mit dieser Gruppe haben Sie dann zur Vorbereitung der eigentlichen Dreharbeiten noch intensiver gearbeitet?
"Wir haben uns vor allem miteinander angefreundet. Wir sind zusammen Eis essen gegangen, haben Pizza gegessen und dann auch die eine oder andere Szene erarbeitet. Die Kinder wollten vor allem spielen und ihre Spontaneität ausleben. So spielten wir in Köln draußen auf der Straße Räuber und Gendarm und waren dann schon mit der Kamera dabei, um die Stärken und Schwächen der einzelnen möglichst genau herauszufinden."
Nun gab es während der Dreharbeiten gewiss auch Szenen, die den Kindern nicht so lagen – ich denke jetzt beispielsweise an die kleine Liebesgeschichte?
"Die hat den beiden in der Tat ziemliche Schwierigkeiten bereitet. Vor der Kussszene beispielsweise hatten die beiden eine wahnsinnige Angst. Als wir schließlich diese Szene auch noch auf einen anderen Drehtag verlegen mussten, standen die beiden eine ganze Zeit unter Spannung, was allerdings, wie ich meine, der Szene letztlich gut getan hat. Sie ist für mich sehr authentisch."
Gedreht haben Sie den Film ausschließlich draußen an den Originalschauplätzen.
"Ja, in Gelsenkirchen und Umgebung. Der Schuppen befindet sich auf einem stillgelegten Gelände der Deutschen Bundesbahn. Die Fahrten und den Schluss des Films haben wir auf dem Streckennetz der Ruhrkohle AG gedreht, die ebenfalls hilfsbereit war und unser Filmvorhaben großzügig unterstützt hat. Dazu muss man wissen, dass die Ruhrkohle AG im Ruhrgebiet ein riesiges eigenes Schienennetz unterhält, das ungefähr die Größenordnung und Ausdehnung der Schweizer Bundesbahnen besitzt. Auf diesem Gelände haben wir das Show-Down, also die 'Begegnung zwischen unserer Lok und dem Nostalgiezug, gedreht. Dieser Zug stammt von einer privaten Gruppe, einem Freundeskreis, der in der Nähe von Hamm seinen Zug hegt und pflegt. Übrigens war die Entscheidung für die rote V 200 Lokomotive von meiner Kindheit motiviert. Die und keine andere musste es sein. Denn als Kind spielte ich, wenn ich mit meiner Modelleisenbahn beschäftigt war, am liebsten mit dieser Lokomotive."
Waren, um die Welt der Eisenbahn entstehen zu lassen, umfangreiche Recherchen notwendig?
"Eigentlich nicht. Denn eine Lokomotive in Gang zu setzen, das kann man innerhalb einer Stunde erlernen."
Und die Geschichte mit dem Computer?
"Dass man sich mit einem PC in das Netz der Bundesbahn einschleichen kann, ist reine Fiktion. Da haben wir, um die Geschichte in Gang zu halten, unsere Phantasie bemüht."
Im Film spielen die Mädchen der Bande im Grunde die Jungen an die Wand.
"Das ist auch so beabsichtigt. Ich wollte zeigen, wie stark, selbstbewusst und verhandlungsfähig die Mädchen sind, mal abgesehen davon, dass Mädchen in diesem Alter den Jungen einfach in vielem voraus sind."
Die Erwachsenen im Film geben nur Anlass zum Lachen. Ausnahme ist Kastler, der Eisenbahner, dem sich die Kinder langsam annähern und schließlich auch bei ihm eine Veränderung bewirken.
"Das war eine klare Entscheidung. Der Film ist ganz aus der Perspektive der Kinder gedreht, und er erzählt den notwendigen Ablösungsprozess der Kinder von ihren Eltern. Getrieben werden die Kinder von ihrer Abenteuerlust und ihrer Neugierde."
Sie vertreten den Anspruch der Kinder gegenüber der Erwachsenenwelt.
"Das kommt bei den Zuschauern, bei den Kindern unter den Zuschauern, besonders gut an. Keine Frage! Ich denke, sie merken, dass ich für sie Partei ergriffen habe. Beispielsweise in der Szene, in der die Bäckersfrau in das Zimmer der Kinder kommt und sie auffordert, sich doch einmal die neuen Spiele anzusehen. Die Kinder können darauf nur so ablehnend reagieren, weil klar ist, wieweit weg der Vorschlag von der Situation und den Problemen ist, die sie gerade bewegen. Und ich denke, dass dies eine durchaus typische Situation für das Verhältnis von Erwachsenen zu Kindern ist. Erwachsene haben sehr oft die Sensibilität für die Kinder verloren und werden ihnen daher auch nicht mehr gerecht."
Die Rolle von Kastler ist im Unterschied zu den anderen Erwachsenen sehr differenziert.
"Ihm wird die Chance gegeben, etwas zu lernen, sich zu entwickeln. Zu Beginn der Handlung ist er ja nur der Böse, der Aggressor, der verhindert, dass die Kinder ihren Traum verwirklichen können. Allerdings unterscheidet er sich von den anderen Erwachsenen. Denn auch er hat einen eher kindlichen Traum. Er möchte diese Dampflok wieder fit machen, um auf das Veteranentreffen zu fahren. Dieses Kindliche in ihm kommt durch die Kinder erst richtig zur Geltung."
Hat Regisseur Gerd Haag die Liebe zum Kinderfilm entdeckt?
"Nun, das nächste Projekt wird kein Kinderfilm sein. Aber ich habe mir fest vorgenommen, doch noch einmal einen solchen Film für Kinder zu drehen. Gerade bei meinen vergangenen Festivalbesuchen habe ich so viele schöne Filme gesehen, dass mich dieses Sujet sehr zu reizen beginnt. Dabei besteht allerdings die Gefahr, dass man plötzlich festgelegt ist, übrigens ein Phänomen, das vor allem bei uns in Deutschland so einschränkend wirkt. Seit einigen Jahren hat sich – wenigstens von der Produktionsseite her – die Situation wesentlich verbessert. Man bekommt heute doch relativ leicht Geld, um einen ausgesprochenen Kinderfilm zu produzieren. Die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit ist auch größer geworden."
Was reizt Sie besonders daran, einen Film für Kinder zu machen?
"Ich denke, solche Filme haben für Kinder eine ungeheure Bedeutung. Wenn ich höre, dass Kinder nach dem Besuch von "Die Lok" nach Hause gehen und dort Szenen nachspielen, dann freut mich das. Denn vielleicht kann ich denen mit dieser Geschichte auch Mut machen, den Mut, der eigenen Phantasie zu vertrauen."
Mit Gerd Haag sprach Jörg Bockow
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